Distrikt 1820

1000 Eichen im Gedenken an Gerda „Jo“ Werner

| Lesezeit: 3 Minuten

„Die Frau auf dem 50-Pfennigstück“

Ein Drittel von Deutschland, 11,5 Millionen Hektar, sind Wald. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Wald schwer geschädigt, stellenweise durch Kriegshandlungen zerstört. Die Siegermächte holzten riesige Waldflächen ab, Kriegs-Reparationen wurden in Naturalien beglichen. Holz war oft der einzige Brennstoff zum Kochen und Heizen. Große Mengen Holz wurden für den Wiederaufbau der zerstörten Städte benötigt. Über eine Millionen Hektar Wald waren kahlgeschlagen.

Frauen leisteten in den Nachkriegsjahren einen unschätzbaren Beitrag zur Wiederaufforstung unserer Wälder. Die Männer ernteten Holz, die Frauen pflanzten Bäume und pflegten die neu angelegten Forstkulturen. Die Bedingungen nach 1945 waren hart: Die Kriegsschäden waren enorm, das Geld knapp, viele Männer im Krieg geblieben, Invaliden oder noch in Gefangenschaft und zudem mussten die Kinder zuhause alleine großgezogen werden.

Baumpflanzerin auf der 50-Pfennig-Münze

Im Zuge der Währungsreform 1948 hatte die Bank deutscher Länder (später: Deutsche Bundesbank) ein passendes Motiv gesucht. Die Wahl fiel auf das Bildnis einer knienden Frau, die einen Eichensetzling pflanzt. Es zeigt die Oberurselerin Gerda Johanna Werner. Sie hatte Ihrem Mann, dem Bildhauer Richard Martin Werner Modell gestanden. Die Oberurseler Malerin und Kunstlehrerin wurde als die „Pflanzfrau“ auf der Rückseite der 50-Pfennig-Münze deutschlandweit bekannt, die über zwei Milliarden mal geprägt wurde. Im Jahr 1994 wurde ihr in Anerkennung ihres künstlerischen Wirkens die Ehrenmedaille der Stadt Oberursel verliehen.

„1000 Eichen im Gedenken an Gerda Jo Werner“Zur Erinnerung an die Kulturfrauen wurden am 17. März im Stadtwald Oberursel 1000 Stieleichen, Hainbuchen, Speierlinge und Elsbeeren gepflanzt. Die Vizepräsidentin der Bundesbank, die rotarische Freundin Dr. Sabine Mauderer, hob gemeinsam mit dem Hessischen Forstminister Ingmar Jung und vielen ehrenamtlichen Vertretern der Forstwirtschaft die historische Leistung der Pflanzfrauen hervor. „Das Baum pflanzende Mädchen, wie das Motiv auf der 50-Pfennigmünze genannt wurde, war ein einfaches aber eindrucksvolles Bild, dass die Pflanzfrauen würdigt,“ sagte Mauderer. „Eine junge Eiche wird als Symbol für ein neues Deutschland in den Boden gesetzt.“ Das Bild verkörpere Hoffnung und Wachstum, die junge Frau stehe für Fleiß und Arbeit. Die Rotary Clubs Frankfurt und Oberursel haben die Aktion finanziell unterstützt und tatkräftig mitgepflanzt.

Zustand des deutschen Waldes ist wieder besorgniserregend

Der Klimawandel hat durch Dürre und Schädlingsbefall in den letzten fünf Jahren die Wälder stark geschädigt. Rund 700.000 Hektar Wald in Deutschland sind zerstört und müssen wieder bewaldet werden. Alte Wälder müssen in artenreichere und klimafestere Mischwälder umgebaut werden. Wieder stehen Waldeigentümer und Gesellschaft vor der großen Aufgabe, Millionen Bäume zu pflanzen und die jungen Wälder zu pflegen. Und wieder engagieren sich Tausende Menschen in unzähligen Pflanzaktionen, wie der in Oberursel, um zu helfen, neue Wälder anzupflanzen.

Aus dem Magazin

Die Kraft des Singens
12 / 2025
Unter die Haut: Tattoos
11 / 2025
Die Rente ist sicher
10 / 2025
Als Gott auszog – Gedanken zur Umwidmung von Kirchen
09 / 2025
Österreich - Erinnerungen an die Zukunft
08 / 2025
Comeback des Sportvereins
07 / 2025
Man muss Menschen mögen
06 / 2025
Alles auf Anfang
05 / 2025
Cool Japan
04 / 2025
Mut zum Bruch: Deutschland nach der Wahl
03 / 2025
Gehasst oder geliebt?
02 / 2025
Wettrüsten im All: Wie Europa abghängt wird
01 / 2025
08/2024
08 / 2024
07/2024
07 / 2024
06/2024
06 / 2024
05/2024
05 / 2024
04/2024
04 / 2024
03/2024
03 / 2024
02/2024
02 / 2024
01/2024
01 / 2024