Distrikt 1830
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Ein Wochenende voller Austausch, hochkarätiger Impulse und rotarischer Verbundenheit: Der Rotary Club Schwäbisch Hall feierte im Mai 2025 sein 70-jähriges Bestehen. Höhepunkt war der Festvortrag von Dr. Christoph Heusgen in der Kunsthalle Würth. Partnerclubs, Gäste, Freundinnen und Freunde blickten gemeinsam zurück – und mutig nach vorn.

"Willkommen!" Präsident Achim Breitner empfängt am Abend des ersten von drei festlichen Tagen rund 160 Gäste im Alma-Würth-Saal in Schwäbisch Hall. Ein besonderes Willkommen gilt unserem Festredner, dem mehrjährigen Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Dr. Christoph Heusgen, mit den Worten:
"Wir freuen uns sehr, dass Sie mit Ihrer immensen Expertise nach Schwäbisch Hall gekommen sind und unser stolzes Jubiläum eröffnen."

Präsident Breitner umreißt die Zeit des Clubs seit der Gründung 1953 durch sieben Freunde sowie die wichtigsten Projekte und Meilensteine. Immer im Sinne, Freundschaft zu pflegen und Gutes zu tun. Der Bürgermeister der Stadt Schwäbisch Hall und rotarische Freund, Peter Klink, nutzt in seiner Begrüßung die Gelegenheit, auf die Bedeutung der Serviceclubs für die Stadt hinzuweisen: "Danke, dass Sie sich so großzügig engagieren, dass Sie viel Freizeit und Kraft in die regionalen Projekte geben!"

"Den möchte ich gern nochmal haben." Diese Idee von Freund Dr. Walter Döring passt wunderbar zur Eröffnung des Festwochenendes. "Gestern waren Sie in Berlin, heute Morgen in Stuttgart – ich freue mich, dass der Höhepunkt Ihrer Vortragsreise Schwäbisch Hall ist," begrüßt Döring in seiner typisch amüsanten Art.

"Man sieht, wie gut es dieser Stadt mit der umgebenden Industrie geht." Damit eröffnet der sehr besonnen und sachlich wirkende Gast, Dr. Christoph Heusgen, seine Festrede mit vielen klugen Einschätzungen. Nun, das würden Einheimische nicht unbedingt gleich voranstellen – umso wichtiger, dass die Freundinnen und Freunde vom RC Schwäbisch Hall sich diese Einstellung immer wieder bewusst machen. Darauf kommt Christoph Heusgen später zurück.

Kurz spricht er über seine Verbindung zu Rotary und erinnert sich "an das beste Jahr seines Studiums", das er als Rotary-Stipendiat bei einer rotarischen Familie in den USA verbrachte. Seine Verbindung zu diesem Land wuchs seit jener Zeit und sein letzter "Posten", wie er sagt, war Chicago. "Ich liebe dieses Land." Womit er gleich beim Thema und seiner Einschätzung von Präsident Trump ist. Auch als ehemaliger Berater von Angela Merkel sagt er dazu: "Es ist von Beginn an deutlich, dass Trump und seine Mannschaft in erster Linie Geschäftsleute sind. Sie garantieren keine Verlässlichkeit." Heute Freund – morgen Feind, damit müsse man rechnen. Angela Merkel habe dies nüchtern, sachlich und früh erkannt und die Weichen dafür gestellt, "dass wir unser Schicksal in die eigene Hand nehmen müssen".

Nun, in der zweiten Wahlperiode, sei Trump darauf noch besser vorbereitet. "Wir alle sehen: Die amerikanische Demokratie steht auf dem Prüfstand." Christoph Heusgen beantwortet die unausgesprochene Frage, wie man damit umgehen sollte, so: "Als Rheinländer wie ich, ist man etwas optimistischer veranlagt. Ich baue auf die Kraft und das Zusammenfinden von Europa." Kanzler Friedrich Merz habe seiner Meinung nach hier bereits wichtige Signale gesetzt: "Er hat begonnen, das wiederzubeleben und auch: die Briten wieder dazuzuholen."

Mit Blick auf unsere Verteidigung ist Christoph Heusgen sicher: "Dass wir hier sehr viel machen müssen. Wir müssen gewappnet sein und deshalb ausbauen."

Zu Putin selbst interpretiert er als Politiker, der seit vielen Jahren gute Einblicke und Einschätzungen hat:
"Er hat den Hebel umgelegt: Von der Kooperation zur Konfrontation. Er demonstriert die weltweite Ablösung alter Systeme. Denn: Über die wirtschaftliche Entwicklung ist er nicht weit genug gekommen, nun versucht er, auf dem Wege des Krieges weiterzukommen."

Heusgen zeigt auf, dass Deutschland hier Fehler gemacht habe. Er nennt zuerst, "dass wir als Land nicht die beschlossenen zwei Prozent für Verteidigung ausgegeben haben". Als nächstes – und ausdrücklich gegen den Rat anderer Europäer – "den Beschluss zum Ausbau von Nordstream 2, was uns tiefer abhängig gemacht hat von russischen Gaslieferungen". Drittens habe Deutschland die Ukraine "nicht rechtzeitig und ausreichend mit Rüstungsgütern unterstützt". "Und viertens hat es uns mit dem Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 böse erwischt. Natürlich hoffen wir auf den aktuellen Verhandlungserfolg. Diese Verhandlungen sind ein Anfang."

In dem Zusammenhang verweist er auf China: "dass wir mit diesem Land und dieser Regierung nicht rechnen können, aber weiter zusammenarbeiten müssen". Gleichwohl müsste Deutschland jedoch schauen, wo es andere Märkte gibt – zum Beispiel in Südamerika oder in Afrika.

Dr. Christoph Heusgen ermuntert das Publikum zu der Haltung, Gemeinsamkeiten zu wahren: "Denn das ist wichtig für eine Gesellschaft. Wie auch bei Rotary. Wir können stolz auf uns sein! Deutschland ist noch immer die drittstärkste Wirtschaftskraft und nach wie vor sehr beliebt. Wir haben einen guten Ruf."

Er beendet seine Festrede mit einem Vergleich zu Finnland: "Das ist laut Umfragen das glücklichste Land, trotz hoher Verteidigungsausgaben. Das kann Deutschland auch."

Rotary für Nepal

Positive Stimmung, trotz des Abschieds von alten Gewissheiten – das greift im Anschluss Katrin Jung von der deutsch-nepalesischen Berufsbildungsinitiative NSST auf. Dieses Projekt stellt den Spendenzweck des Festabends dar und unterstützt den positiven offiziellen Schlusspunkt. Die Initiative hilft jungen Menschen aus Nepal und begleitet diese in den Beruf. Es ist für den Schwäbisch Haller Club der Anschluss zum Schulprojekt in Tambesi/Nepal und ermöglicht faire Chancen, die diese Jugendlichen in Nepal sonst nicht haben. "Seit 3,5 Jahren sind unsere begleiteten jungen Nepalesen in Deutschland und die Zahl ist von 10 auf 600 gewachsen. Schon über 100 davon haben ihre Ausbildung erfolgreich beendet", freut sich Katrin Jung ganz begeistert.

Großer Applaus – insbesondere für den aus Heilbronn mitgereisten Bäcker-Lehrling Divian, der nach acht Monaten hier in der Region eine Rede auf Deutsch hält.

Kunst, Kulinarik und Austausch

Der erste rotarische Festabend im Mai 2025 klingt auf dem imposanten Vorplatz des Museums Würth bei Musik, Imbiss und Getränken – vor allem aber bei sehr guten Gesprächen unter Freunden aus. Am Samstag gingen 40 Rotarierinnen und ihre Partnerinnen mit unseren Gästen bestens betreut auf Kunsttour durch die Museen Würth in Künzelsau. Am Abend fand das Gala-Dinner zum 70-jährigen Jubiläum im Landhaus Wolf bei Freund Josef und bei Neurotarier Thomas Wolf im Club & Sternerestaurant "Eisenbahn" statt. Dort wurde geredet, großartige Geschenke getauscht, gegessen und getanzt wird bis in den Morgen. Mit einem Farewell-Frühstück und einer Vorstandssitzung am Sonntag verabschiedeten sich die Freundinnen und Freunde und ihre Gäste voneinander – aber nur bis zum nächsten Treffen.

Dagmar Alberti

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