Bröckedde

Das Care-Paket

von Alexander Hoffmann |
| Lesezeit: 2 Minuten

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

 

 

Die renommierte Kleinkunstbühne Bröckedde ist wegen Corona in Not – wir sollten helfen“, befand Präsident Pröpke in einer Vorstandssitzung. Er erntete einhellige Zustimmung und es wurde beschlossen, dass jedes Clubmitglied eine einmalige Spende von 100 Euro leisten sollte.

Eine Rundmail wurde verfasst mit der Ankündigung, Kassierer Knödler werde die Summe demnächst abbuchen. „Damit setzen wir ein Zeichen der Solidarität mit den Künstlern. Die Zeiten sind hart, aber 100 Euro wird ja wohl jeder noch übrig haben“, freute sich Pröpke. Knödler wiegte den Kopf: „Mal abwarten, ich kenne unsere Pappenheimer.“

77 Freundinnen und Freunde hatten keine Einwände, doch drei stellten sich quer. So Freund Bleichkraut-Donnerhöhe, der mit einem dreiseitigen Brief die Zahlung verweigerte und den Spendenbeschluss als „Ermächtigungsgesetz“ brandmarkte. Ganz abgesehen davon sei er am Rande seiner Zahlungsfähigkeit.

Ihm folgte Freund Dübelzahn, der vorsorglich eine einstweilige Verfügung bei Gericht in Aussicht stellte. Als dritter Pappenheimer entpuppte sich Freund Saftschnitte, der ein Foto mailte, das ihn im Kreis seiner Familie zeigte, wie sie sich alle vier mit Löffeln um eine einzige Dose Ravioli scharten – „unser Sonntagsmahl.“

 

Pröpke war bestürzt. „Geht es den drei Freunden wirklich so schlecht?“, fragte er Knödler. Der meinte: „Bleichkraut-Donnerhöhe hat gerade einen neuen Bentley bestellt. Dübelzahn lässt im Moment seinen Drittwohnsitz in London renovieren und Saftschnitte hat kürzlich einen Batzen Apple-Aktien erworben. Da kann es schon mal eng werden mit der Haushaltskasse.“

„Was sollen wir tun?“
„Lassen Sie mich mal machen“, erwiderte Knödler. Er formulierte einen Brief mit dem Titel „Drei Freunde in Not“ und bat darin alle Clubmitglieder um die Zusendung von Care-Paketen an die drei. „Bitte mit Kaffee, Mehl und Zucker, Fertigpizzen, Ölsardinen sowie ein paar warmen Socken.“

Pröpke las einen Tag später den Entwurf: „Aber das haben Sie doch hoffentlich nicht losgeschickt?“

Knödler lächelte: „Nein, nur meinen Pappenheimern als Entwurf.“

„Und?“

„Dübelzahn und Saftschnitte haben die 100 Euro eilig sofort überwiesen. Bleichkraut-Donnerhöhe kam heute früh im Bentley vorbei und zahlte in bar.“

 

 

Alexander Hoffmann

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