Distrikt 1800

Goslarer Kaiserring für Miriam Cahn

von Gabriele Arndt-Sandrock |
| Lesezeit: 3 Minuten

Im Mittelpunkt des alljährlichen Intercity-Meetings des RC Goslar steht die Einführung in das Werk des neuen Kaiserringträgers.

Der Einladung des RC Goslar zum traditionellen Intercity-Meeting anlässlich der Verleihung des Kaiserrings sind auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Gäste gefolgt.

Präsident Tobias Schossig zeigte sich erfreut über diese Resonanz und konnte mit Michael Stoeber aus Hannover einen renommierten Kunstkritiker begrüßen, der in das Werk der Kaiserringträgerin Miriam Cahn einführte.

Als Tochter eines jüdischen Kunsthändlers 1949 in Basel geboren, wurde Miriam Cahn Anfang der 1980er Jahre mit großformatigen Kohle- und Kreidezeichnungen bekannt, die sie kniend oder liegend auf dem Boden erschuf und die häufig weibliche Körper oder die männliche Welt – symbolisiert durch Kriegsschiffe, Raketen oder Kampfjets – darstellen.

Stoeber beschrieb Cahn als rebellisch und provokant. Mit ihrer Technik der schwarzen Kreide auf weißem Papier verdeutliche sie Polaritäten von Gut und Böse, Aggression und Verletzlichkeit. Ihre Figuren seien oft nackt und hätten nicht immer ein erkennbares Geschlecht, was sie allgemeingültig machten.

Kunst voller Intensität

Seit Mitte der 1990er Jahre ist Miriam Cahn durch figurative farbige Ölbilder hervorgetreten, in denen sie mit großer Eindringlichkeit menschliche Dramen beschwört, seien sie politischer oder intimer Natur. Indem sie ausgewählte Teile ihrer Figuren – vor allem Brüste, Lippen oder Augen – hervorhebt, erscheinen ihre Figuren geisterhaft und zerbrechlich. Zu ihren Themen gehören Flucht, Vertreibung, Krieg, menschliche Konflikte, Sexualität, aber stets auch die Natur und Landschaft.

Den Kaiserring nahm die Künstlerin in der Kaiserpfalz nicht persönlich entgegen. Für diesen Anlass hatte sie stellvertretend eine Armplastik gefertigt, auf die der Ring während des Festakts aufgesteckt wurde. Diese Skulptur mit Ring hat sie dem Mönchehaus Museum als Geschenk vermacht. Fabrice Hergott, Direktor des Musée d’Art moderne de la Ville de Paris und Mitglied der Jury für den Kaiserring, stellte heraus, dass die Künstlerin in einem abgelegenen Ort in der Schweiz wohne und das Reisen für sie immer beschwerlicher geworden sei, weshalb sie nicht nach Goslar gekommen war.

Der international renommierte, undotierte Kunstpreis Goslarer Kaiserring wird seit 1975 vergeben. Er wurde initiiert durch den 2010 verstorbenen Unternehmer und Mäzen Peter Schenning. Der langjährige Rotarier (RC Goslar) hat 1978 auch das Mönchehaus Museum Goslar begründet, in dem alljährlich die Werke der Kaiserringpreisträger präsentiert werden.

Gabriele Arndt-Sandrock

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