Bröckedde

In ewiger Treue

von Alexander Hoffmann |
| Lesezeit: 3 Minuten

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

 

 

Die Freunde Schüttelgras und Watzbröl waren neu im RC Bröckedde, als sie gleich beim ersten Meeting einen interessanten Tischnachbarn hatten. Der weißhaarige Gast stellte sich als Rotarier vom englischen RC Moneypenny vor und schwelgte bald in Erinnerungen.

„Das waren noch Zeiten, als auf der Themse unsere Achter im Rudern miteinander wetteiferten. Beim letzten Mal lag die Crew des RC Moneypenny um acht Bootslängen vor dem RC Bröckedde.“

„Wann war das?“, fragte Schüttelgras.
„1989“, seufzte der Gast.
Schüttelgras und Watzbröl rätselten. So erging es ihnen auch vier Wochen später, als sich ein ebenfalls weißhaariger Gast zu ihnen gesellte und herzliche Grüße vom österreichischen RC Bad Oschl übermittelte. Auch er badete in den alten Zeiten und schilderte ein Treffen beider Clubs in der Wiener Kapuzinergruft: „Am Sarkophag der Kaiserin Maria Theresia haben wir uns bei einem Glas eurer Bröckedder Schlunzbeere, dieses legendären Kräuterschnapses, ewige Treue geschworen.“

„Und wann war das?“, fragte Watzbröl.

„Sehr lange her, gefühlt kurz nach dem Hinscheiden der Kaiserin.“

Die beiden Jungrotarier waren noch immer ratlos und forschten bei Präsident Pröpke nach. Der erwiderte verlegen: „Hm, der RC Moneypenny und die Freunde aus Bad Oschl ... ja, da war mal was.“ Er überlegte, dann fiel es ihm ein: „Das waren unsere ausländischen Partnerclubs. Irgendwie ist das dann im Sande verlaufen.“

 

Schüttelgras war empört. „Rotary dient doch auch der Völkerverständigung. Wie kann man das nur so schleifen lassen?“

Watzbröl bemerkte: „Fehlt es uns an Ruderern und haben wir keine Schlunzbeere mehr?“

Pröpke wand sich. „Nein, die Partnerschaften starben einen schleichenden Tod. Anfangs waren wir noch 30 aus Bröckedde, die nach England und Österreich fuhren. Dann waren es 20, dann zehn und zuletzt war ich mit Kassierer Knödler allein auf weiter Flur.“

Das wollten die zwei Jungrotarier so nicht stehen lassen. Sie erarbeiteten ein Bonusprogramm, um die Freundinnen und Freunde erneut für die Partnerschaftsidee zu erwärmen. Wer an einem entsprechenden Treffen teilnahm, musste drei Jahre lang keinen Vortrag halten, wurde jährlich mit einem Paul Harris Fellow geehrt und erhielt bei jedem Meeting einen doppelten Nachtisch.

Auf einmal erfuhr das zarte Pflänzchen Partnerclub eine Wiedergeburt. Der RC Bad Oschl war glücklich erregt und bat zu einem festlichen Treffen im Hotel Sisi. Dort wolle man sich gemeinsam alle drei Sisi-Filme in Endlosschleife ansehen und dazu eine Magnumflasche Schlunzbeere verkosten.

„Ein ganzes Fass sollen sie kriegen“, meinte Pröpke euphorisch. Tief gerührt war er auch über die Resonanz des RC Moneypenny. „Wir sind ja für Fair Play“, meinten die Engländer und erlaubten dem Bröckedde-Achter für das nächste Wettrudern auf der Themse den Einsatz eines Hilfsmotors.

 

 

Alexander Hoffmann

Aus dem Magazin

Die Kraft des Singens
12 / 2025
Unter die Haut: Tattoos
11 / 2025
Die Rente ist sicher
10 / 2025
Als Gott auszog – Gedanken zur Umwidmung von Kirchen
09 / 2025
Österreich - Erinnerungen an die Zukunft
08 / 2025
Comeback des Sportvereins
07 / 2025
Man muss Menschen mögen
06 / 2025
Alles auf Anfang
05 / 2025
Cool Japan
04 / 2025
Mut zum Bruch: Deutschland nach der Wahl
03 / 2025
Gehasst oder geliebt?
02 / 2025
Wettrüsten im All: Wie Europa abghängt wird
01 / 2025
08/2024
08 / 2024
07/2024
07 / 2024
06/2024
06 / 2024
05/2024
05 / 2024
04/2024
04 / 2024
03/2024
03 / 2024
02/2024
02 / 2024
01/2024
01 / 2024