Distrikt 1950

Männergesundheit – ein rotarisches Thema

von Matthias Gehler |
| Lesezeit: 3 Minuten

Interview mit Olaf Theuerkauf vom RC Weimar und Vorstand der Stiftung Männergesundheit

Wie sind Sie auf das Thema „Männergesundheit“ gekommen?

Los ging es 2006. Mit meiner damaligen PR-Firma hatte ich für die Deutsche Gesellschaft für Urologie ein begehbares Prostatamodell gebaut. Das Objekt war fünf Meter lang, zwei Meter hoch und breit. Wir haben es durch ganz Deutschland fahren lassen. Dadurch, dass wir vor allem an „nichtärztlichen“ Orten waren, also in Autohäusern, Museen, Rathäusern und in anderen öffentlichen Räumen, hatten wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Auch die, die sich nie mit dem Thema beschäftigt hätten, standen plötzlich in der Prostata. Oft waren es die Frauen, die Ihre Männer in das Modell schickten. Ganze Gruppen kamen so in die Diskussion.

Wieso braucht es dieses Aufmerksamkeit?

Männer sterben fünf Jahre früher als Frauen. Bei vielen Erkrankungen sind sie deutlich im Nachteil. Gesundheit hat für Männer nicht die Bedeutung wie für Frauen, die in der Regel monatlich an ihren Körper erinnert werden. Männer missachten häufig körperliche Warnsignale und meinen, sich dann erst recht im Beruf und im Privatleben durchkämpfen zu müssen. Unsere Aktion hat daran erinnert, dass es bei den Herren der Schöpfung ganz spezifische Gesundheitsgefahren gibt. Dazu braucht es Eigenverantwortung, Vorsorge und konkrete Hilfsangebote. Vor allem aber braucht es eine neue Einstellung in der Gesellschaft.

Sie reisen zu Vorträgen in die Clubs, sollten dazu auch Frauen eingeladen sein?

Unbedingt. Ist es nur eine reine Männerveranstaltung – und das kann bei Rotary vorkommen - dann halte ich zumeist eine halbe Stunde meinen Vortrag. Danach wird ein Bier getrunken. Sind Frauen dabei und sogar Partnerinnen, werde ich unter zwei Stunden nicht aus dem Raum gelassen. Dann stellen auch die Männer Fragen. es gibt Unterschiede im Angstmanagement. Fiktives Beispiel: Ein Mann und eine Frau gehen zum Arzt und beide bekommen eine schreckliche Diagnose – er Prostatakrebs, sie Brustkrebs. Beide stürzen in ein tiefes Loch. Jedoch ruft die Frau sofort drei Ihrer zehn besten Freundinnen an und bespricht die Situation. Wenn sie ihren Fall das dritte Mal geschildert hat, dann hat sie schon eine ganz andere Einstellung dazu. Der Mann geht nach Hause in den Keller und versucht die Problemlage mit sich allein auszumachen.

Das kann aber auch eine Art der Verarbeitung sein …

… ja, aber wenn dann Entscheidungen getroffen werden müssen, wird klar wer überlegter und reflektierter zu seinen nächsten Schritten kommt – eindeutig die Frau. Männer wählen oft viel radikalere Therapieformen. Sie lassen sich z.B. eher operieren. Ist die Partnerin bei der Therapieentscheidung einbezogen, entscheidet der Mann oft anders. Es betrifft ja auch ihr weiteres Zusammenleben.

Matthias Gehler

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