Distrikt 1810

Mit Achtsamkeit zum Superhero

von Monika Hörig |
| Lesezeit: 3 Minuten

Es könnte ein Vorbild-Projekt für andere Clubs werden: Das Konzpept für eine Arbeitsgemeinschaft, die Schüler dabei unterstützt, besser mit Krisen und Herausforderungen umzugehen.

"Heute habe ich mich endlich mal gefunden." Camill horcht ein bisschen in sich hinein, als er das sagt, nachdem er zusammen mit sieben anderen Neuntklässlern der Marie-Colinet-Sekundarschule Hilden ein kurzes Achtsamkeitstraining absolviert hat. Es ist das vierte von zehn Modulen einer Arbeitsgemeinschaft (AG), die unter dem Motto "Be your own superhero" Jugendliche hier in die Lage versetzen soll, schwierige Aufgaben und Herausforderungen zu meistern.

Dass Psychologin Pia Burghartz hier einmal die Woche mit den Schülern arbeiten kann, ist einer Initiative des RC Hilden-Haan zu verdanken. Präsident Dieter Brenken hat damit das Thema des RI-Weltpräsidenten 2023/24 aufgegriffen: Mental Health. Herausgekommen ist ein Pilotprojekt, das der Club zusammen mit DU-ICH-WIR aus Hochdahl und der Praxis für systemische Psychotherapie "Weiße Villa" in Hilden entwickelt und inklusive District Grant bereits an der Realschule Hochdahl gefördert hatte.

Auf der Wiese hinter dem Kursraum sitzen die Jugendlichen jetzt mit geschlossenen Augen auf einer Decke. Pia Burghartz gibt Hinweise, wie sie mit den Gedanken durch ihren Körper wandern sollen. "Nehmt nun euren Rücken wahr. Wie fühlt er sich im Moment an? Könnt ihr Verspannungen wahrnehmen?" Die längere Konzentration fällt nicht allen leicht, nach einiger Zeit kommt Unruhe auf, leises Kichern ist zu hören.

Als die Achtsamkeitsübung vorbei ist, herrscht weitgehende Einigkeit: Sie dauerte zu lang, aber man fühlt sich schon entspannter, lockerer. Pia Burghartz fragt jetzt noch einmal nach den Inhalten vergangener Stunden. Sie ruft in Erinnerung, was eine Ressource ist: Kompetenzen und Stärken, die einem selbst zur Verfügung stehen, um zum Beispiel Krisen zu bewältigen. Und was war doch gleich die Technik des Gedankenstopps? "Mir hilft das, wenn ich einen Gedankenstrudel anhalten will", sagt Chayma, "das habe ich zu Hause ausprobiert."

Die Teilnahme an der AG ist freiwillig. Die sechs Mädchen und zwei Jungen, die heute dabei sind, haben sogar eine Freistunde überbrückt, um mitzumachen. "Es hilft mir weiter, ich lerne Dinge, die ich nicht kannte", sagte Leonie und Amélie ergänzt: "Ich lerne, wie ich mich und auch Freund und Familie mental stärken kann."

An der Marie-Colinet-Schule realisiert der RC Hilden-Haan das Projekt jetzt zum zweiten Mal. Dajana Gottwald, didaktische Leiterin der Schule, ist dankbar, dass die Rotarier auf sie zugekommen sind. Gemeinsam mit der Sozialpädagogin der Schule, Nina Boros Devi, die die AG begleitet und nacharbeitet, stellt sie schon nach wenigen Wochen fest, dass die Aktion Wirkung zeigt: "Die Jugendlichen merken, dass sie nicht allein sind und es einen Schonraum für sie gibt. Inzwischen wollen noch mehr teilnehmen, aber wir halten die AG zunächst einmal geschlossen."

Die AG soll ein Weg sein, aufklärend und präventiv bei Jugendlichen zu wirken, um ihre seelischen Herausforderungen besser bewältigen zu können. Es geht um Strategien und Übungen, die helfen sollen, zum Beispiel aus einem "Loch" wieder herauszukommen. Selbstfürsorge, gute Entscheidungen treffen, der Umgang mit den eigenen Gedanken und Gefühlen, kurz, mentales Empowerment – das sind Bausteine der AG.

Als Leitfaden wurde ein Handbuch entwickelt, das nun auch anderen Interessierten zur Verfügung gestellt wird, wie Dieter Brenken sagt. Die Durchführung der Pilot-AG mit der Erstellung des Handbuchs habe 10.000 Euro gekostet, für jede weitere AG fallen 2000 Euro an. "Wenn ich mir die Resonanz der Jugendlichen vor Augen führe, ist das sehr gut investiertes Geld", ist sich Brenken sicher. Oder wie es Jamila ausdrückt: "Ich bin viel gelassener, wenn ich nach dem Kurs nach Hause komme."

Monika Hörig

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