Editorial
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Für die 14 Millionen Ostdeutschen änderte sich nach der Wiedervereinigung nahezu alles.

 

 

 

Dem großen Jubel über die Wiedervereinigung folgte die große Ernüchterung. Biografien brachen, Lebenspläne lösten sich auf, denn während für die rund 60 Millionen Westdeutschen das Leben oft unverändert weiterging, änderte sich für die 14 Millionen Ostdeutschen nahezu alles. Doch nach 30 Jahren deutscher Einheit ist es nicht nur an der Zeit, wieder einmal zurückzublicken und auf Unterschiede hinzuweisen, sondern sich die errungenen Erfolge des beispiellosen Zusammenwachsens dieses einst so ungleichen Geschwisterpaars vor Augen zu führen.

Der Theologe und Philosoph Richard Schröder widerspricht der neuen Einigungserzählung, die das Trennende hervorhebt und den Westen für die Probleme des Ostens verantwortlich macht: „Ja, die Ostdeutschen sind seit 1945 gegenüber den Westdeutschen benachteiligt gewesen. Aber von wem? Nicht von den Westdeutschen, sondern vom Schicksal.“ Für Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, hat die Wiedervereinigung vor allem kulturell zusammengeführt, was immer zusammengehörte. Bei der Bewertung der Einheit sei die kulturelle Seite zu kurz gekommen, obwohl sie die Voraussetzung dafür war, „dass wir uns eine Wiedervereinigung überhaupt noch einmal vorstellen konnten. Die gemeinsame Sprache, die gemeinsame Kultur und Geschichte, die sind eben nicht verloren gegangen in den Jahren der Teilung.“ Er spricht im Interview über den Kraftakt der Zusammenführung der Deutschen Bücherei in Leipzig und der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main zur Nationalbibliothek, die nach der Wende in seiner Hand lag. Die weiteren Autoren unserer Titelstrecke heißen Irina Scherbakowa, Avi Primor und Valerie Schönian, die aus ihren persönlichen Erinnerungen spannende Schlussfolgerungen für die Gegenwart und Zukunft ableiten. Und Armin Maus, Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, geht der Frage nach, welche Rolle Rotary bei der Wiedervereinigung gespielt hat und spielen kann.

Diese Meldung ging um die Welt: Afrika ist offiziell frei von wilden Polioviren, und die Rotarier haben daran maßgeblich mitgewirkt. Doch die Arbeit ist noch lange nicht zu Ende, denn es geht darum, den Erfolg nachhaltig abzusichern. Der Kampf gegen die Kinderlähmung erfolgt nun an zwei Fronten: gegen wilde Viren in Afghanistan und Pakistan und gegen impfabgeleitete Viren, die auch in Afrika immer wieder auftauchen. Diese sind inzwischen die eigentliche Herausforderung für die Kampagne „End Polio Now“. Und es gibt weitere Hürden auf dem langen Weg zu einer wirklich poliofreien Welt. „Was kommt nach der Null?“, fragt unser Autor Matthias Schütt im Fokus.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Björn Lange
Chefredakteur

 

 

 

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