Bröckedde

Weihnachten mit Murphy

von Alexander Hoffmann |
| Lesezeit: 3 Minuten

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Freund Müllermaus war enttäuscht. Eigentlich wollte er einen Vortrag über den US-Ingenieur Edward A. Murphy halten, den Urvater der geflügelten Maxime „Anything that can go wrong will go wrong“. Hierzulande auch als „Murphys Gesetz“ bekannt.

Sein Vortrag wurde verschoben, denn im RC Bröckedde war Wichtigeres zu klären. Nämlich die Frage „Rund oder mit Zacken?“ Dabei ging es um die Form des selbst gefertigten Gebäcks, mit dem der Club die Kleinen im Kinderheim St. Eulalia zu Weihnachten beglücken wollte.

Einer der Rundlinge meinte: „Wir sind Persönlichkeiten, die in sich ruhen und daher auch für die Schwächeren da sein können.“ Ein Zackenfreund gab Kontra: „Wir sind Persönlichkeiten mit scharfem Profil und können von daher auch für die Schwächeren da sein.“

Der Streit tobte schon seit dem Frühherbst, und Weihnachten rückte nun immer näher. Da sprach Präsident Pröpke ein Machtwort: „Wir backen Plätzchen, die unten rund sind und oben gezackt. In der Mitte platzieren wir das Rotary-Rad.“

Der Club war befriedet und ging voller Elan ans Werk. Alle machten mit, Investmentbanker Munzinger kam eigens dazu aus seinem New Yorker Büro: „Ist doch schön, zur Abwechslung mal kleine Brötchen zu backen.“

Allerdings verfügte niemand in der Truppe über Erfahrung mit dem Backen von Plätzchen. Doch man verließ sich auf die Hightech-Küche von Freund Wüstenzwickel, bei dem das Ganze stattfand. Der Backofen war vernetzt mit künstlicher Intelligenz. Die KI sorgte für das Rezept, für die Form und den Backvorgang.

Doch die erste Charge misslang, die Plätzchen waren hart wie Legosteine, die Plätzchen der zweiten Charge erinnerten in der Form an schwäbische Spätzle.

Freund Wüstenzwickel erteilte der künstlichen Intelligenz eine scharfe Rüge. Zur Aufhellung der Stimmung ließ er in der Küche den Song Last Christmas ertönen und Rotary-Champagner auffahren, den er kürzlich zur Unterstützung eines Projekts in Moldawien geordert hatte.

Die dritte Charge überzeugte endlich durch Konsistenz und runde Zackigkeit. Leider sah das Rotary-Rad nun aus wie ein schlapper Autoreifen. Freund Müllermaus ätzte: „Bei Rotary ist die Luft raus.“ Die KI sandte Wüstenzwickel eine Mail: „Sorry, bin heute nicht so in Form.“

Im RC Bröckedde leckte man sich die Wunden. Wenigstens durfte Freund Müllermaus endlich seinen Vortrag nachholen. Er schloss mit den Worten: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Murphy wusste, wovon er sprach. Ich vermute, er war auch Rotarier.“

Alexander Hoffmann

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