Distrikt 1930

Young meets old im Seniorenheim

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Das Projekt wurde im April diesen Jahres initiiert und wird gerade zum Dauerläufer.

Es ist 14 Uhr Seniorenwohnheim und wir sind im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Offenburg-Bohlsbach. Frau Meier wartet schon auf die Ankunft des 16-jährigen Schülers Andrew Arnold, der ihren Nachmittag und den der anderen Bewohner gestalten wird. Es ist ein Leuchten in ihren Augen und ein herzliches Erwarten mit der Frage, was wird er heute wieder für neue Ideen mitbringen.

Die meisten Bewohner hier sind weit über 80 Jahre alt, haben eine lange Lebensgeschichte hinter sich und verbringen ihren Lebensabend in diesem schönen, neu erbauten Haus, aber doch ist es auch eine fremde Umgebung, was für viele eine Entwurzelung bedeutet; weg von der geliebten Wohnung oder Haus mit all den Erinnerungen.

Andrew kann dem gut nachempfinden. Seine Mutter kommt aus Simbabwe und sie konnte hier im Ländle ihre neue Zukunft gestalten, die Sehnsucht nach der alten Heimat aber blieb. In unserer Gesellschaft werden alte Menschen oft vergessen und haben doch noch so viel zu erzählen und mitzuteilen.

Das weiß Andrew. Nach seinem Compassion Projekt in der 10. Klasse des Schillergymnasiums vor Ort ist er hierher wieder zurückgekommen. In diesem Projekt lernen junge Menschen Verantwortung zu übernehmen und Empathie für ältere Generationen zu entwickeln. Es ist aber für ihn nicht nur ein Geben, sondern er nimmt auch viel Lebenserfahrung und Weisheit der Älteren mit.

Finanziell unterstützt wird das Projekt „Young meets Old“ vom Rotary Club Ortenau-Liberty. Initiiert wurde es im April dieses Jahres unter Präsident Claudio Labianca, weitergeführt vom aktuellen Präsidenten Tobias Fischer und dem Incoming-Präsidenten Romain Waigand. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, älteren Menschen einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen. Das Projekt wird zudem von einem großzügigen Spender unterstützt, und die Initiatoren hoffen auf weitere Nachahmer.

Für Andrew ist der Besuch der Heimbewohner immer ein bereicherndes Erlebnis. Er sagt: „Das schönste ist die Freude der alten Menschen und das Lächeln“.

Zu der Europameisterschaft 2024 hatte er einen Quiz gestaltet und bei vielen älteren Fußballfans einen richtigen Treffer gelandet. Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe. Auf der einen Seite die Jugend, körperlich fit, jedoch fehlende Erfahrung.

Auf der anderen Seite die Weisheit des Alters, körperlich geschwächt, aber vielmals noch ein wacher Geist und vor allem ein großer Erfahrungsschatz. Nicht umsonst gab es in alten Kulturen einen Ältestenrat. Um diesen Schatz wissend hoffen die mittlerweile drei dazugekommenen Schülerinnen Sophia Falk, Monique Seiler und Annelie Schelske, dass sich noch weitere Jugendliche angesprochen fühlen.

Frau Anne Schmid vom Dietrich-Bonhoeffer-Haus koordiniert und organisiert das Projekt. Wir sind dankbar, in ihr eine so engagierte Ansprechpartnerin gefunden zu haben.

Hoffen wir alle, dass dieses Projekt Leben im Alter „Young meets Old“ gemeinsam mit jungen Menschen einen Beitrag leistet, den Seniorenheimbewohnern Abwechslung zu schenken und ihren Alltag bereichernder zu gestalten.

Claus Schmiederer

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