Neues vom RC Bröckedde - Folge 151
Artenschutz
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg
Wie es sich gehörte, war im RC Bröckedde allerhand Prominenz versammelt. Stolz verkündete Präsident Pröpke einmal im Salon Hindenburg: „Wir haben bei uns die Crème de la Crème.“ Doch Kassierer Knödler murrte: „Was haben wir von der Crème, wenn sie sich verflüssigt?“
In der Tat ließ die Präsenz einiger Promi-Rotarier sehr zu wünschen übrig. In den Medien tauchten sie nebst Rotary-Nadel im Revers regelmäßig auf, aber nicht im Salon Hindenburg. Einer davon war Freund Brummeisen, ein erfolgreicher Unternehmer und der größte Arbeitgeber von Bröckedde. Der andere war Freund Pelzig-Wantzenau, der Intendant der Städtischen Bühnen Bröckedde, ein Liebling der Feuilletons.
„Die beiden haben unendlich viel zu tun, da müssen wir tolerant sein“, beschwichtigte Pröpke Kassierer Knödler. Aber der ätzte weiter: „Offenbar stehen die beiden unter Artenschutz.“
Seine Laune wurde nicht besser, als ihm hinterbracht wurde, was die beiden Promi-Rotarier so trieben, wenn Meeting war. „Wissen Sie, was Freund Brummeisen letzten Mittwoch machte, als wir Meeting hatten?“, fragte er Pröpke.
„Sicher hatte er eine anstrengende Vorstandssitzung.“ „Nein, er hat ein Mittagsschläfchen in seinem Büro genommen.“
Nun war Präsident Pröpke doch beunruhigt: „Haben Sie auch von Pelzig-Wantzenau gehört?“
„Aber ja. Der hat am letzten Mittwochmittag heimlich Sisi-Filme geguckt, ebenfalls in seinem Büro und alle drei Folgen hintereinander.“
Pröpke gab sich einen Ruck: „Tja, wenn die beiden nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen.“
Pröpke konnte ganz gut mit einem Souffleur der Städtischen Bühnen. Als dort die „Komödie der Irrungen“ von Shakespeare Premiere hatte, kam der berühmte Satz „Ein jedes Ding hat seine Zeit“. Und der Souffleur ergänzte ziemlich laut: „Zum Beispiel das rotarische Meeting, Salon Hindenburg, jeden Mittwoch um 13 Uhr.“
Die Feuilletons rätselten über diese „Neuinterpretation Shakespeares“, aber Pelzig-Wantzenau hatte verstanden. Beim nächsten Mal war er pünktlich da und Pröpke plauderte angeregt mit ihm über die Chancen für eine vierte Folge der Sisi-Reihe.
Brummeisen allerdings ging nie ins Theater. An einem Mittwoch um 13 Uhr wollte er sich gerade sein Turboschläfchen gönnen, als Pröpke in der Bürotür stand und ihm strahlend ein Buch über Rotary-Gründer Paul Percy Harris überreichte. Eine Woche darauf, wieder um 13 Uhr, brachte Knödler Brummeisen einen Satz Clubwimpel vorbei, und sieben Tage später erschienen mittags acht Freunde von der Rotary Fellowship Blasmusik im Firmenhof und gaben Brummeisen ein Ständchen. Letzteres zermürbte ihn endgültig.
Am folgenden Mittwoch war Brummeisen im Salon Hindenburg zur Stelle. Pröpke war zufrieden, meinte aber während des Meetings zu Knödler: „Schauen Sie mal zu Brummeisen rüber, der schläft ja schon wieder.“
Knödler entgegnete: „Hauptsache, er tut es bei uns.“
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