Münster
Immer auf Kurs
Sie leitet ein Familienunternehmen, segelt und gewinnt Klavierwettbewerbe: Caroline Kirchhoff-Brinkmann, Deutschland-Commodore der rotarischen Segler.
Ein Leben ohne Segeln kann sich Caroline Kirchhoff-Brinkmann nicht vorstellen. Ein Leben ohne das Klavierspiel auch nicht. So kommt es schon einmal vor, dass die Münsteranerin kurzerhand ihr Digitalpiano mit an Bord nimmt, wenn unmittelbar nach einem Segeltörn ein wichtiger Auftritt ansteht. Damit die Finger im Training bleiben. Denn normalerweise vergeht kein Tag, an dem Caroline Kirchhoff-Brinkmann nicht spielt. Außerdem ist die 57-Jährige auch noch Unternehmerin, ebenfalls mit Leib und Seele. Ihr Großvater gründete in Münster die Steppdeckenfabrik Kirchhoff, die später ihr Vater und ihr Onkel übernahmen. Beruflich ist sie inzwischen gemeinsam mit ihrem Cousin Tobias Kirchhoff Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Firma Medi-Tech, die vor 28 Jahren aus der Bettwarenfabrik hervorging und mittlerweile auf hochwertige Lösungen in den Bereichen Hausstauballergie und Orthopädie spezialisiert ist.
Die enge Verbindung zum Familienunternehmen hat sich von klein auf entwickelt. „Mein Vater hat immer viel zu Hause erzählt. Als Schülerin war ich oft im Betrieb und auf Heimtextilienmessen“, sagt Caroline Kirchhoff-Brinkmann und schwärmt von den schönen Stoffen, für die sie schon damals eine besondere Vorliebe hatte. So nähte sie sich zu Schulzeiten ihre Kleidung selbst. Das kommt ihr heute in der Zusammenarbeit mit den Konfektionären zugute, die nach ihren Vorgaben liefern.
Dass sie eines Tages hauptberuflich ins Familienunternehmen einsteigen würde, war allerdings nicht immer klar. Denn mit zehn Jahren schon strebte sie eine professionelle Karriere als Pianistin an und verfolgte dieses Ziel mit viel Disziplin und Leidenschaft für mehrere Jahrzehnte. Bereits mit 13 Jahren war sie Jungstudentin an der Folkwang-Musikhochschule in Essen, mit 17 Jahren hatte sie ihren ersten Klavierschüler. Direkt nach dem Abitur ging Caroline Kirchhoff-Brinkmann zum Studium an die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Nach dem Konzertexamen mit 25 übernahm sie eine Teilzeit-Professur für Klavier.
Parallel gründete sie eine Familie, trat weiterhin als professionelle Musikerin auf Konzerten auf und legte später ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre nach. Mit 40 Jahren dann entschied sie sich schließlich, in die Firma einzusteigen. „Durch meine Lehrtätigkeit habe ich gelernt, mich individuell auf Menschen einzustellen“, sagt Caroline Kirchhoff-Brinkmann. Das nutzt sie auch heute, um ihr Team an Mitarbeitern im Betrieb zu führen. Gleichzeitig weiß sie noch von damals aus ihrer Zeit als professionelle Musikerin, wie es ist, sich über die Frage Gedanken zu machen: Wie verdiene ich Geld?. „Man muss sich selber vermarkten“, sagt sie. Heute vermarktet sie nicht nur sich selbst, sondern trägt die Verantwortung für ein ganzes Unternehmen – ihr Familienunternehmen.
In Vaters Fahrwasser
Sie fühlt sich wohl in diesem komplett anderen beruflichen Umfeld und hat sich zurück in der alten Heimat längst etabliert. Ihre beiden großen anderen Leidenschaften aber verfolgt sie weiter. Nach einigen Jahren Pause am Klavier tauchte sie 2006 wieder ein in die Welt der internationalen Klavierwettbewerbe und Festivals – seitdem als Amateur-Profi. In Münster ist sie seit vielen Jahren Mitorganisatorin eines Benefizkonzertes zugunsten eines Sozialstipendienprogrammes vom Förderverein der Westfälischen Schule für Musik, dessen Vorsitz sie außerdem innehat.
Und auch in der Rotary-Welt, die für sie durch ihren Vater schon immer präsent war, besetzt sie gerade einen Chefposten. Seit Anfang des Jahres ist sie Deutschland Commodore der International Yachting Fellowship of Rotarians (IYFR). Damit ist sie Vorsitzende von rund 200 rotarischen Segelfreunden, die sich in Deutschland auf fünf Flotten verteilen. Eigentlich waren es sechs, aber erst kürzlich sei die Fusion der Flotten Weser-Jade und Nord-West beschlossen worden, erzählt sie. Wirksam wird das zum neuen rotarischen Jahr am 1. Juli.
Als die Münsteranerin Ende 1998 Gründungsmitglied im RC Münster-Rüschhaus wurde, trat sie im selben Jahr auch der Segel-Fellowship bei. Das lag auf der Hand, denn ihr Vater Georg Wilhelm Kirchhoff (RC Münster-Himmelreich) hat sie nicht nur von Kindesbeinen an mit dem Segelsport vertraut gemacht, sondern war auch maßgeblich daran beteiligt, IYFR in Deutschland zu etablieren.
Die Liebe zum Segeln verbindet Vater und Tochter bis heute. In ihrer Kindheit und Jugend waren die Sommerferien immer für große Familien-Segeltörns reserviert. Oft ging es in die schwedischen Schären oder die dänische Südsee. Eine Zeit lang lag das Boot auch auf dem Ijsselmeer. Aber tief im Herzen zog es die Familie immer eher in den hohen Norden. So kam auch zu Beginn der diesjährigen Segelsaison Ende Mai das Boot in Flensburg ins Wasser – ein Zweimaster namens Ballerina. „Keine Rennziege mehr“, sagt Caroline Kirchhoff-Brinkmann augenzwinkernd, „inzwischen geht es etwas gemütlicher zu.“
Für die begeisterte Rudergängerin ist ein Segeltörn mit ihrem Mann, dem Rechtsmediziner Bernd Brinkmann, und ihrem Vater die ideale Möglichkeit, um sich zu erholen und die Fäden, von denen sie gerne so viele in der Hand hält, gelegentlich neu zu sortieren. „Manchmal habe ich das Gefühl, die Marionettenfäden werden ein paar zu viele“, sagt sie, „aber ich brauche das bis zu einem gewissen Grad. Das hält die Spannung im Leben aufrecht.“
Caroline Kirchhoff-Brinkmann wurde 1958 in Münster geboren. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Im Alter von 25 Jahren machte sie ihr Konzertexamen an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Im Anschluss übernahm sie eine Teilzeit-Professur für Klavier und absolvierte später noch ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre. 1998 zog sie zurück nach Münster und stieg ins Familienunternehmen Medi-Tech ein. Sie ist Charter-Mitglied im RC Münster-Rüschhaus (Präsidentin 2003/20004) und zurzeit Deutschland Commodore der International Yachting Fellowship of Rotarians (IYFR). Weltweit hat die Fellowship über 100 Flotten in 22 Ländern mit rund 3000 Mitgliedern. Aktuell organisiert sie ein internationales Meeting für Mitglieder der Flotten aus Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Es findet vom 7. bis 9. Oktober in Potsdam/Berlin statt. Außerdem laufen bereits die Vorbereitungen für die Post Convention Cruise auf der RI Convention 2019 in Hamburg. www.iyfr.de
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