Neues vom RC Bröckedde · Folge 106
Rudelduzen
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg
Der neue Freund Witzenbach war noch sehr jung, er kam eigentlich direkt von der studentischen WG in den RC Bröckedde. Dort fiel ihm auf, dass es im Club recht förmlich zuging, das war ihm alles irgendwie zu steif. Er fasste sich ein Herz und fragte in die Runde: „Wir sind doch Freunde, wollen wir uns nicht alle duzen?“ Im Club war es wie überall: Einige duzten sich, andere kommunizierten per Sie miteinander, die Premiumrotarier bevorzugten das hanseatische Du, mit Vornamen und Sie.
Freund Dr. Krümelein legte besonderen Wert auf das Sie. Erst kürzlich hatte er sich per Brief bei der IKEA- Geschäftsleitung über den Werbeslogan „Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“ beschwert – „ich kann mich nicht erinnern, dass wir Brüderschaft getrunken haben.“
Doch durch den Salon Hindenburg wehte der Geist einer neuen Zeit und das „Du“ wurde per Mitgliederentscheid verbindlich für alle. Manche Freunde freuten sich über die neue Lockerheit, andere litten still. Dann kam der Tag, als der junge Witzenbach Freund Munzinger, dem Investmentbanker, beim Meeting im Salon Hindenburg fröhlich auf die Schulter klopfte und sagte: „Na Munzi, wie viel Schotter hat deine Bank denn heute schon wieder gemacht?“ Munzinger zog die Augenbrauen hoch und vereiste, die Stimmung im RC Bröckedde kippte. Darauf hatte Dr. Krümelein nur gewartet und gründete die Initiative „Wider das Rudelduzen“.
„Wider das Rudelduzen“ setzte sich durch und das Pendel schlug aus in die andere Richtung. Fortan gestaltete sich der Umgang im Club in etwa auf dem Niveau des spanischen Hofzeremoniells. Ältere Freunde und Vorstandsmitglieder durften ungefragt nicht angesprochen werden. Präsident Pröpke wurde auf einer Sänfte in den Salon Hindenburg hereingetragen, er wurde nun als „Durchlaucht“ angeredet und sprach nur noch im Pluralis Majestatis – „Wir geruhen hiermit, das nächste Meeting ausfallen zu lassen.“
Neben dem Siezen wurde auch das gute alte „Erzen“ wieder eingeführt, wie weiland zwischen Friedrich dem Großen und seinem Gärtner. Jeder kannte seinen Platz. Und leutselig fragte Dr. Krümelein den armen Witzenbach beim nächsten Meeting: „Wann hält Er denn nun seinen ersten Vortrag?“
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