Karlsruhe
Aus Geelong und Loveland nach Karlsruhe
Zwischen Bratwurst und dem Beitrag zum Weltfrieden: Die 18-jährige US-Amerikanerin Alex Snarr und die 16-jährige Australierin Bella Cooke verbringen derzeit ein Jahr als Austauschschülerinnen in Karlsruhe. Im Interview schildern sie ihre Eindrücke.
Kurzvorstellung der beiden Interviewpartnerinnen
Wo sind Sie im Rotary-Austausch dieses Jahr ?
Bella: Dieses Jahr bin ich Karlsruhe von Januar 2016 bis Januar 2017. Also ein ganzes Jahr!
Alex: Ich war auch in Karlsruhe. Ich wohnte hier fast ein Jahr lang, von Mitte September 2015 bis August 2016.
Wo kommen Sie her und was haben Sie dort hauptsächlich getan?
Bella: Ich komme aus Geelong, Victoria, Australien. Ich habe mein ganzes Leben in Geelong gewohnt. Es ist eine schöne Stadt in der Nähe von Melbourne. Sie liegt direkt am Meer und hat ungefähr 180.000 Einwohner.
Alex: Ich komme aus Loveland, Colorado. Dort habe ich bisher gelebt und bin zur Schule gegangen.
Was war Ihre Motivation, sich für einen Jugendaustausch bei Rotary zu bewerben? Kannten Sie Rotary bereits?
Bella: Mein Vater hat bereits einen Austausch gemacht mit Rotary; das war in 1982. Er war ein Jahr in Südafrika. Ich habe mich dann bei Rotary beworben, weil mein Vater inzwischen Rotarier ist (Rotary Club Grovedale, Distrikt 9780). Meine Mutter war auch ein Jahr im Ausland, in den USA. Ich habe viel gehört über ein Austauschjahr und es interessierte mich sehr, Fremdsprachen zu lernen. Und Kultur ist sehr wichtig für mich. Ich habe gedacht, ein Jahr im Ausland ist ein tolles Erlebnis, wo man viel lernen kann.
Alex: Ich hatte schon ein paar Sprachen in der Schule gelernt und ich wollte diese Sprachen nutzen. Und ich wollte eine neue Kultur erleben. Ich kannte Rotary, aber ich habe nicht gewusst, dass sie ein Jugendaustauschprogramm haben. Meine Französisch-Lehrerin hat mir von dem Programm erzählt und vorgeschlagen, dass ich mich bewerbe.
Welche Vorstellungen hatten Sie von Deutschland, bevor Sie hierher kamen?
Bella (Foto links): Dass alle Deutschen viel Wurst und Brezeln essen. Ich hatte viel gehört über Bier, Dirndl, Lederhosen und das Oktoberfest. Das war für mich "typisch deutsch". Ich habe auch gedacht, dass man auf den Autobahnen immer sehr schnell fahren kann. Und ich habe gedacht, dass die deutsche Sprache sehr schwierig ist.
Alex: Ich habe erwartet, dass mehr Wurst gegessen wird. Naja - man isst schon viel mehr als in den USA. Und ich habe gedacht, dass Trachten ganz populär wären.
... und von Karlsruhe?
Bella: Ich habe eigentlich nicht viel über Karlsruhe gehört, also habe ich einfach Fotos angesehen und herausgefunden: Karlsruhe sieht sehr schön aus!
Alex: Ich habe nicht mal gewusst, dass Karlsruhe existiert, bevor ich hierher gekommen bin.
Und wie haben sich Ihre Vorstellungen in Ihren Erfahrungen wiedergespiegelt?
Bella: Jetzt weiß ich, dass nicht alles stimmt. Man sieht Dirndl und Lederhosen nicht oft, nur auf einem Fest oder so. Auf den Autobahnen kann man häufig nicht so schnell fahren, weil da immer Stau ist. Aber ich bin auch schon richtig schnell gefahren und das war toll.
Die deutsche Sprache ist wirklich schwer. Am Anfang habe ich gar kein Deutsch gesprochen, aber jetzt ist es ganz okay. Dennoch: Es ist immer noch schwierig.
Alex: Trachten sind doch populär, aber am meistens in Bayern und während des Oktoberfests, nicht das ganze Jahr lang. Und: Die Leute essen schon viel Wurst, aber weniger als ich erwartet habe.
Was war Ihr besonderes Erlebnis, von dem Sie in Ihrer Heimat berichten werden?
Bella: Wir haben eine Reise gemacht mit Rotary. Wir sind nach Prag gefahren und danach Dresden, dann Weimar, drei Tage in Berlin, dann Hamburg, dann auf der Insel Borkum, dann sind wir nach Amsterdam gefahren und dann Paris und danach Straßburg. Das Reisen für 18 Tage mit vielen Austauschschülern war wirklich schön, ich habe viel Spaß gehabt und so viel gesehen. Es war einfach toll. Ich werde das nie vergessen!
Alex: Die Europareise, die wir mit den anderen Austauschschülern gemacht haben, ist auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis, von dem ich immer wieder berichten werde. Vor allem werde ich wohl von unseren Tagen in Paris erzählen, wo wir auf dem Eiffelturm waren. Auch unsere Führung im Reichstag war toll.
Wie hat Ihnen Rotary geholfen, sich in Deutschland zurecht zu finden?
Bella: Die Rotarier machen sehr viel für mich. Durch Rotary habe ich viele nette Leute kennen gelernt. Mein Deutsch ist auch viel besser geworden. Sie haben Gastfamilien gefunden für mich und ich krieg Taschengeld. Ich habe viel gelernt über Deutschland durch Rotary. Ich werde ewig "Danke" sagen!
Alex (siehe rechts): Am Anfang war ich in einer Gastfamilie, wo es nicht so gut gelaufen ist. Dann hat Rotary mir geholfen, eine neue Gastfamilie zu finden. Sonst haben mich viele Rotarier eingeladen zu Veranstaltungen, sodass ich nie Langeweile hatte.
Haben Sie viele Clubs besucht?
Bella: Leider nicht. Aber ich habe immer noch Zeit und möchte irgendwann andere Clubs besuchen.
Alex: Nein, leider hat das nicht geklappt.
Welche Kontakte konnten Sie schließen, die Sie in Ihrer Heimat weiter pflegen werden?
Bella: Bestimmt werde ich zu meinen Gastfamilien Kontakt halten. Sie sind ganz lieb und nett. Und mit den Austauschschülern aus vielen verschiedenen Ländern. Auch mit Freunden aus der Schule bleibe ich in Kontakt.
Alex: Da sind einmal die Mitglieder in meinem Rotary Club, dann die anderen Austauschschüler und den Kontakt zu meinen Gastfamilien werde ich auch weiter pflegen.
Werden Sie einen Aufenthalt in Deutschland weiter empfehlen?
Bella: Ja klar! Deutschland ist ein wirklich schönes Land. Man muss einmal in seinem Leben nach Deutschland fahren. Ich werde zurückkommen - irgendwann.
Alex: Natürlich! Mein Aufenthalt hier war eines von den besten Erlebnissen meines Lebens.
Welches Mitbringsel würden Sie am liebsten mit nach Hause bringen?
Bella: Ich habe immer noch Zeit zu überlegen, also ich weiß ich es noch nicht! Ich denke an Essen, aber das ist leider nicht möglich - es ist nicht erlaubt, Nahrungsmittel nach Australien mitzubringen.
Alex: Ich bringe Süßigkeiten und verschiedene Taschen und Kleidung mit nach Hause. Das ist dann für meine Familie und Freunde.
Haben Sie ein deutsches Lieblingsessen? Und was fanden Sie scheußlich?
Bella: Ich liebe Currywurst und auch Bratwurst. Bis jetzt habe ich gar nichts scheußlich gefunden.
Alex: Ich liebe Kaiserschmarrn, obwohl das tatsächlich österreichisch ist. Und ich bin kein großer Fan von Blutwurst.
Hat Ihrer Meinung das Auslandsjahr zur Völkerverständigung beitragen können?
Bella: Bestimmt. Ich habe so viel über Deutschland gelernt und über viele verschiedene Länder von anderen Austauschschülern. Ich habe eine Fremdsprache und eine neue Kultur erlebt. Das finde ich wichtig und auch toll.
Alex: Mein Austauschjahr hat viel zu meiner Meinungsbildung und zur Völkerverständigung beigetragen. Ich habe viel gelernt von der Kultur hier und jetzt verstehe ich die Welt ein bisschen besser als vorher, hoffe ich.
Gibt es etwas, auf das Sie künftige Austauschschüler/innen hinweisen möchten?
Bella: Ein Jahr im Ausland ist eine tolle Idee. Es ist nicht immer einfach, aber man lernt viel und erlebt sehr viel. Mein Austausch ist wie ein Traum. Ich liebe Lernen und Reisen - ein Austausch ist dafür perfekt.
Alex: Probiert alles, was ihr könnt. Ihr werdet die Chancen, die Ihr nicht nutzt, bedauern. Ich wünsche mir immer noch, dass ich mehr gemacht hätte.
Britta Wirtz (RC Karlsruhe-Baden)
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