https://rotary.de/clubs/distriktberichte/drei-rotarier-suchen-die-herausforderung-a-15233.html
Bruchsal

Drei Rotarier suchen die Herausforderung

Bruchsal - Drei Rotarier suchen die Herausforderung
Die drei Abenteurer (v. li. nach re) Thomas Häussler, Matthias Redecker und Roland Schäfer. Die strapaziöse Anstiege, kargen Unterkünfte und einfachste Ernährung wurden mit einer grandiosen Berg- und Gletscherlandschaft entschädigt © privat (alle)

Strapazen und Entbehrungen auf dem Rad für einen guten Zweck: Annapurna-Radrunde wird vom Sightseeing zur Benefiztour umfunktioniert.

Peter Leinberger13.02.2020

In unserem Club besteht seit geraumer Zeit eine Radgruppe, die fast jährlich auf unterschiedlichen Touren mit dem Mountainbike die Alpen überquert. Drei Freunde aus dieser Gruppe (Thomas Häussler, Matthias Redecker und Roland Schäfer) suchten im Oktober eine besondere Herausforderung und nahmen sich vor, mit dem Rad den Himalaya zu erkunden.

Es sollte jedoch keine Vergnügungstour werden, sondern die Unterstützung sozialer Einrichtungen war ebenfalls ein Ziel. Dazu konnten Sponsoren gewonnen werden, deren Logo auf die eigens für die Tour entworfenen Trikots aufgedruckt wurden. Das diente auch der Motivation der Gruppe, denn die Sponsoren sagten zu, für jeden zurückgelegten Höhenmeter 10 Cent zu spenden. Zusammen mit weiteren Spenden, die unter anderem durch die Berichterstattung motiviert wurden, kamen mehr als 10.000 Euro zusammen. Diese fließen hundertprozentig wohltätigen Zwecken zu, denn unsere drei Gipfelstürmer finanzierten die komplette Reise inklusive der Trikots selbst.

Konsequent vorbereitet durch ein mehrmonatiges und schweißtreibendes Trainingsprogramm, startete die Reise am 2. Oktober mit dem Flug von Frankfurt nach Kathmandu (Nepal).

2020, rc bruchsal-schönborn, fahrrad, radtour, himalaya, nepal
Der Start in Besisahar

Nach der kurzen Erkundung der nepalesischen Hauptstadt ging es am nächsten Tag mit dem Bus nach Besisahar auf 780 Meter über dem Meeresspiegel, wo auch die befestigte Straße endet. Besisahar ist der Startpunkt des Annapurna Circuit und der Manaslurunde. Von hier geht es jetzt ausschließlich mit dem Mountainbike weiter. Nach dem Ende der Monsunregenzeit ist es mit 30°C noch sehr warm, was einerseits angenehm ist, durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit jedoch eher zur Strapaze wird.

Eines der ersten Etappenziele ist Chame, ein Dorf mit etwas mehr als 1.000 Einwohner auf 2.740 m und Sitz der Distriktverwaltung. Gut ausgestattete Hotels, wie es die drei Radfreunde von Europa gewohnt sind, weichen ab jetzt sehr einfachen Unterkünften, charakterisiert durch Betten ohne Matratzen und Duschen, die mit einer Wassertemperatur von 20° C nicht unbedingt als warm bezeichnet werden können.

Die reichhaltige Vegetation, die unsere Freunde an den ersten Tagen genießen konnten, weicht zusehends einer kargen und alpinen Berglandschaft. Sie bewegen sich jetzt auf Straßen und Wegen, welche diese Bezeichnung eigentlich gar nicht verdienen.

Häufig geht es durch tiefen Morast oder über grobes Geröll, kleine Bachläufe müssen barfuß durchwatet werden, damit die Schuhe trocken bleiben. Ein durchaus eiskaltes Vergnügen, nähern sich die Temperaturen jetzt zusehends der Nullgradgrenze, welche nachts deutlich unterschritten wird.

Nach 3 Tagen erreichen unsere Abenteurer Manang, ein Dorf mit 630 Einwohnern auf 3500 m Höhe. Aufgrund der noch schlechter werdenden Wege und der steilen Anstiege folgen immer öfter Schiebepassagen, die das Fortkommen immer stärker erschweren. Aufgrund der mehr oder weniger beheizten Unterkünfte freuen sich die Drei auf ihren Schlafsack, ist er doch der einzige Ort, an dem man angenehme Wärme empfindet. Die Ernährung ist nun vorwiegend vegetarisch. Um der Höhenkrankheit vorzubeugen verharren unsere Freunde für einen Tag auf ca. 4.000 m Höhe, ein wichtiger Beitrag zur Akklimatisierung, machen doch erste Wassereinlagerungen auf sich aufmerksam.

2020, rc bruchsal-schönborn, fahrrad, radtour, himalaya, nepal
Stop am Tilicho-See

Über Shree Kharka geht es weiter zum Tilicho-See, einem sehr schönen Gletschersee, dessen türkisblaue Farbe fast kitschig wirkt. Er liegt auf etwas mehr als 4.900 m und wird zuweilen als höchstgelegener See der Erde bezeichnet. Das nächste Ziel war das Tilicho-Basecamp. Die Unterkunft war kalt, Tee und Wasser die einzigen Getränke. Von Zimmer mit Dusche und WC war nur zu träumen, denn das Waschen, eher eine absolute Kurzwäsche, fand im Freien an einem Brunnen statt, dessen Eisschicht erst durchschlagen werden musste.

Der höchste zu bezwingende Punkt der Tour war der 5.416 m über N.N. gelegene Thorang La, zu Deutsch „Donnerpass“. In dieser Höhe werden die Bewegungen langsamer und die Fortbewegung fällt extrem schwer. Nach dem Überwinden des Gipfels erwartet einen üblicherweise in den Alpen „zur Belohnung“ eine genussvolle Abfahrt. Hier jedoch weit gefehlt. Auf tiefen Schotterpassagen und kantigem Fels ist höchste Konzentration gefordert. Dennoch gab es den einen oder anderen unfreiwilligen Abstieg vom Mountainbike, Gott sei Dank ohne gravierende Folgen.

Als kultureller Höhepunkt ist der Pilgerort Muktinath bekannt, buddhistisches und hinduistisches Heiligtum. Dort waschen hinduistische Pilger ihre Sünden unter heiligen Quellen ab. Als Besonderheit gilt eine Wasserquelle, aus der Erdgas austritt, das direkt an der Wasseroberfläche eine ewige Flamme speist.

2020, rc bruchsal-schönborn, fahrrad, radtour, himalaya, nepal, annapurna
Traumhaft schön - das Annapurna-Massiv

Weiter talwärts geht es über Tuksche (2600 m) und Kagbeni, ab da mittlerweile gänzlich ungewohnt, teilweise auf asphaltierten Straßen. Es folgt das Tal des Kali Gandaki, wohl die tiefste Schlucht der Welt. Auf der weiteren Abfahrt muss bei stürmischem Wetter eine Hängebrücke bewältigt werden, was sich als echte Mutprobe herausstellt.

Nach zwölf Tagen der Strapazen und Entbehrungen treffen Thomas, Matthias und Roland in Beni ein, wo auch die Mountainbikes abgegeben werden. Danach geht es mit dem Jeep nach Pokhara und von dort per Inlandsflug nach Kathmandu, wo sich der Kreis der Nepaltour schließt.

Die Drei haben nicht nur ihr Reiseziel erreicht, sondern auch das für die Sponsoren ausgelobte Ziel von knapp 10.000 Höhenmetern. Falls Ihnen die Tour und die Leistung imponiert hat, freuen sich die drei Hauptakteure und der ganze Rotary Club über jede noch so kleine Beteiligung an unserer Benefizaktion.


Spenden sind unter dem Stichwort "Nepal" auf folgendem Konto herzlich willkommen: Förderverein RC Bruchsal-Schönborn; IBAN: DE06 6635 0036 0000 7172 25; BIC: BRUSDE66XXX

Peter Leinberger
Peter Leinberger ist Rotarier seit 1981. Präsident des RC Bruchsal-Bretten 1991/92. Studium der Pharmazie und Studium der Tiermedizin. Nach zuletzt 35 Jahren Selbständigkeit seit 2014 im Ruhestand. Noch vielseitig engagiert u.a. im Tierschutz (TVT AK 6), der Erhaltung alter Haustierrassen (G.E.H.), der Kultivierung von Kakteen (spez. winterharter) und im sozialen Bereich (Pelikan-Verein zur Unterstützung der Palliativ-Station der Rechberg-Klinik, Dr. Gaide-Stiftung). Ab Juli 2015 Berichterstatter des Distrikts 1930 für das Rotary Magazin.