Homberg/Efze
Ein ganz besonderer Tempel
Seit 25 Jahren „kümmern“ sich die Mitglieder des RC Homberg/Efze um den „Dörnbergtempel“, der inzwischen schon fast Kultstatus erreicht hat.
Seit Jahren fiel dem Distriktreporter in den rotarischen Wochenberichten auf, dass immer wieder von Arbeiten – und auch Feiern - am „Dörnbergtempel“ die Rede war. Nun endlich wurde das Geheimnis um den Tempel von Reiner Braun (RC Homberg/Efze) gelüftet: Im nordwestlichen Winkel der mittelalterlichen Stadtmauer Hombergs liegt der einst mächtigste Wehrturm der Stadtbefestigung, der Bächtenturm.
1809 – so wird berichtet - hat Wilhelm von Dörnberg von hier aus zu einem Aufstand gegen Jerome, den seit 1806 in Kassel residierenden Bruder Napoleons, aufgerufen. Auch die rot-weiße Fahne, hinter der die Aufständischen nach Kassel marschierten, soll hier genäht worden sein. Seither ist der Bächtenturm im Volksmund als Dörnbergtempel bekannt.
Mit der Zeit verschwand der Turm hinter Bäumen, Gestrüpp und Efeu, geriet in Vergessenheit und verfiel zusehends.
ZIEL: Verfall stoppen
1991 endete der Dornröschenschlaf als die Mitglieder des RC Homberg unter den Präsidenten Waldemar Volk und Ernst Hillebrecht beschlossen, das geschichtsträchtige Bauwerk vor dem endgültigen Verfall zu bewahren.
Vor dem ersten Arbeitseinsatz war erst einmal das Einverständnis der Eigentümer, sprich der Stadt Homberg und des Landeswohlfahrtsverband sowie des Denkmalschutzes, einzuholen. Wegen Hinweisen auf Wandmalereien wurde zunächst nur die Sanierung von Dach, Außenmauer und Treppenaufgang genehmigt.
Auch dies erwies sich bereits in der Planungsphase als finanzieller Kraftakt, den der Club trotz großzügiger Gaben der Mitglieder nicht alleine bewältigen konnte. Nach Spendenaufrufen halfen viele Homberger Bürger und Geschäftsleute mit Geld-, manche auch mit Sachleistungen. Die Volksbank prägte zu Weihnachten zu Gunsten des Projektes einen Taler mit dem Dörnbergtempel, der – wohl auch wegen des erhofften Sammlerwertes – reißenden Absatz fand.
Endlich im März 1992 - nach der Beseitigung von Buschwerk und Unrat in vielen intensiven Arbeitseinsätzen - konnte mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Bereits Ende September waren die Außenarbeiten abgeschlossen. Nachdem für ausstehende Innenarbeiten und Erneuerung der Außenanlage auch nach drei Jahren noch keine Genehmigung vorlag, wurde das Projekt mit Übergabe der restlichen Spendenguthaben an die Stadt beendet.
Jubiläen warfen Schatten voraus
2004 wurde den Homberger Rotariern bewusst, dass besondere Jubiläen und Ereignisse anstanden, zu denen man sich als Rotary Club in angemessener Form präsentieren wollte: 100 Jahre Rotary International in 2005, die 25. Charter in 2006, der Hessentag in 2008 und – nicht zuletzt - 200 Jahre Dörnberg-Aufstand in 2009 waren die Anlässe.
Nach eingehenden Diskussionen wandte sich der Club daraufhin erneut dem Dörnbergtempel zu – auch weil man das begonnene Projekt zu Ende führen wollte - wegen der damit verbundenen Symbolik für Freiheitsliebe. Da Farbreste an den Innenwänden jetzt nicht mehr sichtbar waren, fand das Vorhaben nun auch die Zustimmung der Denkmalschützer.
Das daraufhin erarbeitete Nutzungskonzept sieht u.a. vor, den Dörnbergtempel für die Bewohner und Besucher der Stadt Homberg zugänglich und erlebbar zu machen - so als Ort für Trauungen oder auch für die Dauerausstellung zum Dörnberg-Aufstand.
Nach der Zustimmung von Stadt und Landeswohlfahrtsverband konnten endlich die Restarbeiten in Angriff genommen werden.
Im Rahmen dieser zweiten Kampagne wurden vom RC Homberg etwa 13.500 Euro aufgewendet. Daneben wurden viele hundert Arbeitsstunden von Clubmitgliedern geleistet. Die noch laufenden Arbeiten betreffen die Gartenpflege, wie Rasen mähen, Unkraut jäten, Hecke schneiden, mulchen und Wege kehren.
Die „Tempelbeauftragten“ Reiner Braun und Reinhard Schlingmann können heute mit Stolz zurückblicken. Hat doch das Projekt mit der inzwischen erfolgten Umsetzung des Gesamtkonzeptes wesentlich dazu beigetragen, dass der RC Homberg in der Öffentlichkeit eine „gute Figur“ macht – auch eine wichtige Hilfe bei der Nachwuchswerbung. Äußerst befruchtend für das Clubleben ist zudem, dass der Dörnbergtempel Identität stiftet – an einem ganz besonderen Ort, wo die Mitglieder nach getaner Arbeit zusammen grillen, plaudern und auch feiern.
Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.
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