Am Grünen Band
Einst gehasst, jetzt bedroht: die Kreuzotter
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Früher wurde sie totgeschlagen, heute schrumpft ihr Lebensraum. Auch der Klimawandel scheint der Kreuzotter zuzusetzen.
Sonnige Plätzchen, Unterschlupfmöglichkeiten und genug zu futtern: An den Dämmen entlang des Main-Donau-Kanals im Nürnberger Süden findet die selten gewordene Kreuzotter ideale Lebensbedingungen. Nach Schätzungen von Experten leben dort zwischen 50 und 70 Exemplare, sie bilden damit deutschlandweit die einzige stabile innerstädtische Kreuzotter-Population.
Grund zur Freude? Nicht für jeden. Noch vor einigen Jahren waren Anwohner, Hundehalter und Spaziergänger zutiefst beunruhigt – die Angst vor Bissen der Reptilien war groß. Im Jahr 2013 wurden sieben erschlagene Kreuzottern gefunden. Behörden und Naturschützer versuchten aufzuklären. Die scheuen Tiere beißen nur, wenn sie angegriffen werden – sie attackieren von sich aus keinen Menschen. Sie hätten auch gar keine Chance. Ihr Gift reicht nur für Beutetiere, kann höchstens Fledermäuse und Eidechsen töten, nicht aber einen Menschen.
Als Biologe hat Stefan Böger, im Auftrag der Regierung von Mittelfranken, das Biotopverbundprojekt "Landgang" am Main-Donau-Kanal betreut. Entlang der Wasserstraße wurden unterschiedlich strukturierte Lebensräume für heimische Flora und Fauna geschaffen, etwa 250 Biotope. Doch Artenschutz in den Uferbereichen ist kompliziert, denn gleichzeitig muss auch die Dammsicherheit gewährleistet werden.
So wird beispielsweise der Magerrasen auf den Dämmen gemäht statt gemulcht, Mahdtermine werden abgesprochen, wenn möglich werden Hecken und Sträucher stehengelassen. "Je mehr Struktur, desto mehr Artenvielfalt", fasst Böger zusammen.
Von den Maßnahmen profitierten nicht nur die auf der Roten Liste stehenden Kreuzottern, sondern auch Insekten, Reptilien und Vögel. Die Population der Kreuzottern blieb in den letzten Jahren stabil. Ausgebreitet und extrem vermehrt – wie Kritiker befürchtet hatten – hat sie sich dadurch nicht.
![Ulrike Löw](/media/autoren/1440.jpg?125x185-prop)
Ulrike Löw (RC Nürnberg-Reichswald) ist seit 20 Jahren als Journalistin tätig. Ihr Schwerpunkt liegt bei rechtlichen Themen: Aktuelle Rechtsnews interessieren sie ebenso wie juristische Hintergründe, regelmäßig sitzt sie in Gerichtssälen und berichtet über Strafprozesse. Ab August 2021 ist sie Berichterstatterin des Distrikts 1880.
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