Schleswig
Friedliche Tage in Schwansen
Ein ehrgeiziges rotarisches Projekt soll traumatisierten ukrainischen Jugendlichen helfen.
Seit mehr als anderthalb Jahren tobt der Krieg in der Ukraine. Ein Volk stemmt sich gegen einen skrupellosen Aggressor und leidet. Tag für Tag sehen die Deutschen entsetzt und voller Mitgefühl in den Nachrichten schreckliche Bilder des Krieges: russsische Raketen, Bomben, Granaten, zerstörte Gebäude, verzweifelte Menschen. Ein gemeinsames Projekt schleswig-holsteinischer RCs und befreundeter Organisationen belegt, dass mehr als stumme Anteilnahme möglich ist: In einer Freizeit nahe der Ostsee erlebten rund 40 Kinder, Jugendliche und Mütter aus der Ukraine zwei friedliche Wochen fernab des Schreckens. Organisatoren waren Freund Bogislav von Gerlach vom RC Schleswig/Gottorf und die Eckernförder Lehrerin Katarina Kharytych sowie die ukrainische Organisation "Traurige Blumen" aus Lviv. Für die Finanzierung sorgten unter anderem die Rotary Clubs Schleswig/Gottorf, Schleswig, Flensburg-Nordertor, Kappeln, Eckernförde und Eckernförde-Dänischer Wohld.
Wie eine Befreiung
Die Eckernförder Zeitung schrieb in einer Reportage über das Projekt: "Jeder schöne Moment hilft, den Krieg für ein paar Minuten, Stunden, vielleicht sogar Tage zu vergessen. Kleine Schritte zu einem Leben in Frieden und Freiheit, das sich alle sehnlichst wünschen. Fast alle Familien werden ihr weiteres Leben ohne die geliebten Väter und Männer verbringen müssen, die im Kampf für ihr Heimatland von den Russen getötet worden sind. Ihre Väter und Ehemänner haben alle Kinder und Frauen dabei – im Herzen und als Foto auf dem Handy. Einige Väter und Ehemänner sind noch an der Front und versuchen, die russischen Aggressoren aus ihrem Land zu vertreiben." Für die angegriffene Ukraine mag das schleswig-holsteinische Projekt kaum mehr als ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein sein, aber für die jungen Gäste aus dem Kriegsgebiet sind die Tage im Landesteil Schwansen wie eine Befreiung.
Narben werden bleiben
"Es wäre sehr wünschenswert, wenn es möglichst viele derartiger helfender Initiativen gebe", sagt Freund von Gerlach. Für ihn und seine Mitstreiter geht die Ukraine-Hilfe auch künftig weiter. Sie organisieren Benefiz-Konzerte mit ukrainischen und kriegskritischen russischen Musikern in mehreren schleswig-holsteinischen Städten. Auch das Projekt für traumatisierte Kinder und Jugendliche wollen sie fortsetzen. Freund von Gerlach: "Im kommenden Jahr wollen wir wieder so eine Freizeit organisieren. Denn selbst wenn der russische Terror endet, werden die Narben des russischen Angriffskrieges noch lange nicht verheilt sein."
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