https://rotary.de/clubs/distriktberichte/gemeinsam-gegen-grauen-star-a-13317.html
Niger

Gemeinsam gegen Grauen Star

Niger - Gemeinsam gegen Grauen Star
Glücklich nach der Operation © S. Lozano, Barcelona

Der RC Frankfurt am Main-Friedensbrücke beteiligte sich mit seinen Partnerclubs an einer Kampagne gegen den Grauen Star und begleitete das Projekt vor Ort.

Christian Kaiser02.11.2018

Augenoperatione, blind, Erblindung, Niger, OP-Team, Karte
Zur Orientierung: Hellblau ist die Republik Niger gekennzeichnet.

Bereits seit etwa 15 Jahren unterstützten der RC Frankfurt am Main-Friedensbrücke und sein Partnerclub Barcelona-Europa die in Barcelona ansässige Nichtregierungsorganisation (Non-Governmental Organisation - NGO) „Asociacion Wodaabe –Niger“ beim Bau und der Sanierung von Brunnen im Landesinneren von Niger. Nachdem diese Projekte wegen der verschlechterten Sicherheitslage nicht mehr weiterverfolgt werden konnten, fand sich die NGO mit der ebenfalls in Barcelona ansässigen Stiftung "Fundacion Elena Barraquer" zusammen, um in der Hauptstadt Niamey, eine Aktion gegen Blindheit durch Grauen Star durchzuführen.

Die gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit hatte beide Rotary Clubs bewogen, auch dieses Projekt zu fördern. Die Frankfurter holten dazu noch ihren zweiten Partnerclub, den RC Straßburg-Süd, mit ins Boot und begleiteten 2013 die Aktion vor Ort. Der Spendenbeitrag in Höhe von ca. 9.000 Euro wurde von den drei Rotary Clubs entsprechend ihrer Mitgliederzahl anteilig übernommen.

Ende 2016 beschlossen die drei Rotary Clubs, auch die für Februar 2018 vorgesehene Kampagne zu unterstützen, die nun in Dosso, 200 km südöstlich von Niamey geplant wurde. Auch dank eines District Grants des Distrikts 1820 kam diesmal mit insgesamt 28.000 Euro eine erheblich höhere Fördersumme zusammen.

Bevor das OP-Team der Stiftung an die Arbeit gehen konnte, mussten von der federführenden NGO (Stiftung) umfangreiche Vorarbeiten geleistet werden - unter anderem Verhandlungen mit dem Nigrischen Gesundheitsministerium, dem Hospital, den Zollbehörden.

Eine Woche vor der Stunde Null wurden dann in Dosso die Werbetrommeln für den kostenlosen Eingriff gerührt. Daraufhin meldeten sich rund 600 Einheimische mit Augenkrankheiten. Alle wurden von einem Team des "Nationalen Plans für Augengesundheit" voruntersucht, um ca. 230 am Grauen Star zu operierende Patienten herauszufinden.

Dank der sehr guten lückenlosen Vorbereitung konnte das aus sechs spanischen Ärzten bestehende Team in nur sechs Tagen 213 Patienten erfolgreich operieren.

Mit dabei war Volker Ulrich vom RC Frankfurt/Main-Friedensbrücke, der vor Ort auch die Budgetkontrolle übernahm und bei der Operationsvorbereitung und -durchführung mitwirkte.

Alle Beteiligten des OP-Teams und der NGO verzichteten auf Gehalt – ist doch das Glück der wieder sehenden Betroffenen der größte, weil unbezahlbare Lohn für den Einsatz.

Augenoperatione, blind, Erblindung, Niger, OP-Team
Ein beidseitig erblindeter Patient (mit Pfleger)vor seiner zweiten OP © Volker Ulrich

Ärzte und Helfer durften dieses Glück in vielen Fällen erleben. "Danke, dass ihr zu uns gekommen seid, ihr habt uns das Leben gerettet!",  so eine häufige spontane Äußerung. Und diese Wertung ist unter afrikanischen Verhältnissen nicht übertrieben.   

Ist doch der durch Grauen Star Erblindete nicht nur völlig hilflos, sondern er spürt auch in der Großfamilie, dass er überflüssig ist - ein zusätzlich zu stopfender Mund, der nichts mehr beitragen kann.

Ein besonders anrührendes Beispiel ist ein 30-jähriger Familienvater mit vier Kindern, der innerhalb von sechs Monaten durch Grauen Star beidseitig total erblindet war. An zwei aufeinander folgenden Tagen wurde er beidseitig operiert und kann nun wieder sehen. Seine unfassbare Freude darüber erlebte das Team „hautnah“ mit und war dadurch zusätzlich motiviert.

Augenoperatione, blind, ERblindung, Niger, OP-Team
Eine starke Einheit: Die Ärzte und Schwestern, die mehr als 200 Patienten operierten, und die Helfer von "Asociacion Wodaabe –Niger". FÜR MEHR EINDRÜCKE KLICKEN SIE AUF DAS BILD!  © Volker Ulrich
Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.