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Chiapas/Mexiko

Global Grant mit Hindernissen

Chiapas/Mexiko - Global Grant mit Hindernissen
Das nagelneue Ambulanzfahrzeug mit dem Aufdruck der Förderer © Josefina Toledo

Die Rotary Clubs Hanau und Hanau-Maintal unterstützen ein mexikanisches Krankenhaus.

Christian Kaiser15.12.2021

Das südmexikanische Chiapas ist eine der ärmsten Gegenden der Welt – geprägt von Elend und Perspektivlosigkeit in allen Belangen, so auch im Gesundheitswesen.

Die katastrophalen Verhältnisse in Krankenhäusern lernte Dr. Helmut Brandt-Pollmann als helfender Experte während eines Urlaubsaufenthaltes im Hospital San Carlos in Altamirano kennen. Der im Hunsrück selbständig praktizierende Arzt stellte dabei auch schnell fest, was am dringendsten fehlte.

Nach seiner Rückkehr gründete Dr. Helmut Brandt-Pollmann einen Förderverein mit dem Ziel, weiter zu helfen. Sofort dabei sein Bruder Eckart Brandt-Pollmann, Mitglied im Rotary Club Hanau und Beauftragter für Global Grants der Rotary Foundation für die Region Südost im Distrikt 1820.

Da die in der Umgebung von Altamirano lebende durchweg indigene Bevölkerung weder Zugang zu irgendeiner Infrastruktur hatte noch in der Lage war, das Hospital aufzusuchen, entwickelte Eckart Brandt-Pollmann die Idee, eine fahrende Ambulanz für das Krankenhaus anzuschaffen. Damit sollte es möglich werden, die Dörfer der Region turnusmäßig anzufahren, um zu untersuchen, zu behandeln, gegebenenfalls schnell zu transportieren - aber auch um Vorsorge- und Hygienefortbildung vor Ort anzubieten.

Von der Idee zur Umsetzung war es dann doch noch ein etwas weiterer Weg. So musste als erste Voraussetzung eine zuverlässige Betreuung des Projektes vor Ort gesichert sein. Hier konnte Eckart Brandt-Pollmann auf ein rotarisches Netzwerk zugreifen, das er sich als ehemaliger Multidistriktsbeauftragter geschaffen hatte. So erinnerte er sich an Josefina Toledo, eine Mitstreiterin aus der damaligen Zeit und zwischenzeitlich Governorin des dortigen Distrikts 4195. Obwohl ihr Wohnort über 200 km entfernt liegt, sagte sie nach einem ersten Besuch vor Ort zu, das Projekt zu betreuen.

Jetzt endlich konnten die finanziellen Mittel beschafft werden – im Umfang von etwas über 50.000 Euro.  Die damaligen Präsidenten der beiden Rotary Clubs Hanau und Hanau-Maintal, Bernd Krempel und Eberhard Uhlig, verständigten sich auf die Anteile der Clubs. Hinzu kam eine erkleckliche Summe, die Eckart Brandt-Pollmann aus Anlass seines Jubiläumsgeburtstages für dieses Vorhaben gesammelt hatte.

Das Projekt drohte dennoch im letzten Moment zu scheitern, da die eingeplanten erheblichen Zuschüsse des Distrikts 1820 und der Rotary Foundation gefährdet waren. Grund hierfür war, dass es in der Vergangenheit in diesem mexikanischen Distrikt bei einem von der Foundation geförderten Sozialprojekt Unregelmäßigkeiten gegeben hatte. Erst nachdem Josefina Toledo alle "Irritationen" ausgeräumt hatte, wurde das Verdikt aufgehoben und die eigentliche Arbeit am Projekt konnte beginnen.

Anfang 2021 war es dann so weit. Das Ambulanzfahrzeug wurde gekauft und dem Krankenhaus unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der Kirche übergeben. Das Hospital hat daraufhin seine turnusmäßigen Besuche der umliegenden Dörfer wieder aufgenommen, behandelt und macht Vorsorge- und Hygienefortbildung.

Nebenbei bekamen die Spender zusätzlich zur schon länger zurückliegenden Spendenbescheinigung die Gewissheit, dass ihr Geld zu 100 Prozent dort angekommen ist, wohin es sollte.

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Begeisterung: Josefina Toledo bei der Ankunft des Krankenfahrzeugs in Altamirano

Die Arbeit vor Ort geht natürlich weiter, intensiver als zuvor. So wurde abgeschriebenes, aber gut brauchbares medizinisches Gerät aus dem St.Vinzenz-Krankenhaus in Hanau von Helmut Brandt-Pollmann und seinem Kollegen Christof Haun nach Mexiko transportiert. Unter anderem werden ein Beatmungsgerät, ein Elektrokardiograph sowie ein Ultraschallgerät beim nächsten Besuch in Betrieb genommen werden.

Fazit der Beteiligten: Die Anschaffung des Ambulanzfahrzeuges verbessert wegen des jetzt außerhalb des Hospitals möglichen Einsatzes der Ärzte und Pfleger nachhaltig die gesundheitliche Lage der indigenen Bevölkerung — in einem kleinen Teil des großen vernachlässigten mexikanischen Südens.