Köln
Kritische Aufarbeitung der NS-Zeit
Zum 90-jährigen Bestehen des RC Köln am Rhein gab es nicht nur einen Rückblick von Joachim Arntz, sondern auch eine Festrede von Udo Di Fabio zur Lage der Demokratie
In diesem Jahr beging der drittälteste Rotary Club Deutschlands den 90. Jahrestag seiner Gründung. Der RC Köln am Rhein nahm dies zum Anlass, nicht nur in die Zukunft, sondern auch in die Vergangenheit zu blicken. Den Blick in die Zukunft richtete Udo Di Fabio, Rechtsprofessor aus Bonn und ehemaliger Bundesverfassungsrichter.
Er ging in seiner Festrede auf die „Lage der Demokratie in Europa“ ein. Dabei bemängelte er die unterschiedliche Entwicklung der europäischen Mitgliedsstaaten – vor allem auch in jüngster Zeit: Europa sei als Herrschaftssystem zu kompliziert geworden. Viele der EU-Mitgliedsstaaten warteten sehnsüchtig auf Deutschland und eine „politisch-intellektuell anspruchsvolle Positionierung zur Frage, wie die Handlungsfähigkeit in Europa wiedergewonnen werden könne“, so Di Fabio.
Blick in die Vergangenheit
Nicht minder große Aufmerksamkeit wurde auch dem Blick in die Vergangenheit zuteil, den Joachim Arntz, ehemaliger Präsident des Verwaltungsgerichts Köln und langjähriges Mitglied des RC Köln am Rhein, unternahm. Er machte deutlich, welche Zäsur die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten für Rotary in Deutschland, aber auch für den eigenen Club darstellte. Soeben noch hochgeehrte Mitglieder mit jüdischem Hintergrund verloren ihre Mitgliedschaft, weil sie infolge rassischer Verfolgung ihre berufliche Tätigkeit nicht mehr ausüben konnten und damit „klassifikationslos“ wurden.
Das gleiche Schicksal traf auch politisch missliebige Beamte wie den Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer, der zu den Gründungsmitgliedern des RC Köln am Rhein gehörte. Währenddessen versuchte die Führung der deutschen Rotarier durch Betonung des Wertes der Auslandskontakte der Rotarier und weitgehende Anpassung an das System ein Verbot der gleichzeitigen Mitgliedschaft in der NSDAP und bei Rotary zu verhindern, was ihr zunächst auch gelang. In der Folge wurden viele Nationalsozialisten Mitglied bei Rotary. 1937 löste Rotary in Deutschland sich schließlich auf.
Die abschließende Bitte von Joachim Arntz, weniger den Stab über die damaligen Rotarier zu brechen, sondern sich vielmehr derer zu erinnern, die rassisch und politisch verfolgt den Club verlassen mussten, wurde mit großem Beifall aufgenommen.
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