Frankfurt am Main
Let´s speak English
Frankfurt wird immer internationaler – welche Rolle spielen dabei die englisch-sprachigen Rotary und Rotaract Clubs?
Frankfurt am Main ist traditionell eine weltoffene Stadt mit vielen exportorientierten Unternehmen. Durch die Ansiedlung der Europäischen Zentralbank mit mehreren Tausend meist ausländischen Mitarbeitern ist der kosmopolitische Charakter noch einmal gestärkt worden. Ein weiterer Schub wird mit dem Umzug von Londoner Banken im Gefolge des Brexit erwartet.
Wie Rotary auf die wachsende Internationalität der Stadt reagiert, erläutert im Folgenden Clubpräsidentin Angela Schmitt-Gläser. Bereits 2006 wurde ihr Club, der RC Frankfurt-International, aus dem kosmopolitischen Geist heraus gegründet. Die Clubsprache – von Anfang an Englisch - ist für sie als „Unique Selling Point“ Segen und Fluch zugleich, so Schmitt-Gläser.
Mitglieder aus 13 Ländern
Die 24 ausländischen Mitglieder - von insgesamt 42 - kommen aus 13 Ländern. Jeder bringt seine Kultur, aber vor allem seinen Blick auf die Welt mit. Diese Welt mit den Augen der Anderen sehen und erleben zu dürfen, empfinden alle als großes Glück. Vorurteile und Stereotypen haben hier keine Chance.
„Englisch“ bedeutet aber auch eine höhere Fluktuation. Denn viele Ex-Pats, engagierte und lieb gewordene Mitglieder, müssen nach ein paar Jahren weiterziehen. Glück im Unglück. Inzwischen gibt es „Satelliten“ - u.a. in London, New York, Moskau und Hong Kong.
Für viele rotarische Gäste aus dem Ausland ist der RC Frankfurt-International ein Stück Heimat geworden: Da ist der Deutschprofessor aus Georgia, die ägyptische Freundin aus Lagos, der indische Unternehmer oder der junge Banker aus Nigeria, der hier sein Masterstudium absolviert. Die Vorstellungen der Gäste bieten oft Anlass für intensive Diskussionen der gegenwärtig so verrückten weltpolitischen Entwicklungen.
Meeting inmitten einer Demo
Für Angela Schmitt-Gläser ist selbstverständlich, dass die Clubmitglieder von Anfang an Flagge gezeigt haben bei „Pulse of Europe“. So trifft man sich immer sonntags um 14 Uhr inmitten der Demonstranten zu einem „außerordentlichen“ Meeting.
Die regulären wöchentlichen Meetings finden morgens um 7.30 Uhr im Frankfurter Hof statt. Die Treffen sind – trotz nachtschlafener Zeit - gut besucht. Stammplätze gibt es nicht. Alle sitzen aufgereiht an einer langen Tafel - wie es der Zufall des Ankommens vorgibt. Über eine WhatsApp-Gruppe sind alle auch virtuell miteinander verbunden.
Der Vielfalt der Mitglieder entspricht die Vielfalt der Vorträge, häufig auch von prominenten Gastreferenten, etwa zu „Human Rights Watch: The Power of the Truth“, „Schaeffler Group - Future strategies of a global family owned company“.
Hinter dem Motto „Let’s talk about art“ verbirgt sich eine spannende Reihe von Vorträgen und Exkursionen zum Thema Kunst und Musik – so zuletzt zur Ausstellung einer Künstlerin aus dem Club im Schloss von Bad Arolsen, zugleich Anlass für ein tolles Intercity Meeting.
Hilfe für Kinder im Advent
Im Mittelpunkt des gemeinnützigen Engagements stehen – wie zu erwarten - Integration und Bildung. So wurde vor fünf Jahren zusammen mit dem Verein „Frauenrecht ist Menschenrecht“ das Mentorenprogramm „Gib einem Kind Deine Hand“ initiiert. Finanziert wird das Programm über einen Adventskalender (https://rotary.de/clubs/distriktberichte/internationaler-adventskalender-a-9923.html). 2017 ist der RC Bad Vilbel zum dritten Mal beim Kalenderprojekt dabei. Der Austausch mit dem Nachbarclub trägt darüber hinaus zur Bereicherung des Clublebens bei.
In diesem Jahr unterstützt der RC Frankfurt - International zudem ein von Frankfurter Clubs initiiertes Mentoren-Projekt für den Berufseinstieg von jugendlichen Neubürgern. Außerhalb Deutschlands ist der Club an Hilfsprojekten in Guatemala, Nepal, Indien, Kambodscha und Burkina Faso beteiligt.
Der internationalen Ausrichtung folgend wurde vor vier Jahren gemeinsam mit dem RC Eschborn ein englischsprachiger Rotaract Club gegründet. Die Rotaracter vom RAC Frankfurt-International spielen laut Angela Schmitt-Gläser eine große Rolle im Clubleben. So helfen sie unter anderem beim Adventskalenderprojekt. Die Rotarier revanchieren sich durch Unterstützung der Rotaract-Programme KidsCamp und GermanTrip.
Rotaracter mit Anschluss an Rotarier
Viele Rotaracter nutzen die Frühstückseinladung des Patenclubs zum gegenseitigen Kennenlernen. Jedes Jahr wird mindestens ein Rotaracter als Mitglied in den RC Frankfurt-International aufgenommen. Die rumänische Präsidentin des RAC Frankfurt-International, Miruna Taban, lobt deshalb auch die engen Verbindungen zu den beiden Patenclubs.
Die 34 Mitglieder aus elf Ländern treffen sich wöchentlich und freuen sich regelmäßig über viele Gäste. Zu Beginn eines Meetings wird kurz die aktuelle politische Situation diskutiert. Dann folgt eine Präsentation beziehungsweise ein Vortrag, häufig von Gästen aus den Frankfurter Rotary Clubs. Informelle „brainstorming-meetings“ und Plaudermeetings sind ebenfalls Teil des Clublebens.
Unter dem Motto “Brunching the Sunday Away” finden regelmäßig Treffen mit Gästen statt, nicht nur aus der rotarischen Welt. Auch Intercity-Meetings oder gemeinsame Hilfsprogramme dienen der Kontaktpflege – zu anderen Rotaract und Rotary Clubs.
Alle sechs Monate kommen die Rotaracter mit Freunden aus dem Partnerclub RAC Milano Madudina zusammen. Außer „Helfen“ in einem gemeinsamen Sozialprojekt ist hierbei auch „Feiern“ angesagt, die „dritte Säule“ von Rotaract.
Neben der Zusammenarbeit mit den Patenclubs und dem Engagement im KidsCamp wird seit 2016 der Deutsche Kinderhospizverein bei vielen Veranstaltungen unterstützt. Auch engagieren sich die Mitglieder bei der Integration von Flüchtlingen. Weiterhin geplant ist die Beteiligung an EU-Projekten – möglicherweise gemeinsam mit anderen Clubs. Bei der Mitgliederwerbung nutzt man natürlich Social Media. Zudem kommen viele Gäste und potentielle spätere Mitglieder auf Vermittlung von Rotary und Rotaract Clubs.
Neue Mitglieder und Gäste willkommen
Sollte der Brexit dazu führen, dass mehr internationale Gäste nach Frankfurt kommen, so freuen sich die Rotaracter auf die Bereicherung ihres Clublebens durch weitere Kulturen und Nationalitäten. Der Etablierung eines zweiten englisch-sprachigen Rotaract Clubs in Frankfurt stünde man aufgeschlossen gegenüber. So haben einige Mitglieder bei der Gründung des RAC Heidelberg-International bereits einschlägige Erfahrungen gesammelt.
“Sharing experience, ideas and helping the Rotary family grow are very important for us”, sagte denn auch die Präsidentin zum Abschluss ihres Berichtes.
Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.
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