Freiburg
Moderne Nadelholzernte in Steillagen des Hochschwarzwldes
Gemeinsame Sonderveranstaltung der drei Freiburger Rotary-Clubs Freiburg, Freiburg-Schlossberg und Freiburg-Zähringen
Freiburgs Rotarier beeindruckt über professionellen Einsatz modernster Erntetechnologie zur nachhaltigen Nutzung des begehrten Rohstofes beim staatlichen Forstbetrieb ForstBW.
Auf Einladung der Vertreter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Direktor Professor Konstantin von Teuffel und Ressortleiter Waldnutzung Dr. Udo Hans Sauter sowie des baden-württembergischen Landesforstbetriebes ForstBW, Forstpräsident Meinrad Joos, die gleichzeitig die drei Freiburger Rotaryclubs repräsentieren, informierten sich über 50 Rotarierinnen und Rotarier nebst Partnern und höchstinteressiertem Nachwuchs über moderne Holzernte in schwierigstem Terrain am Feldberg. Forstpräsident Joos und Professor von Teuffel wiesen schon in ihrer Begrüßung direkt am Lagerort der geernteten Fichtenstämme darauf hin, dass nachhaltige Forstwirtschaft nicht nur Aufbau und Schutz eines standortortgerechten Mischwaldes mit all ihren wichtigen Funktionen für ein funktionierendes Ökosystem, wie Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten, Erosionsschutz, Bereitstellung sauberen Trinkwassers und Erholungsraum umfasse, sondern auch die Nutzung einer immer bedeutsameren und wertvolleren Ressource Rohholz einschließe. Damit dies im Einklang mit den hohen Umweltstandards in Deutschland und Baden-Württemberg im Besonderen geschieht, nutzt der Staatsforstbetrieb Baden-Württemberg ForstBW nur „state-of-the-art“ - Ernteverfahren mit hoher Pfleglichkeit und Effizienz.
Leiter des Forstmaschinenbetriebs, Herbert Kirsten, der sich beruflich seit Jahrzehnten mit der Weiterentwicklung von Holzernteverfahren und –maschinen erfolgreich beschäftigt, und seine Handschrift in so mancher heute auf dem Spezialmaschinenmarkt eingeführten Konstruktion hinterlassen hat, erläuterte zusammen mit seinem Maschineneinsatzleiter und Forstwirtschaftsmeister Wolfgang Zähringer die Herausforderungen der Holzernte von Fichten, die vom letzten Sturmtief Niklas Ende März dieses Jahres an den Steilhängen des 1500 m hohen Feldberges geworfen wurden. In solchen Extremlagen kommen moderne Seilkrananlagen zum Einsatz. Kirsten und Zähringer erklärten und zeigten den Einsatz des betriebseigenen Gebirgsharvesters K507 der Firma Koller. Ein Aufbauseilkran mit 3-Windensystem für Bergauf-, Horizontal- und Bergabbringung bis zu einer Hangneigung von 120% bei Bergaufbringung und einer Trassenlänge bis zu 800 m kann mit seinem ferngesteuerten Laufwagen Lasten bis zu 6 Kubikmeter auf einmal aus dem Hang nach oben zum Aufarbeitungsplatz schaffen. Der Kran ist auf einem 4-Achs-Allrad-LKW aufgebaut. Daneben befindet sich auf der Arbeitsplattform der Maschine zusätzlich ein Prozessor, der den Stamm abfuhrfertig aufarbeitet. Letzterer besteht aus einem Kran mit Greif- und Aufarbeitungsaggregat. Eindrucksvoll sind die Schilderungen der Abspannung des Seilkranmastes, der mit mehreren Abspannseilen an stehenden solide verwurzelten Bäumen versichert werden muss, damit das Tragseil ausreichend gespannt werden kann und die Maschine bei Lastzug und Manipulation der schweren Nadelholzstämme nicht mit samt Last den Hang hinunterstürzt. Schon allein die Schilderung, wie die schweren Seile zum Teil weite Strecken in unwegsamem Gelände ausgezogen und in schwindelerregender Höhe bis zu 20 m durch die speziell ausgebildeten Forstwirte bewährt mit Steigeisen am Ankerbaum befestigt werden müssen, flößt Furcht und gleichzeitig Hochachtung ein. Nicht minder eindrucksvoll sind die Ausführungen der Fällarbeiten bei Standardeinsätzen ohne Sturmwurf und der Anbindung der Seillasten im Steilgelände. Hier dürfen nur höchstqualifizierte Forstwirte mit größter Umsicht arbeiten, um Leib- und Leben zu schützen und Schäden am verbleibenden Waldbestand und der Naturverjüngung in Form kleiner Bäumchen auf ein Minimum zu beschränken. Zuletzt erfahren die Exkursionsteilnehmer noch die Aufgaben des Maschinenführers auf dem Gebirgsharvester. Dieser steuert die Positionierung des Laufwagens der Seilkrananlage und den Beizug der schweren Lasten mit hoher Präzision. Hier arbeiten Maschinenführer und Mannschaft im Hang mit ständiger Funkverbindung eng zusammen, um insbesondere die Gefahrenmomente der Mannschaft im Hang sicher zu beherrschen. Hier ist höchste Umsicht und Erfahrung erforderlich! Oben am Lagerplatz nimmt der Maschinenführer die einzelnen Stämme mit dem Kran und seinem Greifer in Empfang. Die Baumstämme kommen mit „Haut und Haaren“ aus dem Hang. Durch geschicktes Manipulieren werden die angelandeten Fichtenstämme durch das Aufarbeitungsaggregat geschickt. Dabei werden die noch anhängenden Ästen abgetrennt, mit einer Kappsäge die Rohholzsorten Stammholz und Industrieholz abgelängt und gestapelt. Der Maschinenführer sitzt zwar in einer komfortablen, geschützten Kabine, seine Augen müssen aber stets beim manipulierten Stamm sein. Seine Hände bedienen zwei Joy-Sticks mit jeweils bis zu 15 getrennten Funktionen, die blind und in schneller Abfolge bedient sein wollen. Keine Frage, dass man es hier mit absoluten Spezialisten zu tun hat, die während der Arbeitsphasen unter hoher mentaler Anspannung stehen. In Ergänzung hierzu unterstreicht Ressortforschungsleiter Sauter die Notwendigkeit großer Forstspezialmaschinen gerade für eine wald- und naturschonende Holzernte. Pferde und traditionelle Forstschlepper können den hohen Standards oder den zu manipulierenden Lasten nicht gerecht werden.
Betriebsleiter Kirsten weist abschließend und nicht ohne Stolz darauf hin, dass es durch den Einsatz der vorgestellten Technik und der erfahrenen Bedienmannschaft gelingt, die Gesamtkosten für jeden auf diese Weise bereitgestellten Kubikmeter auf 30 bis 35 Euro zu begrenzen und damit bei aktueller Marktsituation einen stattlichen Gewinn für den Waldeigentümer zu erwirtschaften.
Nach Klärung vieler weiterer Detailfragen und einem Blick aus luftiger Höhe auf die umliegenden überwiegend bewaldeten, tiefgrünen Schwarzwaldhöhen und –täler gibt es einen weithin hörbaren Applaus, der von Hochachtung gegenüber den Holzerntespeziallisten zeugt, die sich täglich hochmotiviert in rauer Umgebung für die pflegliche und nachhaltige Waldbewirtschaftung im Schwarzwald verdient machen.
Im idyllisch und nahe gelegenen Raimartihof werden bei zünftigen badischen Spezialitäten und einem erfrischendem Trunk die gewonnenen Eindrücke verarbeitet und letzte Diskussionen geführt. Konstantin von Teuffel weist am Ende der Veranstaltung die Exkursionsteilnehmer darauf hin, dass die Forstbetriebe in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus derzeit vor großen Herausforderungen stehen. Es sei wichtig in einer Zeit, die durch laute Forderungen der Gesellschaft und der Politik nach Einrichtung von weiteren Naturschutzflächen und totalem Nutzungsverzicht im Wald gekennzeichnet ist, sich auch auf die gesellschaftlich und volkswirtschaftlich bedeutsame Funktion unserer produktiven Wälder als Lieferant eines wertvollen nachwachsenden Rohstoffes zu besinnen und die Botschaft zu verbreiten.
Udo H. Sauter, RC Freiburg-Zähringen
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