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D 1820

PETS in Coronazeiten

D 1820 - PETS in Coronazeiten
DGE Henning von Vieregge moderiert "sein" PETS. © Christian Kaiser (alle Fotos)

Inwieweit können Online-Meetings das traditionelle PETS ersetzen – ein Versuchsbericht.

Christian Kaiser23.04.2020

Nach der erfolgreich verlaufenen DiTV in Marburg hatten incoming Distriktgovernor Henning von Vieregge und sein Team das PETS (President Elect Training Seminar) für die 74 Clubpräsidenten des Jahres 2020/21 am 21. März in Frankfurt minutiös vorbereitet.

Nach dem Auftakt am Freitagabend mit Altstadtführung und Ausklang beim Wein war für den Samstag ein umfangreiches Programm in den Räumen der Frankfurter Musikhochschule vorgesehen. Neben Anregungen und Informationen für die zukünftigen Amtsträger waren Motivation und Stärkung des "Wir-Gefühls" wichtige Bausteine - etwa der vorgesehenen "Schlussknaller", der Vortrag mit dem Thema "Warum ich gern Präsident war" von Minister a.D. Heinz Riesenhuber (RC Frankfurt) und Dietrich Neuhaus (RC Frankfurt Alte Oper).

Dann kam alles anders – und am 12. März musste die Veranstaltung wegen Corona abgesagt werden.

Vier digitale Oster-Meetings

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Online oder nicht: Die Tagesordnung umfasste wichtige Punkte.

In dieser Not riefen die Verantwortlichen quasi über Nacht das "digital-rotarische Zeitalter" aus und luden ein zu PETS-Online-Meetings an den Ostertagen.

Um den Kreis der Beteiligten übersichtlich zu halten, wurden die Clubs aus jeweils zwei Bereichen des Distrikts 1820 zusammengefasst, so dass insgesamt vier Treffen stattfanden.

Neben dem incoming DG mit Sekretär Reinhard Fröhlich, DICO Andreas Noll und den zukünftigen Clubpräsidenten nahmen auch Vertreter von Rotaract und die jeweiligen Assistant Distriktgovenor sowie einige Fachleute rotarischer Dienste an der Schulung der künftigen Amtsträger teil.

Ostergeschenk

Überraschungsgast war der Incoming Weltpräsidenten Holger Knaack, der durch seine virtuelle Anwesenheit sein Jahresmotto "Rotary eröffnet Möglichkeiten" quasi persönlich vorlebte

Holger Knaack rief - passenderweise - dazu auf, sich mit neuen Formaten der Meetings zu beschäftigen, die erfolgreichen Professionals mit Familie und vollem Terminkalender ein Teilnehmen am Clubleben ermöglichen.  "End Polio Now" sollte gerade in der aktuellen Situation weiter forciert werden. Ein weiteres Anliegen des Weltpräsidenten ist ein strategischer 5-Jahresplan für alle rotarischen Institutionen, also auch die Clubs als kleinste Einheit.

In den Ostermeetings hatten die Beteiligten auch Gelegenheit, sich zum Clubleben in der Zeit des Corona-Shutdowns auszutauschen.

Laut einem zusammenfassenden Resümee dazu von Henning von Vieregge sind nur noch ganz wenige Clubs "in Schockstarre". Unter den Kommunikationsplattformen scheint sich "Zoom" durchgesetzt zu haben.

In fast allen Clubs finden die Meetings nun online statt. Dabei wurde deutlich, dass die Präsenz hierbei höher ist – wohl weil der Teilnehmerkreis etwa durch auswärtige und ältere Mitglieder oder auch Gäste erweitert ist. Erkannt wurden die Chancen, etwa Referenten von außerhalb einzuladen. Auch hat es schon erste virtuelle Treffen mit Patenclubs gegeben.

Erste durch Corona ausgelöste Hilfsaktionen der Clubs unterstützen Altersheime und Pflegestationen, etwa mit der Spende von Masken und iPads. Auch die Clublokale und die Tafeln vor Ort werden häufig bedacht.

Digitales Past Oster-PETS

Nachdem wegen der starken Beteiligung mit vielen Wortmeldungen und nicht zuletzt der Teilnahme des künftigen Weltpräsidenten die Agenda in den eingeplanten eineinhalb Stunden nur zum Teil abgearbeitet werden konnte, luden DGE Henning von Vieregge und DG Rainer Moosdorf zu einem weiteren Online-Meeting ein. Diesmal waren neben den zukünftigen Präsidenten auch die aktuellen Amtsträger mit dabei; insgesamt 98 Köpfe tauchten auf den Bildschirmen auf.

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Auf den häuslichen Monitoren auch zu sehen: einige der Höhepunkte für das kommende rotarische Jahr in D1820

DGE Henning von Vieregge erläuterte den Teilnehmern, was er mit seinem Jahresthema "Heimat" verbindet. Neben dem für den 3. Oktober geplanten Austausch mit thüringischen Clubs (Heimat Deutschland) denkt er auch an die "Heimat Rotary", die stärker gelebt werden sollte - etwa durch Intensivierung des Clublebens oder auch eine bessere Vernetzung der Clubs. So kann er sich regionale digitale Diskussionsforen vorstellen, beispielsweise zu "Erfahrungen mit Partnerclubs". Auch ein "Heimatleuchtfeuerprojekt" mit Zusammenstellung aller örtlichen Aktivitäten ist Teil des Konzeptes.

DG 21/22 Edith Karos erläuterte anschließend, wie sie den vom künftigen Weltpräsidenten angeregten "Strategieplan 2425" auf Distriktebene umsetzen will. Die Formulierung von Zielen mit Etappen in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Distriktbeirates wird dabei am Anfang stehen.

Jugenddienst und Rotary Foundation in Coronazeiten

Bei den Berichten der Distriktdienste galt das Hauptaugenmerk angesichts der Coronakrise dem Jugendaustausch und der Foundation. So mussten fast alle In- und Outbounds vorzeitig in ihre Heimat zurückkehren, was von den Verantwortlichen mit einem Höchstmaß an Einsatz und Organisationstalent ohne größere Zwischenfälle bewältigt werden konnte. Die für den Sommer geplante Europatour der Inbounds und die Vorbereitungstreffen für die zukünftigen Outbounds mussten ebenfalls abgesagt werden.

Auch die Mitglieder des Ausschusses "Gemeindienst & Foundation" sind zurzeit außerordentlich gefordert. So hatte die Rotary Foundation kurzfristig die Bestimmungen für Grants gelockert, um gezielt Gelder für Hilfsaktionen rund um Covid-19 zu mobilisieren – auch für Projekte in Deutschland.

Nun setzt sich das Foundation Team mit den Clubs in Verbindung, die District Grants für 2021 beantragt haben oder beantragen wollen. Hier ist nun im Einzelnen zu prüfen, ob diese Projekte durchgeführt werden können oder ob es im Lichte von Covid-19 bessere Hilfsideen gibt.

Eindrücke des DGE

Seine persönlichen Eindrücke zum hier beschriebenen – erzwungenen – "Versuch" fasst DGE Henning von Vieregge zusammen wie folgt: "Not macht erfinderisch und Not macht Beine: Auf einmal sprießen die Online-Aktivitäten in den Clubs nur so. Auf diese Weise bieten die Clubs auch in Covid-19-Zeiten ein Stück Heimat. Freundinnen und Freunde, die aus wichtigem Grund nicht oder nur selten am normalen Clubleben teilnehmen können, sind nun wieder dabei. Das ist großartig und wird auch nach der Pandemie das rotarische Zusammenleben verändern." 

Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.