Kronberg
Rotary Club Kronberg engagiert sich für Wiederaufforstung in Afrika
Volker Schlöndorff, Oscar-Preisträger und Regisseur des Films "Der Waldmacher" zu Gast
Kürzlich war ein besonderes Ereignis für die Kronberger Rotary Clubs: Volker Schlöndorff, Oscar-Preisträger und Regisseur des Filmes "Der Waldmacher" war zu Gast. Er erzählte die Geschichte seines Dokumentarfilmes "Der Waldmacher", den er 2022 über den Australier Tony Rinaudo, Träger des Alternativen Nobelpreises von 2018 gedreht hat.
Er erinnerte zunächst daran, dass Afrika und Europa in einer Schicksalsgemeinschaft miteinander leben. "Wir müssen lernen, damit umzugehen, dass in 30 Jahren 50 bis 100 Millionen Afrikaner in Europa leben werden." Tony Rinaudo hatte er 2018 kennengelernt, als der Agrarwissenschaftler auf dem Rückweg von der Preisverleihung in Stockholm in einem Berliner Restaurant einen Vortrag hielt. In dem Vortrag beschrieb Tony Rinaudo, wie in Afrika Wälder (wieder)entstanden sind, indem er die Voraussetzungen dafür schuf, dass einst gerodete Bäume, deren Wurzeln noch im Boden vorhanden sind, wieder wachsen können. Volker Schlöndorff sprach ihn mit der Frage an, ob er denn Tausende von Jüngern habe. "Meistens bin ich allein", antwortete Tony Rinaudo. Um das zu ändern, bot der Regisseur spontan an, einen Dokumentarfilm über Tony Rinaudo zu drehen.
Dieses Wissen wollen sich nun die Heilig-Geist-Schwestern mit ihrem Hauptsitz in Mammolshain und umfangreichen Aktivitäten in Tansania zu Nutze machen. Sie sind langjährige Projektpartner des Kronberger Clubs, gemeinsam haben sie unter anderem bereits eine Krankenstation zu einem staatlich anerkannten Krankenhaus entwickelt. Angeregt durch Schlöndorff planen die Schwestern nunmehr mit Unterstützung der Kronberger Rotarier in ihrer Umgebung in Tansania die Wiederaufforstung der Wälder durch Wiederbelebung von Wurzelwerk.
Mit 2.000 Euro können rund 500 Hektar Wald, also 5 Quadratkilometer, wiederbelebt werden. FMNR (Farmer Managed Natural Regeneration) ist weltweit die erfolgversprechendste Methode zur großflächigen Wiederaufforstung. Sie wurde von dem australischen Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo im Niger entwickelt und ist heute – nach Jahrzehnten harter Vorarbeit – in der Sahel-Zone und weit darüber hinaus in über 20 Ländern verbreitet. Sie hat inzwischen in Kooperation mit der Kinderhilfsorganisation "World Vision" zur Begrünung von mehreren Millionen Hektar Wald- und Landwirtschaftsflächen geführt.
Anders als bei den aufwändigen und teuren im allgemeinen üblichen Neupflanzungen wird hier das im Boden vorhandene Wurzelwerk – in Kooperation mit den ansässigen Landwirten – durch Schutz und Pflege der Schößlinge reaktiviert (Kostenfaktor pro Hektar ca. 4 US-Dollar mit 90-prozentigem Erfolg gegenüber ca. 150 US-Dollar bei Neupflanzung mit durchschnittlicher Erfolgsquote von 10 Prozent). Durch gezieltes Beschneiden und Selektion heimischer Baumsprösslinge entwickeln sich auf landwirtschaftlichen Flächen pro Hektar innerhalb einiger Jahre idealerweise ca. 30 bis 150 schattenspendende und wasserbindende Bäume, die den Ernteertrag dieser Felder deutlich erhöhen. In den als reine Waldfläche vorgesehenen Zonen entstehen aus den unterirdischen Wurzeln wieder flächendeckende resistente Mischwälder.
Allein in Afrika ist das Potenzial für derartige Begrünung mehrere hundert Millionen Hektar; in den anderen Kontinenten ein Mehrfaches davon, und entsprechend weitreichend sind die positiven Auswirkungen auf CO2-Bindung (mehr als ein Drittel der erforderlichen Menge CO2-Reduktion in der Atmosphäre zur Erhaltung des 2-Grad-Ziels), Klima und Welternährung.
Für den RC Kronberg ist ein zentrales Anliegen, zum Wohl unseres Klimas eine Koalition zu schmieden zwischen zwei faszinierenden Persönlichkeiten – Tony Rinaudo und Volker Schlöndorff – als Botschafter und zwei erfolgreichen weltweit agierenden gemeinnützigen Organisationen: World Vision, Kinderhilfswerk mit christlichem Leitbild, und eine der weltweit größten Entwicklungshilfeorganisationen mit 45.000 Mitarbeitern, und Rotary International mit den Schwerpunkten humanitäre Dienste, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben, mit 1,2 Millionen einflussreichen Mitgliedern in 47.000 rotarischen Clubs.
Claus Peter Müller von der Grün ist Journalist. 1960 in Kassel geboren kehrte er — nach dem Studium in Dortmund und verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Düsseldorf und Frankfurt — nach der Wiedervereinigung nach Kassel zurück. Dem RC Kassel-Wilhelmshöhe gehört er seit dem Jahr 2000 an. Im Jahr 2013/14 war er Präsident seines Clubs. Sowohl im Club, als auch auf der Distriktebene war er schon mehrfach in Sachen der Kommunikation aktiv, derzeit ist er Distriktberichterstatter von D1820.
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