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Unterwegs am Grünen Band

Unser Tier des Monats November: Wanstschrecke

Unterwegs am Grünen Band - Unser Tier des Monats November: Wanstschrecke
Liana Geidezis, Leiterin des BUND-Projektes "Grünes Band Deutschland" mit einer Wanstschrecke. Der wissenschaftliche Name: Polysarcus denticauda. © dpa

Halten Sie es doch wie Goethe: "Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen." Mit Glück wartet auch der November noch mit schönen Tagen auf – auch wenn wir Willi und Wanda Wanstschrecke im Herbst zumindest in der Natur nicht mehr begegnen.

Ulrike Löw02.11.2023

Tipps zu Wanderungen hat Governor Sabina Gärtner-Nitsche im Lesestoff Nr. 4 geschickt. Das Grüne Band, Governorprojekt 2023/24, lässt sich nämlich ganz wunderbar erwandern oder per Rad erkunden.

Die kostenlose App "Komoot" bietet Touren an. Im Distrikt 1880 ist das Grüne Band – der ehemalige Grenzstreifen der DDR in der Mitte Deutschlands – nahe genug, um bereits bei einem Tagesausflug mit der Familie oder mit Freunden eine Etappe der einmaligen Natur zu erleben.

Und wenn der November doch zu nass und kalt wird,  kann man das Grüne Band – und unser Tier des Monats November – auch auf dem Sofa kennenlernen: Sieben Naturerlebnisführer hat Dr. Reiner Cornelius vorgelegt, er war sieben Jahre lang für den Bund Naturschutz an der Küste, im Elbe-Wendland, im Harz, in Eichsfeld-Werrabergland, Wartburg-Werra-Rhön und bis zum Thüringer Wald unterwegs. Passend zum Distrikt 1880 hat er auch noch den Band "Frankenwald-Vogtland" vorgelegt.

Auf dem einstigen Todesstreifen wächst heute die Moosbeere (Pflanze des Monats Oktober) und zwischen den Halmen sitzt die Wanstschrecke.  Zugegeben, der Name unseres Tier des Monats November klingt nicht besonders hübsch.

Da klingt Willi und Wanda Wanstschrecke schon viel netter: Unter diesen Namen startete der Bund Naturschutz Thüringen eine Kampagne – um die Wanstschrecke aus dem Grünen Band vorzustellen. Um Willi und Wanda zu hören, braucht man gute Ohren: Mitte Juni bis Ende Juli ist das Sirren der sehr großen Heuschrecke – bis zu viereinhalb Zentimeter misst der Körper – zu hören.

Die Tiere sind grün, haben schwarze Punkte und einen dominanten Sattelschild. Dieser dient auch noch als Schalltrichter, dies verstärkt das sirrende Rufen. Für Willi Wanstschrecke ist dies wichtig – lockt er mit den sirrenden Geräuschen doch sein Weibchen Wanda an.

Er und seine Artgenossen, so der Bund Naturschutz, galten in Thüringen als ausgestorben, bis die Wanstschrecke kurz nach der Wende im Grenzgebiet zwischen Bayern und Thüringen wieder entdeckt wurde.

Heute ist bekannt: Die Wanstschrecke gibt es in Europa von den Ost-Pyrenäen über die Alpen, von Tschechien bis Rumänien und Griechenland.  Die Tiere leben in Wiesen und brach stehenden Säumen. Warum das Tier so selten geworden ist? Vögel und Reptilien sind seine natürlichen Feinde. Aber auch die veränderte Nutzung der Wiesen ist eine Bedrohung. Wird überall gleichzeitig gemäht, fehlt es an krautreichen Wiesen – dem Lebensraum der Wanstschrecken.

Die Weibchen legen im Sommer ihre Eier im Boden in zwei bis drei Zentimetern Tiefe ab. Der Nachwuchs – die so genannten Nymphen – schlüpfen im Frühjahr. Als Vegetarier ernähren sie sich von den Blättern von Pflanzen wie dem Löwenzahn, dem Klappertopf und dem Wiesen-Storchschnabel. Ein weiteres Problem der Wanstschrecke: Der dicke Bauch stört beim Hüpfen und Springen – deshalb sind entfernt lebende Populationen nur schwer erreichbar. Was der Bund Naturschutz für die Heuschrecke tut? Am Beispiel von Willi und Wanda Wanstschrecke wird Kindern erklärt, wie der Bund Naturschutz nicht nur eine Art, sondern viele Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen schützt.

Eine weitere Maßnahme: Flächen, in denen sich die "alten" Arten halten können, werden gepachtet und gekauft – am Grünen Band geschieht genau das. Und deshalb können hier Tiere leben, sich ernähren und sich vermehren.

Weitere Infos zur Wanstschrecke: bund-thueringen.de/service/publikationen/detail/publication/willi-wanstschrecke-will-ins-gruene-band