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Waldshut-Säckingen

Zukunft bilden in unserer Region

Waldshut-Säckingen - Zukunft bilden in unserer Region
Offizielle Illustration der Caritas zu ihrem Baumhaus-Projekt © Caritas

Der Rotary Club Waldshut-Säckingen und sein nachhaltiges Spendenkonzept

Peter Leinberger29.04.2019

Kaum ein Land dieser Erde verfügt über ein so gut ausgebautes Sozial- und Gesundheitssystem wie das unsere. Ein stabiles Gerüst verschiedener Sozialgesetzbücher bietet Unterstützung für jeden Menschen und sichert durch Rechtsansprüche die notwendige Hilfe und Begleitung.

Gewährt werden diese unmittelbaren Leistungen materiell, aber auch in unterschiedlichster Form durch verschiedenste Dienste und Einrichtungen, sowohl von gemeinnützigen Trägern als auch von der öffentlichen Hand.
Trotzdem ist auch darüber hinaus Unterstützung notwendig, was für den Außenstehenden nicht immer ganz einfach zu erkennen oder zu verstehen ist. So hat sich der RC Waldshut-Säckingen schon vor einigen Jahren aufgemacht, um sich ein Konzept zu geben, wie und in welcher Form er regionale Projekte fördern kann.

Ausgangspunkt war folgende Erkenntnis: So stabil das Gerüst sozialer Leistungen auch ist, so starr kann es für einzelne Menschen oder Personengruppen sein. Gerade innovative Projekte, die versuchen, flexible Antworten auf soziale Problemstellungen zu geben, passen nicht ins Schema. Solche Projekte brauchen Zeit zur Entwicklung und entsprechende Begleitung über einen oft mehrjährigen Zeitraum. Hier setzt das Spendenkonzept des RC Waldshut- Säckingen an.

Nämlich flexibel auf Situationen vor Ort reagieren und gleichzeitig nachhaltig fördern - ein Konzept auf zwei Grundpfeilern:

Zum einen will der Club einmalige Unterstützungsleistungen für Initiativen oder Einzelpersonen erbringen, wie zum Beispiel bei Kursen für ehrenamtlich Engagierte in der Flüchtlingshilfe oder mit der finanziellen Beteiligung an einem Fahrzeug für den Tafelladen.

Zum anderen hat sich der RC Waldshut-Säckingen vorgenommen, soziale Projekte oft über mehrere Jahre hinweg zu begleiten. Im Folgenden sind die bisher diesem Konzept zugrundeliegenden Projekte skizziert.

Mit dem „Projekt Abenteuerland“ des Familienzentrums in Lauchringen, dessen Werdegang ein eigenständiges Kapitel in dieser Jubiläumsschrift gewidmet ist, unterstützte der Club zum ersten Mal ein solches Projekt über einen längeren Zeitraum. Mit dem Abschluss 2017 (siehe auch RM 11/2017 oder www.rotary.de/a11263) konnte dem Familienzentrum in Lauchringen ein Gebäude übergeben werden, das ohne die Unterstützung durch die Rotarier nicht entstanden wäre.

Zwar wird für Kinder mit einer Behinderung und deren Familien, der Zielgruppe des Abenteuerlandes, in entsprechenden Einrichtungen viel getan. Doch zielen diese Hilfen in der Regel auf die Förderung des Kindes mit seinem individuellen Bedarf. Angebote aber, die Kinder mit und ohne Behinderung zusammenbringen und das in der Freizeit – so etwas hat es am Hochrhein bislang nicht gegeben. Genau darin liegt der innovative Gedanke des Projekts, nämlich eine Lücke zu schließen, die die rechtlich verankerte Jugend- und Behindertenhilfe nicht füllen kann. Dem Projekt den nötigen Raum und Rahmen zu geben - das war Ziel des RC Waldshut/Säckingen. Dies konnte mit tätiger Hilfe im Rahmen von Hands-On-Aktionen und durch eine erhebliche finanzielle Unterstützung erreicht werden.

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Mit der Spende des RC Waldshut-Säckingen kann das Projekt "Baumhaus" des Caritas-Verbundes weitergehen. Tilman Bollacher, Präsident des RC Waldshut-Säckingen, Geschäftsbereichsleiterin Petra Hauser, Caritas (Mitte) und Baumhaus-Projektleiterin Sandra Drews-Mutter (rechts) © RC Waldshut-Säckingen

Das Folgeprojekt ist das "Baumhaus" für Kinder und Jugendliche, deren Eltern an einer psychischen Erkrankung leiden. Denn: Was bedeutet es, wenn Mama oder Papa so komisch sind, sich ganz anders verhalten als bisher, sich zurückziehen, nicht mehr sprechen und ständig sehr traurig sind?

Antworten auf diese Fragen rund um das Thema psychische Erkrankung und Suchterkrankungen werden oft auf spielerische Weise mit den Kindern besprochen. Das geschieht in verschiedenen Gruppen, in welchen die Kinder und Jugendlichen unter professioneller Anleitung lernen, mit dieser schwierigen Situation umzugehen, und mit anderen Betroffenen ihre Erfahrungen austauschen können. Das Baumhaus hilft den betroffenen Familien in einer niederschwelligen Form und wirkt damit auch präventiv, bevor es zu Leistungen der Kranken- oder Jugendhilfe kommen muss.

Aufbau und Gruppenarbeit wären momentan nicht umsetzbar ohne Förderer wie den RC Waldshut-Säckingen. Der Club hat sich in seinem Jubiläumsjahr (50 Jahre) entschieden, für drei Jahre den Aufbau einer eigenständigen Baumhaus-Gruppe für Kinder aus dem westlichen Kreisgebiet zu begleiten und mit insgesamt 30.000 Euro finanziell zu unterstützen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit das Projekt durch Hands-on beim Fahrdienst für die Kinder zu den Gruppentreffen zu unterstützen, was derzeit schon geschieht.

Durch solche Projekte gestaltet der Club gemeinsam mit Partnern wie dem Diakonischen Werk oder der Caritas die soziale Landschaft in der Region nachhaltig und trägt zu einer Verbesserung der sozialen Infrastruktur bei.

Martin Riegraf
RC Waldshut/Säckingen

Peter Leinberger
Peter Leinberger ist Rotarier seit 1981. Präsident des RC Bruchsal-Bretten 1991/92. Studium der Pharmazie und Studium der Tiermedizin. Nach zuletzt 35 Jahren Selbständigkeit seit 2014 im Ruhestand. Noch vielseitig engagiert u.a. im Tierschutz (TVT AK 6), der Erhaltung alter Haustierrassen (G.E.H.), der Kultivierung von Kakteen (spez. winterharter) und im sozialen Bereich (Pelikan-Verein zur Unterstützung der Palliativ-Station der Rechberg-Klinik, Dr. Gaide-Stiftung). Ab Juli 2015 Berichterstatter des Distrikts 1930 für das Rotary Magazin.