Im Fokus
Vielfalt der Clublokale
Nach den pandemiebedingten Schließungen entdecken die Rotary Clubs ihre Clublokale nun aufs Neue. Mit Blick auf Deutschland und Österreich offenbart sich eine außergewöhnliche Mischung. Wir stellen sieben von ihnen vor:
RC Detmold-Blomberg:
Schon von Weitem ist die Windmühle Fissenknick im Lipperland zu sehen. Das romantische Panorama vermittelt das Gefühl von Freiheit, Unbeschwertheit und Urlaub. Beneidenswert, wer diesen Ort sein Clublokal nennen kann. Doch damit nicht genug: Mittags wird die Mühle exklusiv für die Meetings des Rotary Clubs Detmold-Blomberg geöffnet. Dann haben die Rotarier ihr Clublokal ganz für sich allein. „Die Betreiberfamilie Lemke ist sehr um uns bemüht, was die besondere Atmosphäre der Mühle unterstreicht“, erzählt Clubpräsident Christian Schmidt.
Ein weiterer Pluspunkt des Clublokals ist die Lage: Die Windmühle befindet sich mitten im Clubgebiet, welches sich über mehrere Gemeinden erstreckt, und ist zudem für ihre sehr gute Küche bekannt, wie Schmidt weiter berichtet. Auch zu Abendmeetings, dann im separaten Raum, kommen die Rotarier immer wieder in dieses Clublokal. Ohne Frage, die Windmühle Fissenknick hat sie in den Bann gezogen.
Die Rotarier mussten aber auch lange auf dieses außergewöhnliche Ambiente verzichten. Im vergangenen Spätherbst stellte der Club aufgrund der verschärften Pandemielage auf Zoom-Meetings um. Erst mit dem neuen rotarischen Jahr hält der Club wieder Präsenzmeetings ab.
RC Vorarlberg:
Wenn in Lech in Vorarlberg im Winter Tausende Skibegeisterte die Pisten unsicher machen und den Ort mit noch mehr Leben füllen, ist auch der RC Vorarlberg dabei. Die Rotarier in Vorarlberg haben dafür extra ein Winterquartier. Von Dezember bis Ostern treffen sich die rotarischen Freunde im Gasthof Post, einem Fünf-Sterne-Haus mit mehreren Restaurants und Panoramablick über den Ort – eine exklusive Adresse und weit über die Region hinaus bekannt. Gastgeber Florian Moosbrugger ist selbstverständlich auch Mitglied und freut sich schon jetzt, im kommenden Winter den RC Vorarlberg bei einem guten Glas Wein wieder begrüßen zu dürfen.
Im vergangenen Winter war dies nicht möglich. „Wir hatten den ganzen Winter zu“, berichtet Moosbrugger. Aufgrund des Infektionsgeschehens sah der Hotelier keine Möglichkeit, seine Türen zu öffnen. Einen Skibetrieb gab es nicht. „Viele Gasthäuser und Hotels hätten ohne die staatliche Hilfe nicht überlebt“, glaubt er. Umso mehr setzt Moosbrugger auf den kommenden Winter. Dann kann er mit seinen rotarischen Freunden wieder den Blick über die Liftanlagen und den Ort schweifen lassen und auf neue Projekte des Clubs anstoßen.
RC Mühlhausen:
Rustikales Ambiente hat es den Mitgliedern des RC Mühlhausen angetan. Sie treffen sich im Brauhaus zum Löwen in der Altstadt. Und wo Brauhaus draufsteht, muss natürlich auch eigenes Bier gebraut werden. Mit viel Liebe zum Detail ist das Clublokal gestaltet, sodass man sich gut vorstellen kann, dass einst auch Thomas Müntzer mit Freunden in einer Ecke hätte sitzen können, um den Bauernkrieg zu planen.
Das Brauhaus gibt es jedoch erst seit 1992, früher war es mal ein Bauernhof, dann eine Apotheke. Im Laufe der vergangenen Jahre entwickelte es sich durch sieben Erweiterungen zu einem Hotel mit 103 Zimmern, mehreren Restaurants, Tagungsräumen, Tiefgarage/Parkdeck, zwei Biergärten und eben einer eigenen Brauerei. Hoteldirektor Marco Fongern begrüßt jeden Dienstag um 19.30 Uhr seine rotarischen Freunde. Die Treffen finden allerdings nicht an der Theke statt, wo der Lärmpegel gerne auch mal höher ist. „Wir treffen uns in einem separaten Raum mit Beamer, Leinwand und WLAN“, erklärt Fongern. Dieser biete genug Platz, damit die Clubmitglieder auch mal mit Begleitung zum Meeting erscheinen können.
Fongern ist gerne Gastgeber und sieht die Treffen als Imagegewinn für sein Brauhaus. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum er immer einen Raum bereitstellt, denn reich wird das Brauhaus durch die Treffen nicht, so Fongern. „Wir vom Brauhaus helfen dem Club, wo wir können.“ In seiner Stimme schwingt Begeisterung mit, Teil der rotarischen Gemeinschaft zu sein.
In der Pandemiezeit war das Brauhaus sieben Monate geschlossen und der RC Mühlhausen stellte auf Zoom-Meetings um. So gut dieser Umstieg geklappt hat, so sehr freuen sich die Rotarier aus der thüringischen Kleinstadt, nun wieder bei Speis und Trank zusammenzusitzen.
RC 81-Bodensee-Engen:
Nächste Ausfahrt rechts raus heißt es jeden Dienstag für die Mitglieder des RC A81-Bodensee-Engen. Die Besonderheit ihres Clublokals verbirgt sich schon im Clubnamen. A81 steht für die Autobahn, die von Nord nach Süd durch Baden-Württemberg bis an die Schweizer Grenze führt. An der Autobahn 81 bei Engen trifft sich der Club, genauer gesagt an der Autobahnraststätte Hegau Ost, von wo aus sich bei gutem Wetter ein spektakulärer Blick auf die Schweizer Alpen bietet. Dort halten nicht nur täglich Trucker auf ihren Fahrten, sondern regelmäßig auch Rotarier.
So außergewöhnlich das Clublokal ist, so einleuchtend ist die dahinter verborgene Erklärung. „Die Raststätte liegt so verkehrsgünstig, dass Rotarier aus einem Umkreis von 50 Kilometern sie gut erreichen können“, erklärt Präsidentin Rania Akari. Da diese kurz vor Clubgründung – der Club wurde am 12. Dezember 2006 gechartert – zur besten Raststätte Deutschlands gekürt wurde und separate Tagungsräume bietet, lagen weitere Argumente für diese Clublokal-Wahl vor.
„Unsere Überlegung war auch, reisenden Rotariern die Möglichkeit der Teilnahme an einem Meeting zu geben“, berichtet Akari. Eine Idee, die in der rotarischen Gemeinschaft Anklang findet. Immer wieder komme es zu spannenden Treffen, so die Präsidentin. Wer bei einer Autobahnraststätte an Schnitzel mit Pommes denkt, liegt nicht falsch. Tatsächlich können die Rotarier dies bestellen, es ist aber nach Clubaussage die Ausnahme. In der Regel wird aus drei verschiedenen Menüs gewählt. Echtes Raststätten-Flair kommt dennoch auf. Dann, wenn sich
die Rotarier nach ihren Treffen an die öffentlich zugängliche Bar setzen.
E-Club RC Hiddensee:
Gerhart Hauptmann hätte mit Sicherheit seine Freude an den Treffen des E-Clubs RC Hiddensee. „Wir setzen hier die Tradition des Schriftstellers fort“, erklärt Hans-Robert Metelmann. Der Club trifft sich in den warmen Monaten im einstigen Sommerhaus von Hauptmann auf der Ostseeinsel Hiddensee. 1930 kaufte der Dichter das Haus „Seedorn“ in Kloster und verbrachte bis 1943 mit seiner Frau Margarete jeden Sommer auf der Insel. Der Sommerwohnsitz ist heute eines der wenigen noch im Originalzustand erhaltenen Dichterhäuser in Deutschland.
„Rotarische Gesprächsrunden finden oft im Esszimmer statt. Dort, wo auch Hauptmann viele Stunden angeregt mit Freunden und Berufskollegen bei einem Glas Wein diskutiert hat“, berichtet Metelmann stolz. Passend zum Ort hat sich der Club auch ein Motto gegeben: „Natur und Kultur, Kunst und Literatur. Die Schätze der Insel und der Gesellschaft bewahren.“
Dieser besondere Ort als Treffpunkt für den Club wirkt inspirierend. Das zeigt sich auf gleich mehreren Ebenen: Meist sind Autorenlesungen Teil des Meetings, bei gutem Wetter finden diese im Freien am Literaturpavillon statt. Erst vor Kurzem hat der Club einen Sammelband mit Vor- und Beiträgen unter dem Titel Politik und Pandemie – Konsentierte Empfehlungen für die Strategie einer Agenda Postpandemie herausgegeben. Der Gedankenaustausch findet somit auch auf diese Weise statt, prominente Persönlichkeiten wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig oder der frühere Chef der Arbeitsagentur Frank-Jürgen Weise teilen dort ihre Gedanken, wie all das wieder aufgebaut werden kann, was in der Pandemie zerstört wurde.
Aber nicht nur Themen von hoher gesellschaftlicher Bedeutung und Brisanz werden erörtert. Auch eine profane Frage stellt sich bei jedem Treffen auf der Insel: Wie komme ich nach dem Meeting wieder nach Hause? Da nicht alle Clubfreunde auf der Insel Hiddensee leben, müssen sie An- und Abreise organisieren. Da kommt ein Wassertaxi zum Einsatz. Denn wenn der Fährbetrieb abends bereits eingestellt ist, nutzen die Mitglieder dieses, um wieder von der Insel zu kommen.
RC Meißen:
Seit mehr als 300 Jahren steht die sächsische Stadt Meißen für Porzellan von Weltruhm. Da sollte man meinen, dass es naheliegt, dass sich der örtliche Rotary Club auch dort zu seinen Meetings trifft. Doch das ist bei dem 1992 gegründeten Club erst seit dem Clubjahr 2017/2018 der Fall. „Unstimmigkeiten mit dem Betreiber des alten Clublokals führten zu einer Diskussion. Im Zuge dessen hatten wir ein Meeting in der Porzellanmanufaktur, an dem auch der damals neue Geschäftsführer teilnahm“, berichtet Präsident Hans-Christoph von Zahn. Mit der Wahl ist der Club bis heute mehr als zufrieden. Das drückt sich auch im Clubschild aus, was selbstverständlich aus Meissener Porzellan gefertigt ist und für Besucher der Manufaktur gut sichtbar am Eingang hängt. Während nebenan in perfektionierter Handarbeit Porzellan gefertigt und verschönert wird, trifft sich der RC Meißen in einem separaten Versammlungsraum. Fernab der Touristenströme können dort die Rotarier in aller Ruhe tagen.
„Mit der Porzellanmanufaktur als Clublokal werben zu können, ist für unsere Öffentlichkeitsarbeit ein großer
Pluspunkt“, erklärt Hans-Christoph von Zahn. Sie bietet alles, was der Club für seine Treffen, aber auch für seine Außendarstellung gebrauchen kann.
RC Wien-Prinz Eugen:
Seit 1876 ist das Hotel Sacher die Adresse in Wien für Übernachtungen und exquisite Küche von Weltrang, Mitglied der Leading Hotels of the World – und Heimat der bekannten Original Sacher-Torte. Den Rotary Club Wien-Prinz Eugen erfüllt es mit Stolz, als Rotary Club in Österreichs Hauptstadt das Sacher, wie es in Wien auch gerne nur genannt wird, als sein Clublokal bezeichnen zu können.
„Das ist ein absoluter Imagegewinn für uns“, bekennt Clubpräsident Christian Winternitz. Davon profitiert der Club bereits seit seiner Gründung, denn seit 1998 sind die Rotarier im Hotel zu Gast. Einen festen Raum für die Treffen gibt es im Hotel im 1. Wiener Gemeindebezirk aber nicht. „Sorgen, dass es einmal keinen Platz für uns gibt, müssen wir uns aber nicht machen“, sagt Winternitz. Dafür sei die Auswahl einfach zu groß. Marmorsaal, Grüne Bar oder Salon Metternich – eine dieser exklusiven Räumlichkeiten mit jeweils ganz eigenem Charme sei immer verfügbar. Besonders schätzen gelernt haben die Clubmitglieder den exzellenten Service, wie Winternitz berichtet. „Das Schöne ist, dass viele Mitarbeiter im Hotel uns schon jahrelang begleiten.“
Clubpräsident Christian Winternitz hat auch eine ganz persönliche Geschichte, die ihn mit dem Haus Sacher verbindet: „Als Kind bin ich jeden Samstag nach der Schule mit meinem Vater ins Hotel zum Mittagessen gegangen.“ Heute trifft er sich dort zum Essen mit seinen rotarischen Freunden. Jedoch nicht samstags, sondern jeden Mittwoch um 12.30 Uhr.
Copyright: Andreas Fischer
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