Porträt
Ein Poet der Meisterklasse
Der schreibende Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut Harald Rauchfuss rechtfertigt mit jedem Satz seinen Ehrentitel "rotarischer Clubphilosoph".
Im Jahr 2012/13 war er Protokollant des RC Neustadt an der Aisch, dem er seit 1981 angehört. Seine Protokolle: geschliffene Essays in Stil und Sprache. Seine Leidenschaft: Menschen ohne Maske. Der schreibende Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut rechtfertigt dabei mit jedem Satz seinen Ehrentitel "rotarischer Clubphilosoph". Dr. Harald Rauchfuss ist daher nicht ohne Grund seit Jahren der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schriftstellerärzte BDSÄ und der Weltunion der Schriftstellerärzte UMEM. „Ich kenne keine bessere Schulung für den Schriftsteller“, schrieb Somerset Maugham, „als einige Jahre den Beruf des Arztes auszuüben.“
Er wusste als Arzt und Schriftsteller, wovon er sprach. Marcel Reich-Ranicki beschrieb einmal Literaten und Mediziner als „Fachleute für menschliche Leiden“ und folgerte daraus, dass es zwischen diesen Berufsgruppen fast eine verborgene Verwandtschaft gebe. So waren allein zwei der größten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts zugleich Ärzte: Gottfried Benn und Alfred Döblin. Die Liste der Autoren, die zugleich als Ärzte arbeiteten, ist lang: Friedrich Schiller, John Keats, Georg Büchner, der Vater des Struwwelpeters, Heinrich Hoffmann, Anton Tschechow, Sir Arthur Conan Doyle. Auch unter deutschen Autoren der Gegenwart sind medizinisch-poetische Doppelbegabungen keine Seltenheit. Der Romancier Ernst Augustin, der Popliteratur-Avantgardist Rainald Goetz und die Erzählerin Melitta Breznik genossen eine medizinische Ausbildung, alle in der Psychiatrie. Wer Harald Rauchfuss trifft, dem fällt sein beobachtender, sein diagnostischer Blick als Erstes auf. Gefolgt von seiner sanft führenden und fordernden Gesprächsführung. Humanistische Güte ist bei allen Clubversammlungen eingebettet in sein immer wieder neu formuliertes rotarisches Bekenntnis zur Vier-Fragen-Probe.
Liebe zum Beruf
Er selbst bezeichnet sich als „Kind vergangener Lebensart“, als „einen Sohn des ethnischen Wandels“ und als einen Enkel „auf der Suche nach der Kunst, neue Brunnen zu bauen“. Dabei beklagt er das Fehlen der eigenen Bilingualität, die er im Bildungsbürgertum seiner deutschen und böhmischen Verwandtschaft erlebte und heute noch bewundert. Als Psychiater fesseln ihn „transkulturelle Lebensläufe der Migranten“ und das „neue Gesicht der Völkerwanderung“. Dazu schreibt er Lebensgeschichten nieder. „Als Gutachter betrachte ich die kleine kriminelle Welt in uns, als Glaubender die große Welt über uns, als Humorist den Ausbruch von Verblüffung und Erleuchtung in und um uns. Die Liebe zum Beruf verwandelt mir dabei jedes zu analysierende Objekt zum Subjekt, den Ruhestand zum Wunschstand“. Wie sagt dazu Arthur Schnitzler: „Wer je Mediziner war, kann nie aufhören, es zu sein. Denn Medizin ist eine Weltanschauung.“ Dazu passt auch Harald Rauchfuss’ neuestes Essay: „Die Würde des Menschen ist antastbar“ im Sammelband „Der Fall Gustl Mollath“, der demnächst im Verlag Conditio Humana erscheint.
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