Inner Wheel
Engagierte Frauen packen weltweit zu
International Inner Wheel ist eine selbstständige Serviceorganisation die sich Rotary eng verbunden fühlt. In Deutschland gibt es sieben Distrikte mit über 8000 Mitgliedern. Ein Einblick in die lebendige Frauenvereinigung
Im IW-Jahr 2011/12, das sich in seiner zeitlichen Dimension an das rotarische Jahr anlehnt, besteht Inner Wheel weltweit aus 3895 Clubs und 168 Distrikten in 103 Staaten der Erde. Insgesamt umfasst die Organisation rund 100.000 weibliche Mitglieder.
Männer sind laut Satzung International Inner Wheel (IIW) ausgeschlossen, obwohl es (regelwidrig) drei männliche Mitglieder in den Niederlanden gibt. Aufgenommen werden können weibliche Angehörige von Rotariern oder Inner Wheelerinnen. Ab Juli 2012 wird auch die Aufnahme von Mitgliedern ohne Verbindung zu Rotary möglich, vorausgesetzt, die Mehrheit der Clubmitglieder stimmt dem zu.
Die Geschichte von Inner Wheel beginnt in England während des Ersten Weltkriegs, als Frauen von Rotariern deren soziale Aktivitäten fortführten. 1924 gründete Margarette Golding den ersten Inner Wheel Club in Manchester, 1967 entstand International Inner Wheel. Die wohl weltweit größte weibliche Serviceorganisation ist eine anerkannte nichtstaatliche Organisation (NGO) mit beobachtendem Status im Wirtschafts- und Sozialrat der UN.
Die IIW-Satzung, die Richtlinien für Clubs und Distrikte sowie die zugehörigen Leitfäden bilden das IW-Regelwerk. Die Nationale Satzung von Inner Wheel Deutschland (German Bye-Laws) gilt nicht mehr, nachdem durch Beschluss auf den Sommerdistriktkonferenzen 2008 der Nationale Vorstand von Inner Wheel Deutschland aufgelöst worden ist.
Gemäß Satzung wird IIW vom Internationalen Vorstand mit Sitz in Großbritannien geleitet. Das sogenannte Governing Board setzt sich aus dem Executive Committee (President, Vice President, Immediate Past President, Treasurer) und den 16 Board Directors zusammen. Traditionell kommt die Weltpräsidentin überwiegend aus einem Commonwealth-Land. Eine deutsche IIW-Präsidentin hat es noch nie gegeben.
IIW World Convention
Seit 1970 veranstaltet IIW alle drei Jahre einen Weltkongress (World Convention), auf dem Satzungsänderungen diskutiert und abgestimmt werden, zuletzt im Mai 2012 in Istanbul. Im Mittelpunkt stand dort die Strategie, mit der International Inner Wheel zukunftsfähig gemacht werden soll. Wichtigste Elemente dieser Strategie sind: eine Straffung der Organisationsstruktur, optimale Vorbereitung der Mitglieder auf die Übernahme von Verantwortung („Training for IW Leadership“), Stärkung des IW-Status als NGO sowie die Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Organisation, etwa durch eine neue interaktive Website, welche den Zugriff aller Mitglieder auf Informationen jederzeit sicherstellt (www.
internationalinnerwheel.org sowie www.innerwheel.de).
Besondere Bedeutung wird darüber hinaus einem neuen nachhaltigen, weltweiten Sozialengagement beigemessen, das durch das weltumspannende Projekt „Happier Futures – Helping children around the world now“ verwirklicht werden soll.
Die Aufgaben
Drei Ziele hat sich Inner Wheel zur Aufgabe gemacht:
Internationale Verständigung, Hilfsbereitschaft und Freundschaft untereinander: Internationale Verständigung: An dieser Stelle ist zunächst das bisherige IIW-Sozialprojekt zu nennen, die Unterstützung des UNICEF-Programms „Education for Girls“ in Entwicklungsländern.
Internationale Verständigung geht aber weiter: Viele Clubs haben ausländische Partnerclubs. Im 85. Distrikt findet regelmäßig ein deutsch-niederländisches Freundschaftstreffen statt. Alle drei Jahre wird die Rallye Charlemagne ausgerichtet, ein Freundschaftstreffen für Inner Wheelerinnen aus den Gebieten, in denen Karl der Große im achten Jahrhundert den Grundstein zum christlichen Abendland legte (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweiz).
Hilfsbereitschaft: Inner Wheel hilft Menschen in Not, insofern wird von den Clubs wie von den Distrikten eine Fülle von sozialen Projekten verfolgt. Im Mittelpunkt steht das persönliche Einbringen in die verschiedensten Bereiche wie Frauenhäuser, Altenheime oder Hospize, Tafeln, Kinder- und Jugendförderung. Die finanziellen Mittel für den sozialen Einsatz werden durch Spenden und eine Vielzahl von Aktivitäten wie Basare, Benefizkonzerte, Hilfsaktionen etc. aufgebracht. Besonderer Wert wird aber auf den persönlichen mitmenschlichen Dienst gelegt.
Freundschaft: Inner Wheelerinnen treffen sich im Gegensatz zu den Rotariern in der Regel einmal im Monat zu einem Meeting mit Vortrag. Über die Aktivitäten der anderen Clubs und Distrikte können sie sich durch die Inner Wheel Rundschau informieren, die seit 1982 erscheint.
Zudem gehören zur Inner-Wheel-Freundschaft auch das gemeinsame Erleben etwa in Lese-, Koch- oder Sportkreisen, bei Ausflügen, Besichtigungen und Städtereisen sowie die Unterstützung der älteren und kranken Freundinnen.
Die Perspektiven
In Deutschland sind derzeit nahezu 8500 Frauen in sieben Distrikten und 219 IW-Clubs organisiert. Der erste deutsche Club wurde 1968 in Lübeck gegründet. Die Belange von IW Deutschland werden zweimal im Jahr auf den Distriktkonferenzen diskutiert und entschieden. Entscheidungsgremium ist der Distriktvorstand, der sich aus den Clubdelegierten und dem Geschäftsführenden Distriktvorstand zusammensetzt. Während im Herbst eine reine Arbeitskonferenz angesetzt ist, dient die Sommerkonferenz auch der gegenseitigen Begegnung, sodass ein Vorabendprogramm stattfindet. Hier wie am Vormittag der Distriktkonferenz sind Rotarier gern gesehene Gäste.
Die Organisation Inner Wheel verzeichnet in Deutschland in den letzten Jahren eine beträchtliche Zahl an Neuaufnahmen und Clubneugründungen. Das jährliche Wachstum bei IW Deutschland beträgt zurzeit mehr als drei Prozent, das heißt etwa 220 neue Inner Wheelerinnen kommen pro Jahr dazu. Aus volkswirtschaftlicher Sicht gilt ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent in dem gesättigten Markt Deutschland (auf Inner Wheel übertragen: Vorhandensein zahlreicher Serviceclubs) als sehr zufriedenstellend. Diese Entwicklung ist ein gutes Zeichen dafür, dass Inner Wheel unverändert vital ist – so vital wie seine Mitglieder.
Dies gilt, obwohl die Zusammensetzung der Clubs, insbesondere der älteren Clubs, keineswegs dem oft heraufbeschworenen Ideal für Inner Wheel, der jungen, dynamischen, selbstständigen – auch berufstätigen – Frau mit Familie, nahekommt. Zu diesem Idealbild einige Anmerkungen:
Naturgemäß entfernen wir uns alle mit zunehmendem Alter, auch mit zunehmender Dauer der Mitgliedschaft bei Inner Wheel, immer weiter von so formulierten Idealen. Die ideale Kandidatin hat, wie viele Mitglieder aus eigener Erfahrung bestätigen, regelmäßig wenig oder keine Zeit, beispielsweise keine Zeit für Nachmittagsmeetings bei Inner Wheel und insbesondere auch wenig Zeit, ein Amt zu bekleiden. Häufig wird das Idealmitglied bei Inner Wheel dadurch zum passiven Mitglied.
Letztendlich spiegelt sich in dem so formulierten Idealbild das gesellschaftliche Spannungsfeld, in dem wir heute leben. Die Frau soll ihren Mann stehen, zugleich aber Mutter, Ehefrau, Hausfrau, kurzum ein häusliches Multitalent sein. Diese Ambivalenz zeigt sich konkret bei Inner Wheel darin, dass es durchaus Bestrebungen gibt, die Struktur von IW Deutschland umzuwandeln und – dann konsequent – die Mitgliedschaft in Frauenverbänden anzustreben. Damit erhielte – so die Protagonisten – Inner Wheel eine moderne, öffentlichkeitswirksame Struktur.
Aktives Miteinander
Viele Mitglieder sind der Auffassung, dass Inner Wheel bereits eine sehr moderne Struktur besitzt: Die Basis der Gemeinschaft sind die Clubs, die sehr heterogen – und durchaus keinem Idealbild entsprechend – zusammengesetzt sind. Gerade die guten Gespräche über Generationen und den sehr unterschiedlichen Hintergrund der Mitglieder hinweg sind aus dieser Sicht der größte Gewinn bei Inner Wheel.
Überdies zeichnen nicht die spektakulären, auf Öffentlichkeit bedachten, sondern die verlässlichen Aktionen im Dienste des Nächsten Inner Wheel aus. Der Secondhandladen an der Ecke beispielsweise floriert schon seit Jahren und sorgt nicht nur für Mode- und Lifestyleberatung, sondern gegebenenfalls auch für eine seelsorgerische Betreuung der Kunden. Dies ist sinnbildlich für die originellen und sehr lebendigen sozialen Aktivitäten der Inner Wheel Clubs.
Vitalität definiert sich also keineswegs über das Alter, auch nicht über das Alter der Clubs, sondern über das aktive, erfrischende Miteinander: „Ein fürsorgliches Miteinander für Jung und Alt lässt Geborgenheit und Freundschaft – verstanden als Anteilnahme, Solidarität, Dasein und Hinhören – wachsen. Es stärkt das gemeinsame soziale Engagement und die Aufgeschlossenheit dem Fremden gegenüber“, so die Information über Inner Wheel im Internet. Die Clubs leben diese Inner-Wheel-Ideale und übernehmen damit Verantwortung für die wertvollsten Güter unserer modernen Gesellschaft.
Weitere Artikel der Autorin
8/2013
Internationale Bande stärken
8/2012
Begeisterung wecken und Transparenz fördern
8/2011
Ein unbeschwertes Jahr