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Editorial

Abschied

Editorial - Abschied
© Illustration: Jessine Hein/Illustratoren

Trauermonat November

Björn Lange01.11.2023

Es gibt wohl kein Thema auf der Welt, über das sich so schwer sprechen lässt wie über den Tod. Singen ja, schreiben auch, beides kann helfen, den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten. Aber warum tut sich eine moderne Gesellschaft wie unsere so schwer mit einem Thema, das so alt ist wie das Leben selbst? Was macht uns so sprachlos angesichts der Tatsache, dass alle 30 Sekunden ein Mensch in Deutschland stirbt, rund eine Million Menschen im Jahr 2022? Annähernd zehn Prozent der Deutschen befinden sich in Trauer. Eine Antwort könnte sein, dass wir über den Tod nichts wissen. „Der Tod bleibt für jeden Menschen das letzte Rätsel“, schreibt Dirk Pörschmann zum Einstieg in unsere Titelgeschichte. Als Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel beschäftigt er sich hauptberuflich mit dem Sterben und dem Trauern. 

Der wichtigste Ort für trauernde Menschen ist nach wie vor der Friedhof. Doch neue Trends der Bestattungskultur bedrohen den Parkfriedhof, meint die Theologin Angela Rinn. Christen erinnere der als Garten gestaltete Friedhof an den Paradiesgarten, und damit sei er eine sinnhafte Botschaft der Verheißung, schreibt sie in ihrem Beitrag „Der Parkfriedhof ist in Gefahr“.

Der November ist nicht nur der Trauermonat, sondern auch die Zeit des Erinnerns. Mehr als eineinhalb Jahre nach dem russischen Angriff ist in der Ukraine ein Kriegergedenken entstanden, das westlichen Gesellschaften in Jahrzehnten des Friedens fremd geworden war. „Die historischen Erfahrungen scheinen den Überlebenswillen zu mobilisieren“, schreibt der Osteuropahistoriker Guido Hausmann über den Nationalstolz des jungen Landes, denn zu Sowjetzeiten war den Ukrainern das Trauern um ihre Angehörigen verboten. Doch die Trauer sei für die Ukrainer lebenswichtig und habe zu einem politischen Konsens geführt. Ihr Kampf sei darum auch ein Kampf um ihre Verstorbenen, meint Historikerin Ekaterina Makhotina. 

Der Entschluss, dem Thema Tod und Trauer in dieser Ausgabe Raum zu geben, stand längst fest, als der Nahostkonflikt von Neuem entflammte und das Sterben auf tragische Weise wieder in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit rückte. Angesichts Hunderttausender Toter in Russland und der Ukraine fragt man sich: Muss Israel nun wirklich mit aller Macht zurückschlagen? Ja, meint Rafael Seligmann. Im Kampf der Kulturen sei Palästina nur ein Symbol. In Wahrheit richte sich der islamistische Terror gegen die ganze westliche Welt. Und da sei Abschreckung für jeden Staat unerlässlich.

Die Spendensaison ist eröffnet, und Rotary ist längst nicht die einzige Organisation, die im November und Dezember einen Großteil ihrer jährlichen Spendengelder einsammeln will. Seit vielen Jahren erkennt der Deutsche Fundraising-Verband einen Verdrängungswettbewerb unter den Hilfsorganisationen und NGOs. Zweieinhalb bis drei Milliarden Euro werden jedes Jahr gespendet, und wer einen ordentlichen Schluck aus der Pulle haben möchte, muss sich anstrengen. Wer das Fundraising auf Club- oder Distriktebene auf ein neues Level heben will, sollte Bernd Helmigs (RC Speyer) Beitrag „Die hohe Kunst des Geldsammelns“ lesen. Der Fundraising-Experte gibt praktische Tipps, die weit über den Spendenlauf und das jährliche Entenrennen hinausgehen.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Björn Lange
Chefredakteur  

Björn Lange
Björn Lange arbeitete seit April 2019 zunächst als stellvertretender Chefredakteur des Magazins im Rotary Verlag. Seit Juli 2020 ist er Chefredakteur des Rotary Magazins. Zuvor war er unter anderem Redaktionsleiter des Pressedienstleisters Rheinland Presse Service in Bonn und des B2B-Wirtschaftsmagazins inside B in Offenburg.