Neues vom RC Bröckedde - Folge 39
Das Präsenzsicherungsgesetz
Präsident Pröpcke schwang die Glocke und zählte 13 Freunde im Salon Hindenburg, den Kellner eingerechnet. Wo waren die anderen?
Freund Munzinger war unterwegs, das Weltfinanzsystem zu retten, Dr. Krümelein war unabkömmlich wegen einer Studie über die Spätfolgen der Eingliederung des Saarlands in die Bundesrepublik und nach Freund Müntewelle rief ständig die Kanzlerin.
Die Freunde wurden aufgefordert, etwas mehr Präsenzwillen zu zeigen. Munzinger bot an, einen seiner Prokuristen ins Meeting zu schicken – „er kann mitschreiben und ist auch zeichnungsberechtigt.“ Dr. Krümelein wollte sich per Videokonferenz zuschalten lassen, „denn mit dem Herzen bin ich immer bei euch!“. Freund Müntewelles Mutter schrieb an den Präsidenten: „Mein Hanns-Otto konnte gestern nicht kommen, weil es war ihm gar nicht gut.“
Pröpcke besprach mit Kassierer Knödler die Problemfälle. Am Ende kam man auf Freund Buzelius, den Rektor des örtlichen Gymnasiums. Knödler seufzte: „Unser Problembär“.
„Ja, er kommt immer seltener. Besonders während der Schulferien.“
Pröpcke rief Buzelius an, der sich zugänglich zeigte: „Klar komme ich, gleich morgen.“
Er kam nicht. Nach weiteren Anrufen rief Buzelius von sich aus bei Pröpcke an, immer einen Tag vor dem Meeting. Pröpcke sammelte über die Monate hin die Buzeliusschen Ankündigungen:
„Morgen aber wirklich!“
„Ich freue mich so.“
„Mein Wagen steht schon bereit.“
„Alle Vorbereitungen sind getroffen.“
„Ich kann es kaum erwarten.“
Er kam natürlich nicht.
Knödler schäumte: „Ich weiß, warum. Buzelius netzwerkt von morgens bis abends, um endlich Staatssekretär zu werden.“
Auf Knödlers Betreiben hin beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung an einem Samstag gegen Mitternacht in der Bar des Bröckedder Hofs das PSG. Dieses Präsenzsicherungsgesetz war genial einfach, wie alle großen Reformen: Das Mittagessen beim Meeting zahlten die Abwesenden für die jeweils Anwesenden.
Plötzlich platzte der Salon Hindenburg aus allen Nähten, jeden Mittwoch, wenn Präsident Pröpcke ab 13 Uhr zum Meeting rief. Nur Buzelius fehlte. Dafür rief er wieder mal den Präsidenten an: „Zuletzt habe ich pro Woche rund 60 Essen bezahlt, das ruiniert mich noch.“
„Dann kommen Sie halt zum Meeting.“
„Ganz sicher. Ich bin jetzt Staatssekretär, da läuft alles geordneter.“
Fröhlich trabte Buzelius am nächsten Tag ins Büro des Kultusministers. Der meinte: „Notieren Sie sich einen fixen Termin für mein Küchenkabinett. Immer mittwochs, 13 Uhr.“
Freund Munzinger war unterwegs, das Weltfinanzsystem zu retten, Dr. Krümelein war unabkömmlich wegen einer Studie über die Spätfolgen der Eingliederung des Saarlands in die Bundesrepublik und nach Freund Müntewelle rief ständig die Kanzlerin.
Die Freunde wurden aufgefordert, etwas mehr Präsenzwillen zu zeigen. Munzinger bot an, einen seiner Prokuristen ins Meeting zu schicken – „er kann mitschreiben und ist auch zeichnungsberechtigt.“ Dr. Krümelein wollte sich per Videokonferenz zuschalten lassen, „denn mit dem Herzen bin ich immer bei euch!“. Freund Müntewelles Mutter schrieb an den Präsidenten: „Mein Hanns-Otto konnte gestern nicht kommen, weil es war ihm gar nicht gut.“
Pröpcke besprach mit Kassierer Knödler die Problemfälle. Am Ende kam man auf Freund Buzelius, den Rektor des örtlichen Gymnasiums. Knödler seufzte: „Unser Problembär“.
„Ja, er kommt immer seltener. Besonders während der Schulferien.“
Pröpcke rief Buzelius an, der sich zugänglich zeigte: „Klar komme ich, gleich morgen.“
Er kam nicht. Nach weiteren Anrufen rief Buzelius von sich aus bei Pröpcke an, immer einen Tag vor dem Meeting. Pröpcke sammelte über die Monate hin die Buzeliusschen Ankündigungen:
„Morgen aber wirklich!“
„Ich freue mich so.“
„Mein Wagen steht schon bereit.“
„Alle Vorbereitungen sind getroffen.“
„Ich kann es kaum erwarten.“
Er kam natürlich nicht.
Knödler schäumte: „Ich weiß, warum. Buzelius netzwerkt von morgens bis abends, um endlich Staatssekretär zu werden.“
Auf Knödlers Betreiben hin beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung an einem Samstag gegen Mitternacht in der Bar des Bröckedder Hofs das PSG. Dieses Präsenzsicherungsgesetz war genial einfach, wie alle großen Reformen: Das Mittagessen beim Meeting zahlten die Abwesenden für die jeweils Anwesenden.
Plötzlich platzte der Salon Hindenburg aus allen Nähten, jeden Mittwoch, wenn Präsident Pröpcke ab 13 Uhr zum Meeting rief. Nur Buzelius fehlte. Dafür rief er wieder mal den Präsidenten an: „Zuletzt habe ich pro Woche rund 60 Essen bezahlt, das ruiniert mich noch.“
„Dann kommen Sie halt zum Meeting.“
„Ganz sicher. Ich bin jetzt Staatssekretär, da läuft alles geordneter.“
Fröhlich trabte Buzelius am nächsten Tag ins Büro des Kultusministers. Der meinte: „Notieren Sie sich einen fixen Termin für mein Küchenkabinett. Immer mittwochs, 13 Uhr.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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