Neues vom RC Bröckedde - Folge 27
Der Club geht Online
Endlich gehen wir online“, verkündete Präsident Pröpcke, als im Meeting die erste Website des R.C. Bröckedde vorgestellt wurde. Ein wohliges „Aaah“ wallte durch den Salon Hindenburg, als Vortragswart Müller die Startseite an die Wand projizierte: Hoch über dem Bröckeddesee schwebte wie ein fetter Mond ein Rotary-Rad, fein austariert mit der imposanten Skyline von Bröckedde.
Stolz berichtete Müller, dass er die Website bei der Suchmaschine Google ganz nach vorn platziert hatte. Ehrenpräsident Papke war verwirrt:
„Suchmaschine? Haben wir denn etwas verbrochen?“ Papke wurde ebenso beruhigt wie Freund Boppinger, der sich wegen der Kosten sorgte. „Das machen wir über die Werbung“, sagte Müller.
Und so flimmerten die Werbebanner über die Website. Die Seniorenresidenz Nestor rühmte ihre „Last-Minute-Packages“, Busreisen Bröckedde trommelte für einen Deluxe-Trip in die Rhön nebst günstigen Rheumadecken, die Volksbank Bröckedde offerierte unter dem Motto „Alles muss raus“ Zertifikate auf US-Hypothekendarlehen in kleiner Stückelung.
Ein noch wohligeres „Aaah“ wurde laut, als Müller den Mitgliederbereich aufrief. Gerührt studierten die Freunde die Clubchronik, beginnend mit der Charterfeier 1959 und dem Gründungspräsidenten Papke im Cutaway. Die beispielhaften sozialen Projekte wurden wieder lebendig – etwa die belegten Brote für Enzo F., den ersten italienischen Gastarbeiter 1961 (heute gehört Enzo F. die halbe City von Bröckedde). „Und wie kommen wir in unsere Website?“, fragte Papke. „Mit einem Passwort“, sagte Müller. „Welches nehmen wir?“ „Passwort.“ „Genial einfach.“
Müller freute sich auf ein lebendiges Online-Geschehen. Boppinger schrieb täglich einen elektronischen Beitrag, verstummte aber abrupt, als das nicht als Präsenz gewertet wurde. Auch ansonsten verebbte die Begeisterung. Eigentlich sollten sich alle Freunde auf der Website persönlich vorstellen, mit Bild und ein paar netten Zeilen. Doch einige ließen Müller über die Monate hin hängen. Da sagte er sich: „Ich kann auch anders.“ Freund Zambrotta, der nie zum Meeting kam, wurde mit einer Phantomzeichnung vorgestellt. Freund Warrenstein wurde mit dem Vermerk „Letzter Vortrag: 22.7.1998“ präsentiert, und über Freund Munzinger hieß es zum Thema Spendenbereitschaft: „Jährlich 80 Euro, und die erst nach drei Mahnungen.“
Plötzlich explodierten die Nutzerzahlen – „Schon im Netz gewesen?“, hieß es überall im Club. Zambrotta überreichte Müller ein signiertes Porträt seiner selbst von Gerhard Richter. Warrenstein zeigte sich erbötig, sofort über „die genmanipulierte Klimakatastrophe“ zu referieren, und Munzinger übereignete PolioPlus seine Kollektion von Bundesschatzbriefen zur freien Verwendung. Müller war zufrieden: „Online funktioniert also doch!“
Stolz berichtete Müller, dass er die Website bei der Suchmaschine Google ganz nach vorn platziert hatte. Ehrenpräsident Papke war verwirrt:
„Suchmaschine? Haben wir denn etwas verbrochen?“ Papke wurde ebenso beruhigt wie Freund Boppinger, der sich wegen der Kosten sorgte. „Das machen wir über die Werbung“, sagte Müller.
Und so flimmerten die Werbebanner über die Website. Die Seniorenresidenz Nestor rühmte ihre „Last-Minute-Packages“, Busreisen Bröckedde trommelte für einen Deluxe-Trip in die Rhön nebst günstigen Rheumadecken, die Volksbank Bröckedde offerierte unter dem Motto „Alles muss raus“ Zertifikate auf US-Hypothekendarlehen in kleiner Stückelung.
Ein noch wohligeres „Aaah“ wurde laut, als Müller den Mitgliederbereich aufrief. Gerührt studierten die Freunde die Clubchronik, beginnend mit der Charterfeier 1959 und dem Gründungspräsidenten Papke im Cutaway. Die beispielhaften sozialen Projekte wurden wieder lebendig – etwa die belegten Brote für Enzo F., den ersten italienischen Gastarbeiter 1961 (heute gehört Enzo F. die halbe City von Bröckedde). „Und wie kommen wir in unsere Website?“, fragte Papke. „Mit einem Passwort“, sagte Müller. „Welches nehmen wir?“ „Passwort.“ „Genial einfach.“
Müller freute sich auf ein lebendiges Online-Geschehen. Boppinger schrieb täglich einen elektronischen Beitrag, verstummte aber abrupt, als das nicht als Präsenz gewertet wurde. Auch ansonsten verebbte die Begeisterung. Eigentlich sollten sich alle Freunde auf der Website persönlich vorstellen, mit Bild und ein paar netten Zeilen. Doch einige ließen Müller über die Monate hin hängen. Da sagte er sich: „Ich kann auch anders.“ Freund Zambrotta, der nie zum Meeting kam, wurde mit einer Phantomzeichnung vorgestellt. Freund Warrenstein wurde mit dem Vermerk „Letzter Vortrag: 22.7.1998“ präsentiert, und über Freund Munzinger hieß es zum Thema Spendenbereitschaft: „Jährlich 80 Euro, und die erst nach drei Mahnungen.“
Plötzlich explodierten die Nutzerzahlen – „Schon im Netz gewesen?“, hieß es überall im Club. Zambrotta überreichte Müller ein signiertes Porträt seiner selbst von Gerhard Richter. Warrenstein zeigte sich erbötig, sofort über „die genmanipulierte Klimakatastrophe“ zu referieren, und Munzinger übereignete PolioPlus seine Kollektion von Bundesschatzbriefen zur freien Verwendung. Müller war zufrieden: „Online funktioniert also doch!“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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