Neues vom RC Bröckedde - Folge 28
Der Lebensbericht
Der neue Freund Momper sollte seinen Lebensbericht abgeben und fragte Präsident Pröpcke, was er denn sagen solle. Der entgegnete: „Sprechen Sie über das, was Ihnen wichtig ist. Hauptsache, die Freunde lernen Sie
dadurch ein wenig kennen. Ich gebe Ihnen da freie Hand.“
Das war ein Fehler. Momper nämlich eröffnete seinen Lebensbericht mit der Erklärung: „Angesichts des komplexen Stoffes habe ich mich zu einer Dreiteilung entschlossen.
Heute spreche ich über meine Jugend – unter dem Leitmotiv Morgenröte.“
Und der neue Freund sang im Salon Hindenburg das Hohelied von Mama Momper, der Trümmerfrau und erfolgreichen Schwarzhändlerin.
Dann kam er auf sich selbst zu sprechen, den sechsjährigen Sieger beim Murmel-Kurzwurf, den zwölfjährigen Fast-Finalisten bei den Bundesjugendspielen, den jungen Leutnant, der das Vernichtungstrinken im Feldartilleriebataillon 31 zu Lüneburg für sich entschied.
Fröhlich überzog Momper die Zeit. Der Wirt des Bröckedder Hofs schaute in den Meetingraum, sich wundernd, dass die Rotarier immer noch da waren. Momper ließ sich nicht stören und verlas Auszüge aus seiner bahnbrechenden Dissertation zum Thema „Deutsch-albanische Kulturbeziehungen in der Ära Enver Hodscha“. Er hatte 50 in Leder gebundene Exemplare mitgebracht und verteilte sie mit persönlicher Widmung.
Draußen dämmerte es. Im nächsten Meeting meldete sich Momper schon bei der Vorspeise zu Wort und tauchte ein in die Lebensphase „Mitten im Leben“. Er vertiefte sich in das Jahr 1990 mit seinen zwei epochalen Ereignissen – der Wiedervereinigung und seiner Verheiratung. Ergriffen schilderte er seine Wahl zum
stellvertretenden Elternbeiratsvorsitzenden und deutete an, dass er einmal fast zum Bundesverdienstkreuz
vorgeschlagen worden wäre. Dramatisch der Bericht, wie er zum Ersatzkandidaten im Landtagswahlkreis Bröckedde nominiert wurde, den seine Partei um ein Haar gewonnen hätte.
Momper outete sich als eifriger Blutspender (in summa 36 Liter, Blutgruppe Null, Rhesus-Faktor positiv) und skizzierte gegen Abend seinen jüngsten Siegeszug beim Bürogolfen.
Nach dem Mitten-im-Leben-Meeting schlich Präsident Pröpcke erschöpft nach Hause. Besorgt fragte seine Frau: „Mein Guter, was war denn los?“.
Pröpcke seufzte: „Mach du mal diese Momper-Wochen mit. Nächsten Mittwoch geht es weiter, Freund Momper hat vier Stunden Redezeit beantragt.
Er möchte dann über seine künftige Lebensphase sprechen – die Vollendung.“
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