Rotary Aktuell
Ein treffender Extrakt
Erste Erwähnung von Rotary in der „Kölnischen Zeitung“ 1926
Nichts sei so alt wie die Zeitung von gestern, lautete ein lange Zeit oft zu hörendes Bonmot. Unzutreffend war dieser Spruch freilich immer, nicht nur für berufsmäßig mit der Vergangenheit beschäftigte Historiker. Der digitale Fortschritt, dessen Kehrseite das allmähliche Verschwinden des Kulturgutes Presse im Wortsinne ist, macht das deutlich. Mit allerdings bis zu zwei Jahrzehnten Verspätung gegenüber den USA, Großbritannien, Frankreich und anderen Staaten hat sich auch in Deutschland die Erkenntnis durchgesetzt, dass Zeitungsbestände aus früheren Zeiten wertvolle Inhalte bergen. Zum Beispiel über Rotary.
US-Datenbank genutzt
Es war ein reiner Zufallsfund: Für einen rotarischen Vortrag über Chicago 1905, also zum Zeitpunkt von Paul Harris’ Gründung, suchte ich nach Material. Dafür nutzte ich die US-Datenbank ProQuest Historical Newspapers. Doch sicherheitshalber machte ich noch einen Quercheck im Deutschen Zeitungsportal.
Diese im Oktober 2021 freigeschaltete Webseite fasst bereits vorliegende Digitalisate von Zeitungsbeständen öffentlicher Bibliotheken und durch ein DFG-Förderprojekt seit 2018/19 neu gescannte Bestände zusammen. Aus fast drei Jahrhunderten (1671 bis 1950) sind hier gegenwärtig mehr als fünf Millionen einzelne Zeitungsseiten kostenlos im Volltext durchsuchbar und können heruntergeladen werden; langfristig sollen alle in öffentlichen Sammlungen erhaltenen Pressebestände auf diese Weise gesichert und verfügbar gemacht werden.
Bei meiner Recherche stieß ich auf den hier als Auszug abgebildeten Artikel aus der Kölnischen Zeitung vom 29. Juni 1926. Es ist nicht die allererste Erwähnung der bereits in der gesamten englischsprachigen Welt präsenten Organisation in Deutschland, aber doch der erste substanzielle Text im bisher digitalisierten Bestand. Die Kölnische Zeitung, Vorläufer des heutigen Kölner Stadtanzeigers, aber im Gegensatz zu diesem ein Blatt mit deutlich überregionalem Charakter, stellte etwa ein Jahrhundert lang bis 1933 die wichtigste Stimme des rheinisch-katholischen Bildungsbürgertums dar, so wie die Frankfurter Zeitung als wesentliches Blatt wirtschaftsliberaler Kreise galt, die Vossische Zeitung aus der Reichshauptstadt als das liberalkonservative und das Berliner Tageblatt als das linksliberale Leitmedium.
Autor ist unbekannt
Soweit bekannt, hat sich kein Redaktionsarchiv der Kölnischen Zeitung erhalten. Ohnehin ist der Artikel ungezeichnet, was als Verfasser einen fest bezahlten Autor vermuten lässt, entweder einen Redakteur oder einen regelmäßigen Korrespondenten; nur Gastautoren zeichneten ihre Artikel in den 1920er Jahren in der Regel, aber auch nicht immer, namentlich. So wird es kaum möglich sein, festzustellen, wer 1926 die Ziele von Rotary erstaunlich treffend zusammenfasste – bis hin zur Abschlussbemerkung: „Dienstleistung als Ausdruck vornehmen Herrentums ist die Parole der Rotary-Bewegung. Ein alter Gedanke weht hier in neuer Form zu uns herüber.“ 15 Monate später entstand in Hamburg der erste deutsche Rotary Club.
deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper
Hier lesen Sie den historischen Artikel von 1926: rotary.de/a22187
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