Neues vom RC Bröckedde - Folge 37
Happy Aging
Wir dürfen unsere älteren Mitbürger nicht vergessen“, erklärte Präsident Pröpcke im Vorstand und alle nickten.
Sein Vorschlag zu einem Besuch in der Nestor-Residenz, dem Altenheim hoch über dem Bröckeddesee, fand einhelligen Beifall. Und so machten sich eines Nachmittags die Freunde Pröpcke, Dr. Krümelein und Wuttke auf den Weg. „Passt aber auf, dass sie euch nicht gleich dabehalten“, rief ihnen Kassierer Knödler hinterher.
Die Delegation des RC Bröckedde hatte sich einfühlsam vorbereitet. Pröpcke trug einen Ratgeber „Seidenmalerei für Senioren“ mit sich, Wuttke seine Sammlung alter Feldpostbriefe und Schöngeist Dr. Krümelein handgemalte Hölderlin-Verse und alte Schellackplatten mit Beethovens Neunter. Der Präsident stimmte die Truppe ein: „Wir suchen das gepflegte Gespräch, den geistvollen Austausch zwischen den Generationen.“ Wuttke forderte hochgestimmt: „Dann wollen wir mal die lieben Alten etwas aus ihrem Trott reißen.“
Die erste Überraschung ereilte sie an der Einfahrt zur Nestor-Residenz. Wie aus dem Nichts donnerte eine Harley-Davidson an ihnen vorbei, gesteuert von einem juchzenden Weißhaarigen mit Piratentuch. Vorsichtig schritten die drei Richtung Haupthaus. Doch dann wurde Pröpcke von einem scharf geschlagenen Fußball am Kopf getroffen und Wuttke rettete sich nur per Hechtrolle vor einem Skateboardfahrer.
Dr. Krümelein staunte: „Sind ja heutzutage sehr rüstig, unsere lieben Alten.“ Das meinte auch die Heimleiterin, die sie empfing. Sie war zwar älteren Datums, aber braun gebrannt und hatte Bizeps wie Arnold Schwarzenegger. Fröhlich verkündete sie auf Neudeutsch: „Aha, Sie wollen also bei den Happy Agern mitmachen?“
Und Frau Schwarzenegger schickte Pröpcke ins Internet-Café im Haupthaus, Wuttke in das Fitness-Center im Keller und Dr. Krümelein in das Musikzimmer.
Drei Stunden später trafen sie sich wieder – in der Ambulanz des Klinikums Bröckedde. Wuttke klagte über einen Trümmerbruch im linken Fuß: „Das war die 20-Kilo-Hantel, die mir ein Nestorianer plötzlich zuwarf.“ Pröpcke sah fahl aus: „Erst der Fußball und dann wurde mir beim Internet-Wettsurfen plötzlich schwindlig.“ Dr. Krümelein litt unter einem akuten Hörsturz: „In diesem Musikzimmer haben die etwas sehr Seltsames gespielt – es nannte sich Techno.“
So saßen sie und schwiegen erschöpft. Bis Präsident Pröpcke das Wort ergriff: „Also, beim nächsten Mal wird das sicher gemütlicher. Freuen wir uns auf den Besuch im Jugendzentrum.“
Die Delegation des RC Bröckedde hatte sich einfühlsam vorbereitet. Pröpcke trug einen Ratgeber „Seidenmalerei für Senioren“ mit sich, Wuttke seine Sammlung alter Feldpostbriefe und Schöngeist Dr. Krümelein handgemalte Hölderlin-Verse und alte Schellackplatten mit Beethovens Neunter. Der Präsident stimmte die Truppe ein: „Wir suchen das gepflegte Gespräch, den geistvollen Austausch zwischen den Generationen.“ Wuttke forderte hochgestimmt: „Dann wollen wir mal die lieben Alten etwas aus ihrem Trott reißen.“
Die erste Überraschung ereilte sie an der Einfahrt zur Nestor-Residenz. Wie aus dem Nichts donnerte eine Harley-Davidson an ihnen vorbei, gesteuert von einem juchzenden Weißhaarigen mit Piratentuch. Vorsichtig schritten die drei Richtung Haupthaus. Doch dann wurde Pröpcke von einem scharf geschlagenen Fußball am Kopf getroffen und Wuttke rettete sich nur per Hechtrolle vor einem Skateboardfahrer.
Dr. Krümelein staunte: „Sind ja heutzutage sehr rüstig, unsere lieben Alten.“ Das meinte auch die Heimleiterin, die sie empfing. Sie war zwar älteren Datums, aber braun gebrannt und hatte Bizeps wie Arnold Schwarzenegger. Fröhlich verkündete sie auf Neudeutsch: „Aha, Sie wollen also bei den Happy Agern mitmachen?“
Und Frau Schwarzenegger schickte Pröpcke ins Internet-Café im Haupthaus, Wuttke in das Fitness-Center im Keller und Dr. Krümelein in das Musikzimmer.
Drei Stunden später trafen sie sich wieder – in der Ambulanz des Klinikums Bröckedde. Wuttke klagte über einen Trümmerbruch im linken Fuß: „Das war die 20-Kilo-Hantel, die mir ein Nestorianer plötzlich zuwarf.“ Pröpcke sah fahl aus: „Erst der Fußball und dann wurde mir beim Internet-Wettsurfen plötzlich schwindlig.“ Dr. Krümelein litt unter einem akuten Hörsturz: „In diesem Musikzimmer haben die etwas sehr Seltsames gespielt – es nannte sich Techno.“
So saßen sie und schwiegen erschöpft. Bis Präsident Pröpcke das Wort ergriff: „Also, beim nächsten Mal wird das sicher gemütlicher. Freuen wir uns auf den Besuch im Jugendzentrum.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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