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Porträt

"Rotarisch im Schnee? - Das geht!"

Porträt - "Rotarisch im Schnee? - Das geht!"
© Simone Attisani/Rotary Magazin

Chef einer Fellowship wollte er nie werden. Doch jetzt sorgt Erhard Veiter jedes Jahr dafür, dass um die 200 europäische Skifahrer ihren Weg in eine erlebnisreiche Pulverschnee-Woche finden - und Gutes tun.

Sabine Meinert01.02.2017

Wenn Erhard Veiter in seiner österreichischen Heimat im Winter auf eine grüne Wiese schaut, wird er ein bisschen nervös. Für einen Skisportfan ist das nichts. Und schon gar nicht für den Chef der rotarischen Skifahrer diesseits des Atlantiks – den Europa-Chairman der International Skiing Fellowship of Rotarians (ISFR).

Veiter wohnt in Feld am See in Kärnten, wo es eigentlich schneesicher sein sollte. Doch in diesem Winter war anfangs kaum ein Flöckchen der weißen Pracht zu finden. Zum Glück ist die Internationale Ski-Woche der Rotarier erst für März angesetzt. „Genügend Zeit, um mit Petrus noch etwas auszuhandeln“, lacht der großgewachsene Mann. "Aber er hat ja nun auch schon nachgelegt."

Erhard Veiter (RC Bad Kleinkirchheim, D1910) kann gar nicht anders. Der Ingenieur muss aktiv werden, wenn etwas nicht rund läuft. Auch deshalb ist er in seiner Heimatgemeinde Feld am See letztlich Bürgermeister geworden – und eben Chef der Ski-fahrenden Rotarier in Europa.

Die Skifahrer-Fellowship wurde einst 1974 in den USA aus der Taufe gehoben – mit jährlichen Skiwochen in Vail (Colorado), Park City (Utah) oder Sun Valley (Idaho). Das sind Traumziele für jeden Skifahrer, aber leider doch zu weit weg, um jedes Jahr nur für ein paar Tage hinzujetten. Seit 1995 veranstalteten rotarische Skifreunde aus Italien der Fellowship jährlich eine eigene Ski-Woche. 2010 wurde dann ein gesamt-europäisches Chapter der ISFR gegründet.

Nun mit Ski-Tips-Up-Pin

Schon drei Jahre zuvor hatte Erhard Veiter auf der Convention in Kopenhagen von den rotarischen Skifahrern gehört. Und den „Ski-Tips-Up-Pin“ wollte er unbedingt haben. Das kleine Fellowship-Abzeichen, das zwei gekreuzte Ski hinter einem Rotary-Rad zeigt, steckt nun ständig an seiner Jacke. Und da seine Umtriebigkeit auch unter den Skifahrern nicht unbemerkt blieb, wurde er schnell angesprochen, ob er nicht Mitglied des European Chapter werden wolle. Veiter schlug ein und wurde gleich zum Schatzmeister gekürt. Seit 2015 dreht er als Chairman nun emsig am rotarischen Rad mit den Skiern dahinter.

„Nicht zu meinem Nachteil: Ich habe mit ISFR viele Ski-Orte in den europäischen Bergen kennengelernt“, erzählt der 61-Jährige. „Engelberg, St. Moritz, Sestriere - ohne die rotarischen Ski-Wochen hätte ich mich nie dahin aufgemacht. Viel zu exotisch und zu aufwändig." Inzwischen ist da jede Menge Entdeckerfreude, gibt er zu.

Diesen März fährt er zur Internationalen Rotary-Ski-Woche nach Cortina d’Ampezzo in Italien.  Neben vielen gesellschaftlichen und kulturellen Programmpunkten gibt es dort auch eine rotarische "Ski-Weltmeisterschaft". Bis auf die Snowboard-Races will Erhard Veiter bei allen Wettbewerben dabei sein: Abfahrtsrennen, Langlauf, Schneeschuhwandern. "Da komm ich nirgendwo aufs Podest, aber es geht ja vor allem um den Spaß am Wintersport, den olympischen Gedanken und das gemeinsame Erleben."

Erhard Veiter hält sich selbst für einen Otto-Normal-Skifahrer, auch wenn er von klein auf Ski gefahren ist. Das ist pures Understatement, heißt es in seinem Club. Die Rotarier aus Bad Kleinkirchheim und Umgebung zählen auf sein Faible für Ski und Schnee, spätestens seit er die ISFR-Ski-Woche vor drei Jahren in die Region geholt hat. Damals hat Veiter bei den sportlichen Wettbewerben auch in der Reporterkabine gesessen und die Zuschauer bei Laune gehalten - und natürlich ein Bier auf den Sieger verwettet.

Dass Erhard Veiter jemals aufhört mit dem Wintersport oder aus der Übung kommt, halten viele für unmöglich. Seine Frau ist Kärntner Landes-Skilehrerin (und gewann zwei Mal den rotarischen Damen-Riesentorlauf), die beiden Kinder (29 und 31) haben ebenfalls Skilehrer-Ausbildungen. Die trainieren ihn schon. Und wenn der Schnee fällt, ist er so oft es geht mit der Familie auf den Brettern, wissen sie. Veiter lacht verschmitzt: „Das ist quasi mein Training: Ich muss mich fithalten fürs Tennisspielen im Sommer. Und wenn es warm wird, mach ich es umgekehrt."

Ingenieur mit Grossprojekt

Im normalen Leben ist Veiter Ingenieur. Im Moment betreut er ein Millionenprojekt: den Umbau der Therme St. Kathrein. Denn aus dem Gestein des Kleinkirchheimer Tals quillt seit Jahrhunderten eine heiße Quelle. Sie ermöglicht, dass man quasi direkt vom Skihang ins Schwimmbecken wechseln kann - und nicht erfriert. Doch die Baustelle zeigt, es muss noch einiges getan werden, damit die Therme wieder ein Schmuckstück wird. Das sorgt für lange Arbeitstage.

Auch die Ski-Fellowship frisst das ganze Jahr über einiges an Zeit. Aber in seinem Club war Veiter eigentlich immer aktiv: Jugenddienstler, Sekretär, Präsident, Gründungsbeauftragter, Aktionen. Heute kümmert er sich mit darum, wen die Rotarier in ihren Club aufnehmen. Und er freut sich, dass sie mit dem Parnterclub RAC Wien-Oper den Nachwuchs fördern können. Das möchte er nicht missen.

Sein Club, der RC Kleinkirchheim, engagiert sich häufig direkt in der Region: für Behinderte und ihre Familien im nahen Radenthein oder zugunsten Betroffener nach einem Muren-Abgang im benachbarten Afritz am See zum Beispiel. „Wenn sowas passiert, sind wir Gewehr bei Fuß. Das sind unsere Nachbarn, da müssen wir helfen“, sagt er.

Veiter genießt aber auch die Ausflüge zum Partnerclub in Pordenone, in der Nähe von Venedig. Andere kennenzulernen – egal, ob im Schnee oder am Wasser – fasziniert und bewegt ihn offenbar. Deshalb freut er sich auch schon wieder auf den gesellschaftlichen Teil der diesjährigen Ski-Woche. „Nach jedem Schneetag treffen sich all die Rotarier am Abend. Die einen erzählen von dem rasanten Rotary-Tag mit den einheimischen Rotary-Freunden, andere von ihrer Winterwanderung. Der Dritte reicht den Punsch durch, der letzte Skifahrer bringt noch eine Story vom fast überfahrenen Fuchs mit“, erzählt Veiter. „Und an einem Abend gibt’s immer das ‚Dinner at home’. Da laden die gastgebenden Rotarier die Freunde aus den anderen Regionen zu sich nach Hause ein. Kleiner Kreis, viele Gespräche, sehr familiär, großartig. Dabei werden die besten Freundschaften geschlossen“, gibt er schmunzelnd die Begeisterung der Teilnehmer wieder. Dass dabei auch rotarische Projekte ausgetüftelt werden oder diskutiert wird, wer Spenden der Sportler erhalten soll, versteht sich von selbst. Schließlich sei man in einer Fellowship, nicht im Skiverein.

AUF EIN NEUES IN ITALIEN

Wenn er das alles auch dieses Jahr in Cortina wieder erreichen könne, sei alles gewonnen, meint Erhard Veiter. "Denn bei Rotary gehts doch genau darum: um Freundschaft, gemeinsames Erleben und Aktivwerden."


Zur Person

Erhard Veiter (RC Bad Kleinkirchheim), 61, hat Technische Chemie studiert und viele Jahre als Umwelttechniker bei einem Industrieanlagenbauer gearbeitet. 1994 machte er sich mit einem Planungsbüro selbständig und erstellt unter anderem Prüfgutachten für Arbeitsschutz, Brandschutz und technische Bereiche der Abfallwirtschaft. Mit seiner Frau Annemarie hat er zwei erwachsene Kinder und lebt in Feld am See, wo er seit 2009 auch Bürgermeister ist. Für sein Engagement bei Rotary erhielt er bereits zwei Mal den Paul-Harris-Fellow.