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Eine Reise durch Bosnien & Herzegowina

Rotary baut Brücken für den Frieden

Eine Reise durch Bosnien & Herzegowina - Rotary baut Brücken für den FriedenFotostrecke: Rotary baut Brücken für den Frieden
Die Stari most (Alte Brücke) in Mostar verbindet den muslimisch geprägten Osten der Stadt mit dem katholisch geprägten Westen. Für mehr Impressionen bitte auf das Bild klicken! © Florian Quanz

Nirgendwo auf dem Balkan treffen unterschiedliche Ethnien und Religionen so direkt aufeinander wie in Bosnien und Herzegowina. Wer das Land bereist, erlebt eine faszinierende Nation zwischen Vergangenheitsbewältigung und Aufbruch. Rotary spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Florian Quanz31.05.2024

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2485km legten Arno Kronhofer und Florian Quanz mit dem Auto auf ihrer Reportagereise gemeinsam zurück, davon allein 1887 Kilometer in Bosnien und Herzegowina 

 Arno Kronhofer bleibt für einen Moment stehen. „Das ist er“, sagt er und setzt einen Fuß auf die Brücke in Mostar. Ich folge ihm, wie bereits eine Woche lang, durch ganz Bosnien und Herzegowina. In der Mitte der Brücke steht ein Mann mit rotem Polohemd, der uns bereits anlächelt. Dann höre ich ihn den Namen „Arno“ rufen, und es folgt eine herzliche Umarmung. Nevzet Sefo vom RC Mostar heißt uns auf der weltbekannten Brücke, die die Neretva überspannt, willkommen. „Wie lange ist das jetzt her?“, fragt Nevzet Sefo. Vor meinen Augen zeichnet sich das Bild zweier Freunde ab, die lange auf das Wiedersehen gewartet haben. Arno und Nevzet haben viel zu bereden.


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Ausdruck der Hoffnung

Ich genieße derweil den Blick von der Brücke. Auch für Einheimische ist sie ein beliebter Treffpunkt, verbindet sie doch beide Teile der Altstadt miteinander, die Unesco-Weltkulturerbe ist. Die Brücke steht wie kein zweites Bauwerk für Bosnien und Herzegowina und seine Geschichte. 1993 wurde sie im Krieg von kroatischen Truppen zerstört und danach wiedererrichtet. Sie ist Mahnmal und zugleich Ausdruck der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft.

Inzwischen haben noch Merima Ivković und Srdan Škoro den Weg zu uns gefunden. „Wir warten noch auf unseren Clubpräsidenten Anel Pala“, erklärt Sefo. Kaum hat er dies ausgesprochen, kommt ein lächelnder junger Mann auf uns zu. Nun sind wir komplett. „Schön, dass ihr den Weg zu uns gefunden habt“, freut sich Pala fast überschwänglich. Dann nehmen uns die vier mit auf eine kleine Tour durch die Altstadt. Wir erfahren, dass Pala Künstler ist und Bilder von Mostar malt, die er dann in seinem Laden in der Altstadt vor allem an Touristen verkauft. Seine Bilder sind der besondere Ausdruck von Heimatliebe.

 

Religion spielt keine Rolle

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Jung, dynamisch und die friedliche Zukunft Bosniens im Blick: So präsentiert sich der RC Mostar mit seinen Mitgliedern Srdan Škoro, Merima Ivkovic, Anel Pala und Nevzet Sefo (von links)

Später kehren wir in ein Restaurant ein, um gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen. Es ist die Gelegenheit für Arno und mich, mehr über den Club zu erfahren. Zunächst möchte ich wissen, ob es Spannungen zwischen den einzelnen Ethnien gibt. „Ich persönlich finde die Frage irritierend“, gesteht Anel Pala und blickt zu Srdan Škoro hinüber. Škoro ist orthodoxer Serbe, Pala muslimischer Bosniake. „Die Religion spielt für mich und für uns alle im Club überhaupt keine Rolle. Bis zum Bürgerkrieg haben in dieser Stadt 500 Jahre lang Menschen unterschiedlicher Konfessionen friedlich zusammengelebt. Warum soll das jetzt nicht möglich sein?“ Pala weiß, dass nicht alle in Bosnien und Herzegowina so denken. „Die rotarische Gemeinschaft ist ein gutes Beispiel, wie man den Spaltern in unserer Gesellschaft entgegentreten muss“, ist er überzeugt. Seine Clubfreunde nicken ihm zu. Gemeinsam wollen sie Brücken zwischen den Ethnien bauen. Ethnien, die vor 30 Jahren noch Krieg gegeneinander führten. Das Vorhaben der Rotarier ist keine Selbstverständlichkeit in einem Land, das noch heute unter den Folgen des Bürgerkrieges leidet. Aber es ist ein Vorhaben, welches mir nach einer Woche in diesem Land doch so vertraut ist – dank vieler rotarischer Freundinnen und Freunde.

 

Mario Zovko arbeitete für das UNHCR

Fünf Tage zuvor: Mario Zovko atmet tief durch. „Ich hätte nie gedacht, dass ihm mal so etwas passiert. Er hatte immer Glück in seinem Leben. Und dann das.“ Zovko geht mit Arno, den er schon viele Jahre kennt, ein paar Schritte weiter durch die Altstadt von Tuzla. An einem Denkmal bleibt er stehen. „Hier steht sein Name: Nedim Hodžić.“ Hodžić war sein bester Freund. War. Als am 25. Mai 1995 eine Artilleriegranate in Tuzla einschlug, starben 71 Menschen, darunter auch Hodžić. Andächtig bleibt Zovkos Blick einen Moment am Namen seines Freundes auf dem Denkmal haften. Hass auf andere Ethnien ist Mario Zovko dennoch fremd. „Meine Frau ist muslimische Bosniakin, ich bin katholischer Kroate. Meine Mutter stammt aus Montenegro.“ Seine Familie repräsentiert in Perfektion den Balkan. Diese Diversität hat er auch in seinem Rotary Club. „Selbstverständlich haben wir alle drei Ethnien in unserem Club. Genau das macht Rotary aus, und deshalb trage ich unsere Serviceorganisation auch in meinem Herzen.“ Während andere Männer als Soldaten kämpften, arbeitete Mario Zovko während des Krieges für das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR). „Das war damals die präsenteste Hilfsorganisation in Tuzla, und es erschien mir das Sinnvollste, mich dort zu engagieren.“ Heute ist er ein rotarischer Friedensbotschafter im besten Sinne.

Hier können Sie die Video-Dokumentation zur Reise mit bosnischem Untertitel sehen: 

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„Ich hoffe, dass Elvir auch da ist“, sagt Arno. Kaum hat er die Terrasse des Hotels Paviljon in Bihać betreten, steht ein groß gewachsener Mann an einem Tisch auf. Es ist Elvir Hadžić, den Arno als „Mister Rotary von Bihać“ bezeichnet. Sie pflegen seit Jahren eine ganz besondere Beziehung zueinander. Beide haben eine militärische Vergangenheit. Arno Kronhofer war Oberst des österreichischen Bundesheeres und kurz nach Kriegsende das erste Mal in Bosnien und Herzegowina. Es folgten über 40 weitere Besuche, auch als Governor des Distriktes 1910, der den Osten und Süden Österreichs sowie Bosnien und Herzegowina umfasst. Das Land hat Arno nie losgelassen und ist inzwischen so etwas wie seine zweite Heimat geworden, um die er sich sorgt und kümmert. Elvir Hadžić hat im bosnischen Bürgerkrieg, der von 1992 bis 1995 dauerte, für die Armee der muslimischen Bosniaken als Offizier gekämpft. Bis heute leidet er unter den Folgen einer Verletzung.

„Arno und ich wissen, was Krieg bedeutet. Deshalb sage ich, es darf hier nie wieder Krieg geben“, erklärt Hadžić. Das ist für ihn und seine Clubfreunde Armin Čolić und Adem Salihagić die wesentliche Botschaft zu diesem Thema. Nachfolgend sprechen sie über ihre rotarischen Aktivitäten, die alle Menschen aus der Region zusammenbringen. „Einmal im Jahr sperren wir eine Autostraße, die durch einen wunderschönen Canyon führt, für Spaziergänger und Radfahrer. 700 Leute sind dann gemeinsam unterwegs, und sie kommen nicht nur aus Bihać, sondern auch aus dem benachbarten Kroatien“, erklärt Hadžić. Heute trägt der Straßenabschnitt den Namen „Rotary Canyon“. Der Club pflegt auch vorbildlich den internationalen Gedanken der rotarischen Gemeinschaft. „Wir haben mit dem RC Grosuplje einen Partnerclub in Slowenien und unterstützen den kroatischen Club Gospic“, sagt Armin Čolić. Jede Vernetzung über Ländergrenzen und Konfessionen hinweg ist ein wichtiger Friedensbeitrag in der Region. Das unterstreicht schon die Clubgründung, bei der die beiden Rotary Clubs Banja Luka aus der Republika Srpska und Sarajevo aus der Föderation die Gründungspaten waren. Allein die Verknüpfung der zwei Entitäten von Bosnien und Herzegowina ist ein rotarischer Beitrag zum Frieden.

 

Größtes rotarisches Umweltprojekt in Europa

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Im Zvorniksee liegt ein Boot, das den Plastikmüll aus dem See fischt. Es ist das größte rotarische Umweltprojekt in Europa

Sich über Ländergrenzen hinweg zu vernetzen ist auch Bojan Sarić vom RC Bijeljina nicht fremd. Er steht gerade auf einem Müllsammelboot auf dem Zvorniksee. Der Stausee erlangt immer wieder unrühmliche Bekanntheit durch Fotos, die Massen an Plastikmüll zeigen, die vom Fluss Drina kommend im See landen. Unter Federführung seines Clubs in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Everwave aus Aachen und der finanziellen Unterstützung des deutschen Distriktes 1820 sowie vieler weiterer Rotary Clubs wird der Müll vom Boot aufgesammelt und das Gewässer sauber gehalten.Arno, der gerade mit seinem Handy Fotos von Bojan macht, die er später für sein Facebook-Tagebuch zu dieser Reportagereise verwendet, erklärt: „Das hier ist das größte rotarische Umweltprojekt in ganz Europa. Der Global Grant ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte.“ 191.124 Dollar sind zusammengekommen, wie mir später der Foundation-Beauftragte des Distriktes und Governor nominee Ralf Peters berichtet. 35.491 Kilogramm Müll wurden allein im Jahr 2023 aus dem See gefischt. „Ich möchte das Projekt in meinem Amtsjahr fortsetzen“, sagt Bojan Sarić und unterstreicht die Bedeutung des Projektes.

Ralf Peters, Governor nominee, über die Zusammenarbeit mit den bosnischen Freunden und die Pläne für seine Amtszeit:

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Entwicklung der Kinder fördern

Das Land in eine bessere Zukunft führen, das gelingt nicht nur dank großer Umweltprojekte oder Veranstaltungen, die Regionen und ihre Menschen miteinander verbinden. In Banja Luka und Zenica haben die rotarischen Freundinnen und Freunde sich der Förderung der jungen Generation verschrieben. „Kinder sind die Zukunft. Wir müssen sie fördern, denn je besser sie ausgebildet sind, desto besser wird auch die Zukunft unseres Landes sein“, sagt Biljana Seratlić, die Mitglied im RC Banja Luka-Gloria ist. Gemeinsam mit drei Clubfreundinnen sowie Arno Kronhofer und mir besucht sie die Grundschule Jovan Cvijić. Gleich zwei Projekte haben sie in der Schule realisiert. Die Sanitäranlagen wurden mit Unterstützung des österreichischen Clubs Bruck-Kapfenberg erneuert. Mehr als 40.000 Dollar kamen für dieses Global-Grant-Projekt zusammen. Seratlić und ihren Clubfreundinnen ist die Nachhaltigkeit ihrer Projekte wichtig, weshalb sie sich auch nach Abschluss eines Projektes darüber vor Ort informieren, welche positiven Auswirkungen ihre Unterstützung bisher hatte. Die Grundschule ist zugleich eine von 15 Schulen insgesamt, die Bücher für ihre Bibliothek erhalten hat. Auch hinter diesem Projekt aus dem Jahr 2020 verbirgt sich ein Global Grant in Höhe von 36.000 Dollar. Dass auch hier mit dem RC Feldbach ein österreichischer Club als Partner gefunden wurde, ist kein Zufall. Viele Clubs aus der Alpenrepublik unterstützen Projekte in Bosnien und fördern so zugleich den Zusammenhalt innerhalb des Distriktes.

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Sie lieben die von Rotary finanzierten Märchenbücher: Tiva Mlaco, Luka Plavcic und Hana Skrbic aus Zenica (von links)

Ein ähnliches Projekt startete ein Jahr später der RC Zenica in Kooperation mit dem RC Wien. Auch hier wurden Schulen in der Region Bücher geschenkt. „Wir haben das genau evaluiert. Die Schulen haben für uns dokumentiert, welche gespendeten Bücher wie oft in den ersten zwei Monaten ausgeliehen wurden“, erklärt Harun Imamović. Einen Eindruck von diesem erfolgreichen Projekt können Arno Kronhofer und ich in einer katholischen Schule in Zenica gewinnen. „Während der Coronapandemie haben viele Kinder zu Hause zu wenig gelesen“, erklärt Mensura Begamović, die dieses Projekt mit fast 125.000 Dollar federführend betreut hat und dafür mit einem Paul Harris Fellow ausgezeichnet wurde. Ergänzend zu diesem Projekt bietet der Rotaract Club kostenlose Hausaufgabenbetreuung in der Stadt an.

 

Eine motivierte junge Generation

Haso Hubijar hat sich viel vorgenommen. Gleich mehrere Projekte des RC Sarajevo möchte er uns zeigen, und wir haben uns dafür einen ganzen Tag Zeit genommen. Mit dem Auto geht es nach Goražde. Die Stadt liegt knapp zwei Autostunden südöstlich von Sarajevo. Welches Ansehen die Projekte des Clubs genießen, wird uns spätestens beim Empfang des Bürgermeisters deutlich. Die rotarische Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina hat sich über Jahre hinweg eine hohe Reputation über alle Volksgruppen hinweg erarbeitet. Auch weil Rotary niemanden in der Gesellschaft allein lässt. Das zeigt sich in einer kleinen Fabrik am Rande der Stadt, in der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung arbeiten. „Es ist wichtig, dass sie einen Arbeitsplatz haben. Nur wenn sich alle Menschen akzeptiert fühlen und sich als Teil der Gesellschaft sehen, kann diese in Frieden leben“, weiß Haso Hubijar. Zusätzlich hat der Club in einer Gemeinschaftswäscherei Arbeitsplätze geschaffen. Beide Global-GrantProjekte wurden mit dem Distrikt 1950 umgesetzt. Zusammen wurden mehr als 200.000 Dollar investiert.

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Herzlich willkommen in Sarajevo: Mirza Arslanagic und Daneya Zulum vom Rotaract Club führen Arno Kronhofer und Florian Quanz durch die Altstadt

In Sarajevo warten am frühen Abend die Rotaracter Daneya Zulum und Mirza Arslanagic auf uns. Sie wollen uns die Altstadt zeigen. Wir erleben zwei junge Menschen voller Tatendrang. „Dieses Land bietet für meine Generation so viele Möglichkeiten. Wir müssen sie nur erkennen und nutzen“, erklärt Arslanagic, der gerade seinen Bachelor an der Uni in Sarajevo in Computer-Science gemacht hat. Er und seine Clubfreundin möchten der Gemeinschaft deshalb auch etwas zurückgeben, und Rotaract biete dazu die beste Möglichkeit. „Die Zusammenarbeit mit den Rotary Clubs in der Stadt ist bestens“, erklärt Zulum, die darin einen wichtigen Erfolgsfaktor der Rotaract-Arbeit sieht.

Am letzten Abend in Sarajevo sitzen Arno und ich länger in der Altstadt bei einem Bier zusammen. „Ich finde die Idee eures Governors, die diesjährige Distriktkonferenz in Sarajevo abzuhalten, großartig“, sage ich. „Das ist eine Wertschätzung zum richtigen Zeitpunkt.“ Arno, der sonst immer sofort eine Antwort parat hat, überlegt einen Moment. „Ja, wir müssen die rotarischen Freunde in Bosnien unterstützen, wo wir nur können. Wir von Rotary sind wahrscheinlich die einzige nicht politische Organisation in diesem Land, die von allen akzeptiert wird. Die rotarische Friedensarbeit ist so immens wichtig.“ Seine Worte hallen bei mir nach. „Arno, weißt du was? Das Land braucht ein Rotary Peace Center. Hier in Sarajevo, wo die unterschiedlichen Volksgruppen und Religionen direkt aufeinandertreffen.“ Unsere Augen beginnen zu leuchten. Arno und ich verlassen das Land nach eineinhalb Wochen mit Träumen, Hoffnung und einer Menge Zuversicht im Gepäck.

 

Hier können Sie die Video-Dokumentation zur Reise sehen:

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FÜR MEHR IMPRESSIONEN KLICKEN SIE BITTE HIER!


Ein Drei-Fragen-Interview zur Distriktkonferenz von D1910 in Sarajevo am 22. Juni mit Governor Herbert Pfeiffer lesen Sie unter rotary.de/a23636
Ein Gespräch mit D1910-Governorin elect Erika KrennNeuwirth über ihre aktuellen Rotary-Erfahrungen in Bosnien gibt es unter rotary.de/a23637


Fakten

Die rotarische Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina ist breit aufgestellt und zählt mehr als 350 Mitglieder:

  1. 14 Rotary Clubs
  2. 7 Rotaract Clubs
  3. 4 Interact Clubs gibt es im Land
  4. 11.000 ehrenamtliche Stunden werden von Rotarierinnen und Rotariern in Bosnien und Herzegowina jährlich geleistet

Dayton-Abkommen 

Das Abkommen von Dayton, besser bekannt als Dayton-Vertrag, beendete den Bosnienkrieg (1992–1995). Dieser war ausgebrochen, nachdem sich die Republik Bosnien und Herzegowina nach einem Referendum im März 1992 für unabhängig von Jugoslawien erklärt hatte. Bosnische Serben hatten zum großen Teil das Referendum boykottiert. Im Krieg, der etwa 100.000 Menschen das Leben kostete, standen sich die drei Ethnien Serben (serbisch-orthodox), Kroaten (Katholiken) und Bosniaken (Muslime) gegenüber. Unter Vermittlung der USA wurde das Abkommen am 14. Dezember 1995 unterzeichnet. Darin ist festgehalten, dass Bosnien und Herzegowina als unabhängiger Staat bestehen bleibt und von den Nachbarländern Kroatien und der Bundesrepublik Jugoslawien (heute Serbien) anerkannt wird. Festgelegt wurde zudem, dass sich das Land aus zwei Entitäten zusammensetzt: der Republika Srpska und der Föderation.


3 Fragen an Aleksandar Matic RAC Banja Luka Rotaract-Distriktsprecher für Österreich sowie Bosnien und Herzegowina

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Aleksandar Matic, RAC Banja Luka, Rotaract-Distriktsprecher für Österreich sowie Bosnien und Herzegowina

Ich erlebe eine starke Rotaract-Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina, die ein integraler und wichtiger Bestandteil der rotarischen Familie ist, oder täuscht der Eindruck?

Nein, der Eindruck täuscht nicht. Aber die Coronapandemie hat leider dazu geführt, dass die Rotaracter in Bosnien von den Freunden aus Österreich zeitweise isoliert waren. Ich möchte die Rotaracter aus beiden Ländern wieder näher zusammenbringen und gemeinsame Projekte initiieren. Als Rotaract-Distriktsprecher bin ich in der genau richtigen Position dafür.

Du bist der erste Rotaract-Distriktsprecher, der aus Bosnien stammt. Warum ist dies aus deiner Sicht so besonders?

Ich bringe die Erfahrungen aus beiden Ländern für dieses wichtige Amt mit. Aufgewachsen bin ich in Bosnien, nun lebe ich in Wien. Ich habe in den Niederlanden, in Tilburg und Utrecht, studiert und meinen Abschluss im Internationalen Völkerrecht gemacht. Nun arbeite ich bei einer Flüchtlingshilfeorganisation und helfe geflüchteten Personen aus der Ukraine und religiösen Minderheiten aus dem Mittleren Osten bei der Umsiedlung in die Vereinigten Staaten.

Du hast auch schon als Berater der Delegation der Europäischen Union bei den Vereinten Nationen in New York gearbeitet. Wie bringst du diese umfangreichen Erfahrungen in Rotaract ein?

Gemeinsam mit meinem Distriktteam haben wir in diesem Jahr das Rotaract Vienna Weekend veranstaltet. 70 Rotaracter aus beiden Ländern sind für ein Drei-TagesEvent zusammengekommen. Freitag hatten wir einen Kennenlernabend, am Samstag haben wir dann eine Konferenz des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen simuliert. Hier bot sich für die Teilnehmer die Gelegenheit, bei Rotaract erworbene Fähigkeiten in der Praxis anzuwenden. Das waren spannende Diskussionen auf höchstem Niveau. Meine Erfahrungen auf dem Gebiet der Diplomatie haben bei der Vorbereitung des Events geholfen. Am dritten Tag haben wir uns dann weiteren Themen zugewandt, die Rotaract im Distrikt beschäftigen.