Neues vom RC Bröckedde - Folge 16
Zuspätkommer und Frühgeher
Dezent dümpelte das Meeting im Salon Hindenburg vor sich hin. Rumms. Die Tür ging auf. Herein kam Freund
Wuttke, steuerte mit hochrotem Kopf einen freien Platz an, setzte sich geräuschvoll.
Während er mit der Rechten eilig den Nachtisch verschlang, so weit war man schon, war die Linke eifrig damit beschäftigt, eine SMS ins Handy zu tippen.
Am Präsidententisch murmelte Kassierer Knödler maliziös: „Tja, unser Wuttke. Kommt immer zu spät. Tut so, als ob er in Arbeit erstickt. Dabei hält er sich eine ganze Armee von kostenlosen Praktikanten, die seinen Laden führen.“
Wuttke gehörte zur Fraktion der Zuspätkommer. Diese konkurrierten mit den Zufrühgehern. Angeführt wurde diese Fraktion von Freund Schnarrer, dem Chefarzt. Meist stand er mitten im Vortrag leise auf, hauchte ein „Der OP-Saal wartet“ und entschwand blitzschnell. Auch er war Knödler ein Dorn im Auge: „Bald kommt er noch mit der OP-Maske ins Meeting.“
Übertroffen wurden aber beide von Freund Graf Wolkenklau-Oderbruch. Der kam auch zu spät und ging dafür früher.
Als das wieder einmal passierte, schnaubte Freund Knödler: „Dem schiebe ich jetzt einen Riegel vor.“ Bei seinem Vortrag „Warum der späte Goethe der 15-jährigen Klothilde W. verfiel“ flocht er ein Zitat des Olympiers ein und donnerte es in den Salon Hindenburg: „Wer wegbleibt, läuft das Risiko, dass man über ihn spricht. Und hat nicht die üble Nachrede, wenn sie über einen Abwesenden hagelt, etwas unglaublich Reizendes?“
Das Goethewort lief um im R.C. Bröckedde. Als Knödler das nächste Meeting aufsuchte,
wie immer eine Viertelstunde vor Beginn, da standen die drei schon vor dem Salon Hindenburg. Sie scharten sich eilfertig um Knödler, voll geballter rotarischer Präsenzfreude. Wuttke fragte, ob er beim Tischeindecken helfen könne, Schnarrer (ohne OP-Maske) hatte einen Blumenstrauß zur Verschönerung des Rednerpults mitgebracht. Und Graf Wolkenklau-Oderbruch erbot sich, auch nach dem Meeting noch länger zu bleiben. Er würde gerne Jahresberichte von Inner Wheel verteilen oder die Glocke abstauben.
Knödler setzte sich zufrieden an den Präsidententisch und schnurrte: „Goethe zieht immer noch.“
Am Präsidententisch murmelte Kassierer Knödler maliziös: „Tja, unser Wuttke. Kommt immer zu spät. Tut so, als ob er in Arbeit erstickt. Dabei hält er sich eine ganze Armee von kostenlosen Praktikanten, die seinen Laden führen.“
Wuttke gehörte zur Fraktion der Zuspätkommer. Diese konkurrierten mit den Zufrühgehern. Angeführt wurde diese Fraktion von Freund Schnarrer, dem Chefarzt. Meist stand er mitten im Vortrag leise auf, hauchte ein „Der OP-Saal wartet“ und entschwand blitzschnell. Auch er war Knödler ein Dorn im Auge: „Bald kommt er noch mit der OP-Maske ins Meeting.“
Übertroffen wurden aber beide von Freund Graf Wolkenklau-Oderbruch. Der kam auch zu spät und ging dafür früher.
Als das wieder einmal passierte, schnaubte Freund Knödler: „Dem schiebe ich jetzt einen Riegel vor.“ Bei seinem Vortrag „Warum der späte Goethe der 15-jährigen Klothilde W. verfiel“ flocht er ein Zitat des Olympiers ein und donnerte es in den Salon Hindenburg: „Wer wegbleibt, läuft das Risiko, dass man über ihn spricht. Und hat nicht die üble Nachrede, wenn sie über einen Abwesenden hagelt, etwas unglaublich Reizendes?“
Das Goethewort lief um im R.C. Bröckedde. Als Knödler das nächste Meeting aufsuchte,
wie immer eine Viertelstunde vor Beginn, da standen die drei schon vor dem Salon Hindenburg. Sie scharten sich eilfertig um Knödler, voll geballter rotarischer Präsenzfreude. Wuttke fragte, ob er beim Tischeindecken helfen könne, Schnarrer (ohne OP-Maske) hatte einen Blumenstrauß zur Verschönerung des Rednerpults mitgebracht. Und Graf Wolkenklau-Oderbruch erbot sich, auch nach dem Meeting noch länger zu bleiben. Er würde gerne Jahresberichte von Inner Wheel verteilen oder die Glocke abstauben.
Knödler setzte sich zufrieden an den Präsidententisch und schnurrte: „Goethe zieht immer noch.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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