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Hoffmeisters Fundstücke

Spätsommerliche Farben und Genüsse

Hoffmeisters Fundstücke - Spätsommerliche Farben und Genüsse
© Jessine Hein/Illustratoren

Komposition, Küche, Kunst – aus Italien, über Italien und im Burgenland

Martin Hoffmeister01.09.2022

Der 1936 verstorbene Komponist Ottorino Respighi zählt zu den bedeutendsten italienischen Meistern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere seine programmatisch aufgeladenen, harmonisch breit gefächerten Orchesterwerke sind mittlerweile fester Bestandteil des Konzerte-Kanons. Stilistisch und in der Formgebung eher Vorlagen aus Renaissance, Klassik und/oder Impressionismus verpflichtet, nehmen die Kompositionen ein durch aparte Koloristik, suggestive Melodik und balancierte Proportion. Vorliegende Einspielung aus London versammelt Werke aus sämtlichen Schaffensphasen Respighis und spiegelt in Bilder evozierenden, sensitiv verdichteten Klangtableaus Stadt-, Natur- und Landschaftsimpressionen. Ohne sich in plakativer Klangopulenz zu verlieren, kreierte der Italiener kristallin-luzide, subtil schattierte Tondichtungen, die Orchester und Dirigent in solitärer handwerklicher Manier und mit eindrücklichem Klangsinn zum Leuchten bringen.

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© Rowohlt

„Die Welt ist (ihm) nicht genug“, möchte man dem hochdekorierten Spitzenkoch (Restaurant Wielandshöhe, Stuttgart) Vincent Klink nachrühmen, denn jenseits vielfältigen kulinarischen Engagements reüssiert das Multitalent seit Jahrzehnten überdies wahlweise als (Bestseller-)Autor, Herausgeber, Maler, Bienenzüchter, Musiker, Homme des Lettres und Reisender. Sein aktueller Band über Venedig weist Klink zudem als Italienkenner und famosen Kultur- und Kunstgeschichtler aus, dessen originärer Stil Wissen und Humor vereint mit abgehangener Urteilskraft und Affinität zu sprachlicher Volte. Von Wissensdurst und Entdeckerlust getrieben, kehrt Klink immer wieder nach Venedig zurück, lässt sich flanierend in den Gassen oder im Vaporetto auf Kanälen gleitend inspirieren und hinreißen von architektonischer Größe, wechselndem Licht, von Wasserspielen und Düften. Ob italienische Malerei, Dogenpalast, Kirchen, die Toteninsel San Michele oder Harry’s Bar: Klinks Einlassungen, Beobachtungen und bisweilen messerscharfe Kommentare treffen und spiegeln den Kern seiner Sujets. Von nachgerade olympionikisch-heiterem Zuschnitt ist der Blick des Autors auf die Spezifika von Küche und Servicepersonal. Köstlich!

Seit vergangenem Jahr lenkt der österreichische Geiger, Bratschist und Dirigent Julian Rachlin die Geschicke des Herbstgold-Festivals im burgenländischen Eisenstadt. Mit dem prächtigen Barockschloss Esterházy und dem für seine brillante Akustik gerühmten Haydnsaal stehen dem Musiker denkbar vorzügliche wie authentische Rahmenbedingungen für seine wirkmächtige Klassik-Reihe zur Verfügung. Unter der Überschrift „Leidenschaft“ hat Rachlin für die aktuelle Ausgabe einen vielgesichtigen Konzertreigen programmiert, der Opernaufführungen und Liederabende ebenso umfasst wie Sinfonisches, literarisch-musikalische Aufführungen, Jazz und Weltmusik. Zu den renommierten Gästen der insgesamt 14 Festival-Veranstaltungen gehören Ensembles wie das Chamber Orchestra of Europe, das Ukrainische Jugendsinfonieorchester und die Filarmonica della Scala, Solisten wie András Schiff, das Quatuor Ébène, Sänger Juan Diego Flórez, Schauspieler John Malkovich oder das Quartett um den Jazz-Gitarristen Biréli Lagrène. Herbstgold – ein veritables Kleinod im Kreis der eminenten internationalen Festivallandschaft.

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Carl Blechen: Das Kapuzinerkloster bei Amalfi © Kunstmuseum Winterthur

Nicht allein Künstlern gilt Italien seit je als stimulierender Sehnsuchtsort. Landschaften, Kultur, nicht zuletzt die Gegenwart der Antike machte das Land über Jahrhunderte zum Arkadien für Dichter, Bildungsreisende und Wissenschaftler. Doch Weltkriege, Massentourismus, soziale Umbrüche, gesellschaftlicher Wandel und versehrte kulturelle Kanons ließen das überlieferte, verklärte Italienbild zunehmend bröckeln. Entlang von Arbeiten von Claude Lorrain, Jan Both, Joseph Anton Koch, Carl Blechen, Arnold Böcklin oder Anselm Feuerbach sowie kritischen Gegenbildern der Arte Povera oder zeitgenössischen Werken von Monica Bonvicini oder Luigi Ghirri kontrastiert die Ausstellung des Kunstmuseums Winterthur gegensätzliche künstlerische Perspektiven auf das Land.


  1.  Alessandro Crudele, Respighi, London Philharmonic Orchestra, Linn Records, CD
  2. Vincent Klink, Ein Bauch spaziert durch Venedig, Rowohlt Verlag, 320 Seiten, 25 Euro, Buch
  3. Festival: Herbstgold, Festival in Eisenstadt (Schloss Esterházy), 11.– 25. September, herbstgold.at
  4. Kunstmuseum Winterthur, Italia. Zwischen Sehnsucht und Massentourismus, bis 11. September, kmw.ch, Ausstellung
Martin Hoffmeister

Martin Hoffmeister publiziert regelmäßig in nationalen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Als Redakteur im Kulturressort des MDR-Hörfunk beobachtet er die Musik- und Literaturszene seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im Rotary Magazin empfiehlt er Neuerscheinungen aus dem Kulturleben und Fundstücke von seinen Reisen.

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