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von Martin Hoffmeister |
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... lautet das Motto von Chemnitz für 2025, in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas

An der Seite von 38 weiteren Kommunen aus Mittelsachsen, Erzgebirge und Zwickauer Land präsentiert und feiert die sächsische Industriestadt Chemnitz das gemeinsame Kultur- und Industrie-Erbe der Region mit über 1000 Projekten und Veranstaltungen. Besucherinnen und Besucher erwartet eine vielgesichtige und aufschlussreiche Entdeckungsreise in das Herz ostdeutscher Identitäten, Erfahrungswerte, Erinnerungen und mentaler Verfasstheiten. So rücken in den Fokus insbesondere Menschen, Orte und Projekte, die bislang weniger im Zentrum touristischen Interesses standen – „C the Unseen“. Marginalien erkennen sich als Preziose, Geschichte und Gegenwart bilden ein inspirierendes Spannungsfeld. Die ehemalige sozialistische Vorzeigemetropole Karl-Marx-Stadt zeigt Lust auf Anstrich und avancierte Ideen. In diesem Sinne präsentiert sich das Kulturhauptstadt-Europa-Jahr in Chemnitz auch als Spiegel eines grundlegenden und weitreichenden Transformationsprozesses. Das Veranstaltungstableau umfasst Ausstellungen, Konzerte, Festivals, Theater, Performances, Filme, Debatten, Workshops, Symposien, Lesungen und vieles mehr. Ein Schlaglicht im Folgenden auf vier originäre Highlights.

Trompeter Till Brönner zählt nicht nur zu den Granden der internationalen Jazzszene, sondern gilt auch als stilbildender Fotograf. Zeugnis davon legt die Ausstellung „Till Brönner: Melting Pott“ in der Kahle-Welt im erzgebirgischen Oelsnitz ab. Über ein Jahr reiste Brönner durch das Ruhrgebiet, um Transformation und Neufindung der Region künstlerisch zu konservieren. Eindrücklich, suggestiv und getragen von Empathie präsentieren sich Brönners Porträts von Stahlarbeitern, Kumpels, Verkäuferinnen, Taubenzüchtern oder Revier-Prominenten ebenso wie die Bilder der einschlägigen Industrie-Architektur, von Maschinen und renaturierten Landschaften.

Lokomotiven-Aficionados bietet Europas größtes Eisenbahnmuseum in Chemnitz-Hilbersdorf einen Ort der Superlative. Auf dem 260.000 Quadratmeter umfassenden Areal eines stillgelegten Rangierbahnhofs gilt es, neben 30 historischen Lokomotiven technische Einrichtungen, Vorführungen und diverse Modellbahn-Anlagen zu bestaunen. Ein Rundkurs verspricht dem Besucher überdies Fahrten mit ausgewählten Zügen. Fassbarer ist Industriegeschichte kaum darstellbar. Lokomotiven aus Chemnitz verkehrten einst auf allen Kontinenten.

Garagen stehen seit je für mehr als nur überdachte Autoparkplätze. Sie fungier(t)en ebenso als Gerümpelkammer, Tonstudio, Versteck, Aufbewahrungsraum oder Rückzugsort für Heimwerker. Nicht selten lagert Abgestelltes über Jahrzehnte unberührt, bisweilen vergessen hinter den Toren. So erzählt jede Garage Geschichten, avanciert zum Sujet soziologischer, historischer oder kultureller Betrachtung. Rund 30.000 davon stehen in Chemnitz. Fundstücke daraus bilden den Ausgangspunkt für Kunstaktionen, Workshops, Besichtigungen, Happenings und eine Ausstellung.

Seit dem 19. Jahrhundert und bis zum Ende der DDR galt Chemnitz als idealtypisches Paradigma für Industriegeschichte. Mit der Wende kamen viele Industriezweige zum Erliegen. Es galt, alternative Arbeitswelten zu kreieren. Aufstieg und Fall der Stadt nimmt die Ausstellung „Tales of Transformation“ in den Blick und ermöglicht parallel dazu Vergleiche zu ähnlichen Entwicklungen in anderen europäischen Metropolen wie Manchester, Łódź, Mulhouse oder Tampere.


  1. Ausstellung: Till Brönner – Melting Pott, Kohle-Welt Oelsnitz/Erzgebirge, 13.4.–18.8.25, kohlewelt.de
  2. Museum: Schauplatz Eisenbahn, Chemnitz-Hilbersdorf, März–November 2025, sem-chemnitz.de
  3. Kunstaktionen/Workshops/ Projekte und begleitende Ausstellung: #3000Garagen, Garagen-Campus Chemnitz, April/Mai–Dezember 2025
  4. Ausstellung: Tales of Transformation, Industriemuseum Chemnitz, 25.4.–16.11., industriemuseum-chemnitz.de
Martin Hoffmeister

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