Bröckedde

Der rotarische Adel

von Alexander Hoffmann |
| Lesezeit: 2 Minuten

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Neuerdings erfreute sich die private Ahnenforschung im RC Bröckedde wachsender Beliebtheit, zumal die genealogische Recherche dank des Internets immer leichter wurde. Bei den Familienstammbäumen entspann sich ein regelrechter Wettbewerb, wobei Graf Wolkenklau-Oderbruch im Vorteil war. Er konnte seine Vorfahren bis zur Zeit der Kreuzzüge zurückverfolgen, was ihm mächtig Prestige verschaffte.

Das missfiel Dr. Krümelein, einem überzeugten Republikaner. Also hielt er einen Vortrag über den vierten Kreuzzug, dessen Tiefpunkt 1204 die Plünderung von Konstantinopel durch die christlichen Ritter war. Der Graf beteuerte, sein Vorfahr sei 1204 wegen eines Burn-out-Syndroms auf der heimischen Burg geblieben und habe sich dem Minnesang gewidmet. Doch der Nimbus war dahin.

Um die Atmosphäre zu entspannen, schlug Präsident Pröpke vor: "Konzentrieren wir uns doch auf den rotarischen Adel. Wer von uns kann auf eine familiäre rotarische Tradition zurückblicken?"

Da gab es einige, die schon in der zweiten Generation Rotarier waren. An die Spitze des rotarischen Adels setzte sich aber Kassierer Knödler, dessen Vater und auch der Großvater bei Rotary gewesen waren. Stolz berichtete Knödler: "Schon an meinem zehnten Geburtstag hat mich mein Großvater darauf eingeschworen, dereinst das Amt des Schatzmeisters zu übernehmen – sonst mache und könne das ja keiner im Club."

Da man schon bei den Stammbäumen war, wurde eine Historische Kommission unter Leitung von Dr. Krümelein gegründet, die die Geschichte des RC Bröckedde aufbereiten sollte. So glanzvoll sie war – im Vergleich zu den ersten deutschsprachigen Clubs wie dem RC Wien 1925 und dem RC Hamburg 1928 war der RC Bröckedde leider etwas jüngeren Datums.

Das schmerzte Dr. Krümelein. Doch Pröpke warf ein: "Ein Jahr im RC Bröckedde zählt eigentlich so viel wie fünf Jahre in einem normalen Club. Als Präsident weiß ich, wovon ich rede."

Das gefiel Dr. Krümelein schon besser. Im Vorwort zur neuen Clubchronik schrieb er: "Ideell gesehen ist der RC Bröckedde der älteste Rotary Club Deutschlands, wenn nicht Europas."

"Ist das nicht etwas gewagt?", fragte Pröpke.

Dr. Krümelein blieb unbeirrt: "Nein, das ist eine Art höhere historische Wahrheit."

Alexander Hoffmann

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