Bröckedde

Die rote Sonne von Capri

von Alexander Hoffmann |
| Lesezeit: 2 Minuten

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

 

 

Nach 20 Jahren wechselte im Bröckedder Hof der Pächter. Beim Abschied murmelte der scheidende Wirt gegenüber Präsident Pröpke: „Zwanzig Jahre Kochen für Rotary macht mürbe. Für siebeneurofuffzig pro Menü gibt es halt keine Haute Cuisine.“ Er spielte damit auf die mächtige Sparbrötchenfraktion im RC Bröckedde an.

Sein Nachfolger hieß Angelo, ein charmanter Italiener. Freund Bürzel, Wortführer der Sparbrötchenfraktion, witterte die Chance. „Wollen wir nicht den neuen Wirt gleich in unseren Club aufnehmen?“, schlug er in einer Vorstandssitzung vor. Und fügte an: „Damit kriegen wir sicher einen besseren Service, und vielleicht gewährt uns der neue Freund auch einen Preisnachlass beim Essen.“

Vor allem Letzteres überzeugte die Mehrheit im RC Bröckedde, und bald darauf war Angelo Rotarier. Freund Bürzel meinte hoffnungsvoll: „Jetzt bestellen wir nur noch Pizza mit allem, so eine reicht locker für vier von uns.“

Angelo führte sich schwungvoll ein. Er scharwenzelte bei jedem Meeting durch die Reihen, grüßte den „Dottore“ hier, den „Professore“ dort. Dazu geizte er nicht mit Titeln wie „Avvocato“ und „Ingegnere“. Pröpke wurde zum „Monsignore“ und schritt fortan wie ein Kurienkardinal durch den Salon Hindenburg.

 

Es gab keine Pizza mit allem, dafür begeisterte Angelo die Freunde für seine frischen Langusten und Doraden, sein fantastisches Bistecca alla Fiorentina, seine Pasta mit Trüffeln, seine Primi Piatti und Secondi Piatti, für ein Süppchen hier, ein Salätchen dort, immer umrahmt von unvergleichlichen Weinen.

Bald waren die Freunde überwältigt und badeten in einem mediterranen Lebensgefühl. Unmerklich verlängerte sich dann das Meeting erst auf zwei, schließlich auf drei Stunden.

Eines Tages schaffte man gar den nahtlosen Übergang vom Mittagessen hin zu einem ordentlichen Abendmenü. Freund Bürzel spendierte eine Lokalrunde Grappa, und gemeinsam sangen die Freunde: „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.“

Einzig Kassierer Knödler gab zu bedenken: „Der Durchschnittspreis für ein Menü ist auf 87,66 Euro gestiegen.“

Doch Präsident Pröpke war glücklich: „Egal, Hauptsache, Freund Bürzel fängt an zu leben!“

 

 

Alexander Hoffmann

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