Präsidentenbrief
| Lesezeit: 0 Minuten

Friedensförderndes Verhalten vorleben

Dies sind Zeiten, die förmlich nach Frieden schreien. Der Nahe Osten befindet sich in der schlimmsten Lage seit vielen Jahren. Der Krieg in der Ukraine ist der größte in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, es gibt bewaffnete Konflikte im Sudan und in Teilen von Zentralafrika. Nahezu jeder Kontinent ist von einem großen bewaffneten Konflikt betroffen.

Rotary spielt eine wichtige Rolle bei der weltweiten Förderung des Friedens. Ich sage oft, dass Rotary genauso aggressiv für den Frieden arbeiten muss wie diejenigen, die Krieg führen wollen. Das ist der Geist, der in unserer Zukunftsvision zum Ausdruck kommt: Wir sehen eine Welt, in der Menschen gemeinsam beginnen, nachhaltige Veränderungen zu schaffen – in allen Ländern, in unserer Nachbarschaft und bei uns selbst. Wir dürfen diesen Aufruf nie aus den Augen verlieren – und müssen, um Veränderungen in der Welt herbeizuführen, den Wandel im Inneren fördern.

Lücken schließen

Wir müssen uns gegenseitig friedensförderndes Verhalten vorleben. Wir können etwas Besseres tun als stets die Motive der anderen infrage zu stellen und scharf darauf zu reagieren. Wenn wir Worte hören, die uns belasten oder kränken, haben wir immer die Möglichkeit, mit Mitgefühl und Neugier nach der Absicht dieser verletzenden Worte zu fragen. Und dann haben wir eine weitere Gelegenheit, die Lücke zu schließen.

Wenn wir ein Leuchtturm für die Welt sein wollen, sollten wir damit beginnen, einander so zu begegnen. Helfen wir uns gegenseitig, ein besseres Verständnis und produktive Alternativen zu Worten zu finden, die Schmerz und Misstrauen verursachen. Und lassen Sie uns an unseren Grundsätzen festhalten, aber niemals an der Aufrichtigkeit des anderen zweifeln, Konflikte zu beenden, statt sie anzuheizen.

Ich erinnere mich an die Rede, die der US-Senator Robert Kennedy am 4. April 1968 hielt, jenem schrecklichen Tag, an dem Reverend Martin Luther King Jr. ermordet wurde. Kennedy sprach in Indianapolis vor einem Publikum in einem überwiegend afroamerikanischen Viertel, in dem die Menschen noch nicht erfahren hatten, dass Dr. King ermordet worden war.

Werkzeug des Friedens

Er teilte die schreckliche Nachricht mit. Er würdigte Dr. King für alles, was er für die Sache der Gerechtigkeit und des Friedens getan hatte. Und dann wandte er sich mit diesen Worten an die wütende, trauernde Menge: „Für diejenigen unter Ihnen, die schwarz sind und versucht sind, angesichts einer solchen Tat von Hass und Misstrauen gegen alle Weißen erfüllt zu sein, kann ich nur sagen, dass ich in meinem eigenen Herzen die gleiche Art von Gefühl empfinde. Mit Dr. King wurde auch ein Mitglied meiner Familie umgebracht.“ Es war das erste Mal, dass er öffentlich über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy sprach. Und während in vielen amerikanischen Städten in dieser Nacht die Gewalt explodierte, war dies in Indianapolis nicht der Fall.

Gerade in Zeiten von Krise und Verzweiflung brauchen wir am meisten Mitgefühl. Empathie ist das mächtigste Werkzeug des Friedens, und sie ist unerlässlich, wenn wir die ersten bescheidenen, aber mutigen Schritte unternehmen wollen, um Hoffnung in der Welt zu schaffen.

R. Gordon R. McInally
Präsident von Rotary International

Reden und Aktuelles von RI-Präsident R. Gordon R. McInally auf rotary.org/office-president

Aus dem Magazin

Die Kraft des Singens
12 / 2025
Unter die Haut: Tattoos
11 / 2025
Die Rente ist sicher
10 / 2025
Als Gott auszog – Gedanken zur Umwidmung von Kirchen
09 / 2025
Österreich - Erinnerungen an die Zukunft
08 / 2025
Comeback des Sportvereins
07 / 2025
Man muss Menschen mögen
06 / 2025
Alles auf Anfang
05 / 2025
Cool Japan
04 / 2025
Mut zum Bruch: Deutschland nach der Wahl
03 / 2025
Gehasst oder geliebt?
02 / 2025
Wettrüsten im All: Wie Europa abghängt wird
01 / 2025
08/2024
08 / 2024
07/2024
07 / 2024
06/2024
06 / 2024
05/2024
05 / 2024
04/2024
04 / 2024
03/2024
03 / 2024
02/2024
02 / 2024
01/2024
01 / 2024