Kolumne Peter
von Peter Peter |
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Zur Unterstützung privater Kochkünste ist KI durchaus hilfreich

Alle Welt redet von KI respektive AI. Um Sprachen zu übersetzen, finde ich künstliche Intelligenz nützlich. Oder dann, wenn mir Wikipedia als zu ausufernd erscheint. Aber in der Küche? Auf die Schnelle finde ich bei Google eher banale Hinweise, dass KI mir einen veganen Einkaufsplan zusammenstellen kann. Danke, kann ich selber. Doch bevor ich mich weiter verdaddele, frage ich lieber einen Fachmann. Michael Werber ist studierter Gastrosoph. Er stammt aus einer rotarischen Familie und hat einen Vortrag zum Thema „Wie schmeckt KI?“ ausgearbeitet. Inklusive KI-Menü und KI-Royal-Cocktail!

Ich treffe ihn am Münchner Viktualienmarkt, wo er vorschlägt, zwischen professioneller und privater Anwendung zu unterscheiden. Digitalisierung in der Gastronomie, da stimme ich ihm zu, hat vieles unpersönlicher gemacht. Wer KI einsetzt, kann scheinbar individueller mit geschickten Formeln auf den im Netz buchenden Gast oder Beurteilungen eingehen – ein Gewinn an Gastlichkeit, ja Höflichkeit. So haben wir fast alle schon mit KI zu tun gehabt, auch durch die Rasanz, mit der sich Esstrends verbreiten. Systemgastronomie betreibt „menu engineering“, lässt Speisekarten der Konkurrenz einspeichern, um Neues anzubieten und den Wareneinsatz zu kalkulieren.

Mich interessiert mehr der Profit, den man privat aus KI ziehen kann. Mein ambitioniert kochender Gesprächspartner sprudelt: Erstens gibt KI auf die Frage nach einem Rezept, einer Diät oder Allergenen sekundenschnell Antwort, Suchen im Netz oder Kochbüchern entfällt. Zweitens kann man sich preisgünstige Anregungen holen, wenn man Vorräte oder Reste eingibt, Aromen-Wünsche äußert oder Themen-Menüs anfragt. Praktisch sei auch der datenunterfütterte Entwurf einer Weinreise. Schließlich kann man komplizierte Fragen eingeben und auf die Antwort gespannt sein. Homo ludens – KI ist ein Gesprächspartner, mit dem man spielen kann und der die Illusion einer persönlich auf den Frager zugeschnittenen Antwort vermittelt. Klar, dass KI auf die Fangfrage nach einem Salatrezept nach Hildegard von Bingen hereinfällt – die Äbtissin hatte heftig gegen ungesunden Salat polemisiert – aber dieser historische Lapsus passiert auch Kochbüchern und Blogs. Spannender finde ich meine Aufforderung für ein Spaghetti-Rezept nach Hildegard. Aufgabe gelöst, Diskrepanz der Speisekulturen erwähnt, Dinkelpasta und keine Tomaten eingesetzt. Solche Spagate liebt der Zeitgeist: Ayurveda oder chinesische TCM-Fünf-Elemente-Ernährung mit bayerischen oder Tiroler Bio-Produkten findet wachsende Anhängerschaft. Auch die Nonsens-Frage nach dem schlechtesten 3-Sterne-Restaurant der Welt wird mit Hinweisen auf die umstrittensten Bewertungen pariert. Ansonsten gilt: Wenn die Antwort zu banal klingt, kann man mit „Prompting“ nachschärfen. Originalton Michael Werber: Jede Antwort ist nur so gut wie die Frage! Positiv finde ich, dass man im Gegensatz zum Surfen nicht permanent mit Werbung bom bardiert wird. Überraschend die fast altmodische Textlastigkeit im Vergleich zur Instagram-Bilderflut.

Paradoxe Frage: Macht ausgerechnet KI die Digitalisierung scheinbar menschlicher, indem es wie Spotify in der Musik unsere psycho-kulinarischen Vorlieben ausspioniert und darauf eingeht? Regt sich nicht auch Unbehagen, wenn ein künstlicher Dialogpartner Foodblogs, Kochbücher oder gar Gespräche mit Marktfrauen ablöst und uns Kreativität abnehmen will? Oder ist künstliche Intelligenz einfach ein zusätzliches, schnelles, vor allem für kulinarische Orientierung Suchende nützliches Medium mit Suchtfaktor?

Peter Peter

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