Kolumne Peter
von Peter Peter |
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Vegetarische Anregungen aus der indischen Hülsenfrüchteküche gewinnen auch bei uns immer mehr Anklang. Und zum neuen Jahr sollen Linsen sogar Glück bringen.

 

 

 

Spiccioli, Kleingeld, Münzen! Das wünscht man sich in Italien im neuen Jahr in rauer Menge, auch wenn das in Zeiten von Online-Banking recht anachronistisch klingt. Doch digitale Daten kann man sich kaum als Speise vorstellen, Münzsymbole in Form von vielen, vielen runden Linsen schon. Deswegen ist das beliebteste Silvestermahl südlich der Alpen Cotechino con Lenticchie – eine handwerklich erzeugte und lang geköchelte Schwartenwurst mit winzigen Hülsenfrüchten. Je kleiner, desto begehrter. Die Apenninenhalbinsel hat da einiges zu bieten: die Mini-Lenticchie, die im umbrischen Bergland von Castelluccio in gut 1300 Meter Meereshöhe reifen, oder für Feinspitze und Food-Scouts die begehrten Sorten von den sizilianischen Vulkaninseln Ustica und Pantelleria. Diese Leguminosen werden auch ohne vortägiges Einweichen schnell weich genug und haben so viel Eigenaroma, dass eine mitgekochte Zehe Knoblauch, eine Prise Salz und etwas Olivenöl als Würze ausreichen. Einziger Pferdefuß: Bei den Winzlingen kann sich schon einmal ein Steinchen unter das Erntegut verirren.

 

 

 

 

 

 

 

Auch bei uns in deutschsprachigen Landen tut sich einiges in Sachen Linsen. Es müssen nicht immer die großen blassen Dosenlinsen mit Karotten und Kartoffelstückchen sein (die, aufgepeppt mit Würstchen oder Rauchfleisch und einem beherzten Schuss Essig, in kalten Wintertagen zugegeben wunderbar aufwärmen können). Die fleischliche Paarung, sei es mit Wiener du Puy aus der Auvergne bleiben bissfest und haben ein so feines nussiges Aroma, dass sie sich vorzüglich zu kalten Salaten eignen: etwa kombiniert mit Mozzarellakirschen, in Blutorangensaft mariniertem Stangensellerie, Granatapfelkernen oder ganz bodenständig mit fein gewürfelten Apfelschnitzen.

 

 

 

Auf dem indischen Subkontinent sind Linsen so etwas wie bei uns das tägliche Brot. Daal, eine breiartige Suppe aus mehlig geköchelten rötlichen oder gelblichen Linsen, gewürzt mit Knoblauch, Chili, Ingwer und frisch gestoßenem Garam Masala ist in Nordindien, Pakistan und Bangladesch Grundnahrungsmittel. Nicht selten wird sie mit Papadam, einem hauchdünnen Linsenmehlfladen, aufgetunkt. Diese vegetarischen Anregungen aus der indischen Hülsenfrüchteküche gewinnen auch bei uns immer mehr Anklang – wer Linsen und Rezepte in die Suchmaschine eingibt, landet meist als erstes bei Daal-Ideen. Denn nicht nur für Hindus sind die eiweißreichen Leguminosen eine Alternative zum Fleischverzehr. Auch hierzulande avancieren Linsenbratlinge zu beliebten Veggie-Buletten, findet Backwerk aus glutenfreiem Linsenmehl nicht nur allergiegeplagte Liebhaber.

 

 

 

 

 

 

 

Bleibt die Frage: Wie war das alttestamentarische Linsengericht gewürzt, für das der Jäger Esau sein Erstgeborenrecht seinem Zwillingsbruder Jakob verkaufte? Da weder die Bibel noch der kulinarische Details gerne genüsslich ausbreitende Thomas Mann in seinem Mammutwerk Joseph und seine Brüder sich dazu äußern, können wir nur eines ausschließen: sicher nicht so wie bei dem in London ansässigen israelischen Starkoch Yotam Ottolenghi, der mit seiner „simplen“ thailändischen Linsensuppe, die mit Curry, Tomatenstückchen und Kokosmilch abgeschmeckt wird, Myriaden von Followern zum Linsenlöffeln bekehrt hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Peter Peter

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