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von Martin Hoffmeister |
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Zwei Bücher und eine Ausstellung rund um Nebel, Wasser und Brücken, nordisches Licht, Kunst und Abenteurer. Plus: eine Dokumentation über Joana Mallwitz, Dirigentin in Berlin

Auch das Finale ist brillant: Mit einem Hamburg-Bildband lässt der Mare Verlag mit Sitz in der Hansestadt seine stilbildende Fotobandreihe auslaufen. Dass das Vorzeigeprojekt entlang von Straßenfotografie die Nordmetropole in den Blick nimmt, erklärt sich (fast) von selbst, zumal kaum eine zweite deutsche Großstadt eine vergleichbare Sujet-Varianz aufbietet und mit Dmitrij Leltschuk einer der führenden europäischen

Lichtbildner gewonnen werden konnte. Schwarz-Weiß fungierte als Mittel der Wahl für einen Band, der die Abstraktionsebene im Feld existenzieller Verdichtung und der Extremzustände sucht. Leltschuks Kunst ist Alltag und Alltäglichem gewidmet, eher den harten Realitäten als der glänzenden Oberfläche der Millionenstadt. Über allem liegt die Atmosphäre des Film noir einer stilisierten Verschattung, die höchste Authentizitätswerte generiert. Gesellschaftliche Kehrseiten rücken ins Zentrum: Müll, Verzweiflung, Elend, Armut. Überdies versöhnliche Porträts von Liebespaaren, Reeperbahn, Kneipen, Autoscooter, Märkte und immer wieder Nebel, Wasser, Brücken, Industriearchitektur. Eine Apotheose vergessener Normalität.

„Mittsommer“ – einer der Schlüsselbegriffe und -assoziationen der Nord- Erfahrung. Ebenso wie der

Johannistag am 24. Juni wurde die Sommersonnenwende in Skandinavien mit ausladenden Feierlichkeiten begangen. Heute hat man die Feste zu einem gemeinsamen Event vereint. Licht und Farben in den „Weißen Nächten“ tauchen die Szenerien in eine spezifische Atmosphäre. Die surreale Stimmung überwältigt nicht nur die Feiernden, sondern inspirierte von jeher auch zahllose Künstlerinnen und Künstler zu eindrücklichen Werken. Im Zeitraum zwischen 1880 und 1920 erlebte die moderne nordische Kunst eine Hochphase. Im Spiegel des Sujets präsentiert die Ausstellung auf der Nordseeinsel Föhr einen repräsentativen Überblick über die künstlerischen Entwicklungen und präsentiert entlang von rund 70 Werken die Protagonistinnen und Protagonisten der Szene.

Nicht erst mit seiner aktuellen Publikation hat sich Autor Adwin de Kluyver dem Norden verschrieben, allerdings weitet der vorliegende Band die Perspektive auf das Thema noch einmal um Dimensionen. So erkundet und erzählt der Autor maßgebliche Reisen, Expeditionen und Abenteuer von Forschern, Fantasten und Philosophen vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis ins 20. En passant folgen wir ihm dabei zu den Nord-Hotspots Europas und Nordamerikas.

Joana Mallwitz, Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin, ist eine international gefragte Gastdirigentin, deren Karriereweg, Persönlichkeit und Umfeld Günter Attelns Dokumentation in den Fokus nimmt. Er zeigt die energisch-detailfreudige Musikerin während Proben und Konzerten in Salzburg, München, Paris, Amsterdam, Nürnberg und Berlin. Deutlich herauszuarbeiten versteht er den von Emphase und klaren Vorstellungen getragenen Arbeitsstil einer Dirigentin, die auch um die Kehrseiten von Autorität weiß und bereit ist, sich, ihren Job und das jeweilige Umfeld zu hinterfragen. Offen spricht Mallwitz über Stress und die Schattenseiten des Dirigentinnen-Daseins sowie über ihre zwei Leben als Künstlerin und Familienmensch. Kamera und Regie begleiten Mallwitz, ohne sie oder das Geschehen zu werten. Eine Dokumentation, die idealtypisch Nähe und Distanz zu balancieren vermag.

Martin Hoffmeister

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