Distriktkonferenz
Bilanz und Ausblick — bis nach Afrika
Rückblick, Austausch, Anstoß — die Jahreskonferenz des Distrikts 1850 in Quakenbrück zeigte die Stärke von Rotary und motivierte zu weiteren Anstrengungen.
"Einmal Quakenbrück und zurück" hieß es Ende Juni im Distrikt 1850: Governor Gerd Beckmann hatte in seine Heimatstadt, den Verwaltungssitz der Samtgemeinde Artland aus dem 13. Jahrhundert, eingeladen. Bestes Sommerwetter und rund 100 blankgeputzte Fachwerkhäuser im nahen Umfeld der Oberschule Artland sorgten für den richtigen Rahmen.
Rund 140 Teilnehmer, darunter 30 Rotaracter, waren der Einladung zur Jahreskonferenz gefolgt, was der Club-Aufruf bei der Mitgliederversammlung zeigte. RI-Direktor Urs Klemm überbrachte Grüße von Shekhar Mehta, RI-Präsident.
Zum Auftakt der Mitgliederversammlung präsentierte Gerd Beckmann ein Werte-Tableau. Mitglieder des Distrikts hatten ihm über 70 wichtige Werte genannt, mit denen sie Rotary verbinden — beeindruckend. Darüber hatte der Governor auch bei seinen 85 Clubbesuchen (Rotary und Rotaract Clubs besuchte er gleichermaßen) mit der rotarischen Familie diskutiert.
Prägend für sein Governorjahr sah Beckmann die unglaublich schnell angelaufene Hilfe nach der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal. Er würdigte in seinem Rückblick die zahllosen Hands-on-Aktionen und Spenden, die in kürzester Zeit zusammen kamen. Iko Huppertz, Polio-Beauftragter des Distrikts nannte die Veranstaltung zum Welt-Polio-Tag im Oktober 2021 in Bremen auch überregional bedeutsam und gelungen und erinnerte daran, dass der Kampf gegen die Kinderlähmung nicht aus den Augen verloren werden darf, auch wenn es in der Ukraine und in Afrika einige impfinduzierte Fälle gegeben habe und der Kampf in Afghanistan und Pakistan noch nicht vorbei sei. "Wir haben 19 Millionen Kinder vor einer Lähmung gerettet, dann werden wir mit dem letzten noch verbliebenen Virusstamm auch noch fertig", ist der Arzt Huppertz sich sicher.
Gerd Beckmann wiederum erinnerte daran, die Möglichkeiten der DDF-Mittel auszuschöpfen, derzeit sei noch Luft nach oben in Sachen Spenden-Aufstockung durch die Bill and Melinda Gates Stiftung. Ein weiteres Herzensanliegen seines Amtsjahres war der Bau einer Schule in Ruanda. Insgesamt fast 166.000 Euro kamen dafür zusammen, erste Bauabschnitte entstehen derzeit, berichtete Beckmann. Und weitere Spenden werden dafür gesammelt.
Sein Rückblick umfasste auch die Aktivitäten der Task Force des Governorrates in Sachen Ukraine. So habe der RC Verden seine langjährigen Freunde in Frankreich beim RC Flers und neugewonnene Freunde beim RC Santa Claus in Rovaniemi, Finnland genutzt, um den RC Charkiw zu unterstützen und einen weiteren Partnerschaftspfeiler zu setzen. 40.000 Euro seien bereits über Projekte und Spenden in die Ukraine geflossen, weitere 13.000 Euro stehen noch in der Pipeline. Direkte Eindrücke konnten die Besucher der Konferenz auch von den Ukrainerinnen Mila und Svetlana gewinnen, die mit ihren Kindern in der Samtgemeinde Zuflucht fanden und nun unterstützt werden.
Zwei neugegründete Clubs konnte Gerd Beckmann begrüßen: den RC Spiekeroog-Grüne Insel und den RC Bramsche. Außerdem freute sich der Governor über die tolle Zusammenarbeit mit den Lions, vor allem beim Rotary Lions Distrikt Orchester, das Ende Mai mit zwei Konzerten Premiere hatte. Die Kooperation soll weitergeführt werden.
Gut angelaufen seien auch Bestrebungen für mehr Öffentlichkeitsarbeit. Der Governor selbst hatte zudem über das Jahr hinweg Einblicke in rotarische Erlebnisse über seinen Podcast gegeben. Und bunt wie das Hemd, das er extra für die letzten Sätze seines Berichtes anzog, seien auch die Eindrücke von der Convention in Houston gewesen, berichtete der Governor begeistert. "Das ist etwas, was jeder mal erleben sollte!"
Nach Finanzbericht und Kassenprüfung sowie Entlastung der Verantwortlichen wurden Ulf Müller als Distriktvertreter für den Rotary Gemeindienst (RDG) und Kim Grüttner (beide E-Club of D1850) als Mitglied der Stiftung Der Rotarier bestätigt. Petra Coppenrath (RC Osnabrück-Mitte) berichtete zudem von zwei Foundation-Projekten in Togo und Südafrika sowie einem weiteren, das angeschoben werden soll. Sie warb zudem dafür, Global-Grant-Anträge so früh wie möglich abzugeben. Die Chancen für eine Bewilligung stünden gut.
Der Distrikt dankte zudem mit einigen Ehrungen besonders engagierten Mitgliedern, darunter Freunden vom RC Norderney, die die Aktion "Norderney sagt Danke" angeschoben und organisiert hatten. Fast 100 Wochen Urlaub und viele hundert Gutscheine für Pflegekräfte seien dabei zusammengekommen. Volker J. Poppen vom RC Leer stellte sich schließlich als Governor nominee vor.
Die Zuschauer nutzten die anschließende Mittagspause zum Austausch und zur Information über den End-Plastic-Soup-Experimentierkoffer, den Clubs Schulen zum Thema Umweltschutz finanzieren können, wie auch zum Projekt "Lesen lernen — leben lernen".
Der Nachmittag bot mit Mozarts Streichquartett in D-Dur, vorgetragen von Mitgliedern des Rotary Lions Distrikt Orchesters einen festlichen Auftakt und weitere klangvolle Intermezzi. Zusammen mit den Rotaract-Distriktsprecherinnen Antonia Uthoff (ab 1.7.) und Anne Klemeyer (bis 1.7.) präsentierte Gerd Beckmann Grußworte von Inner-Wheel-Distriktspräsidentin Claudia Friedrich, dem Präsidenten des gastgebenden Clubs Bersenbrück-Altkreis, Bernd Laake, und Samtgemeindebürgermeister Michael Bürgel.
Was gibt es Neues in der rotarischen Welt? Diese Frage beantwortete RI-Direktor Urs Klemm mit einer alten Erkenntnis: "Rotary besteht aus persönlichen Meetings." Und der Gewissheit: Rotary ist am besten und erfolgreichsten "in action". Er informierte über die Programs of Scale, deren zweite Auflage sich mit Mutter- und Kindgesundheit in Nigeria befasst, beschrieb, was in den Pilotregionen für die Organisation getestet wird und wie die Committee-Tätigkeit gestrafft werden soll.
Die Arbeit im Distrikt sei "super und überzeugend. Berufsdienst, Ukraine, Ruanda, Action Day — alles Highlights", lobte er. Auch die Mitgliederzahl entwickle sich in D1850 in die richtige Richtung, wenn auch noch Luft nach oben sei. Er stellte zudem das Motto der neuen RI-Präsidentin Jennifer Jones "Imagine" vor und warb dafür, Rotary attraktiv für alle zu machen, die sich engagieren und ein weltweites Netzwerk bilden wollen. Dabei gelte es, durch bessere Öffentlichkeitsarbeit die Attraktivität und das Image von Rotary zu verbessern.
Er definierte die Herausforderungen für die nächste Zeit: Frieden, End Polio Now, Gesundheit für Mutter und Kind und die Umwelt-/ Klimakrise. Gleichzeitig lud er zum Rotary Institute Anfang November nach Basel ein.
Spannend auch der Rückblick mit einigen Clubs aus dem Distrikt auf den Rotary Action Day: Der RC Osnabrück-Mitte organisierte ein Hühnerhaus samt Bewohnern in einer Schule, der RC Oldenburg baute und verkaufte Vogelhäuser und veranstaltete eine große Bühnen-Show. Die Rotaracter berichteten zudem vom KidsCamp, von Weihnachtskarten-Initiativen oder Kauf-eins-mehr-Aktionen.
Beeindruckend auch die Internet-Schalte nach Ruanda, wo der Basketballer Adrian Breitlauch sich von der Schule in Nyanza meldete, die der Distrikt mit einem Neubau unterstützt. Der junge Mann berichtete vom Baufortschritt, den er im Auftrag des Distrikts und von dessen Partnern unterstützt: Anträge stellen, administrative Aufgaben, die Bauarbeiten vor Ort prüfen. Anfang Juni war Spatenstich, zwölf Klassenzimmer sollen dort entstehen, dazu Toiletten und ein Küchenbau, erste Tiere zur Versorgung sind auch schon da. Für sein Engagement wurde der junge Mann, der den Sommer über in Kigali (Ruanda) trainieren will, mit einem Paul Harris Fellow ausgezeichnet.
Auch die Rotaracter erinnerten an einige Highlights und warben zum Beispiel, mit den Müllsammelaktionen fortzufahren. Rund 5000 Säcke seien noch dafür zur Verfügung. Sie stellten zudem ihre neue Bundessozialaktion MenstruAction vor. Ein Video musste dieses Mal die Stimmung übertragen, die die abwesenden Austauschschülern gern persönlich vermittelt hätten.
Dem Dank des Governors — "ich war gern Euer Governor, aber es ist auch schön, dass nun ein Neuer kommt: mit neuen Ideen und neuem Elan" — folgte die Übergabe der Amtskette an Hans-Günther Gellersen (RC Bad Bederkesa), der vor allem das Thema Mobbing und Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen angehen will. Der RC Westerstede werde dazu Seminare vorbereiten, die jeder Club mit 750 Euro unterstützen könne. Zudem wünsche er sich Mithilfe und Unterstützung, genauso wie Kritik. "Eben: Imagine! Stellt Euch vor, Rotary blüht auf!"
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