Bröckedde - Folge 198
Der Peacebeauftragte
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Anlässlich des rotarischen Schwerpunktmonats „Friedensförderung und Konfliktprävention“ meinte Präsident Pröpke in einer Vorstandssitzung: „Wenn jemand das nötig hat, dann ist es der RC Bröckedde.“ Und Freund Dr. Krümelein schlug vor: „Ernennen wir doch einen Peacebeauftragten, ich wüsste auch schon, wen.“
Das war Weihbischof Woppelshausen, ein rotarischer Freund mit bundesweitem Ansehen, ein warmherziger Mensch, ein großer Versöhner. Zuletzt hatte er den erbitterten Streit über den Umbau des Bröckedder Hauptbahnhofs geschlichtet – am Ende lagen sich Befürworter und Gegner des Projekts schluchzend in den Armen.
Kassierer Knödler war skeptisch. „Bei uns wird das schwierig. Es gibt ja den normalen Streithansel, den fortgeschrittenen Streithansel und den rotarischen Streithansel. Letzterer erreicht ein ungeahntes Niveau. Er ist oft juristisch vorgebildet, intelligent, rhetorisch begabt und mit einem überquellenden Ego versehen.“
Woppelshausen nahm dennoch den Auftrag gerne an und erstellte eine Streithansel-Liste, die ziemlich umfangreich ausfiel. Die betreffenden Freunde lud er zu einem ökumenischen Gottesdienst in den Bröckedder Dom, danach folgte ein inniges Treffen im Stuhlkreis, besonders schwere Fälle erhielten ein Anti-Aggressions-Training.
Eine zweite Liste des Peacebeauftragten enthielt die aktuellen Knackpunkte, die den Club bewegten. Zum einen ging es darum, wer bei der nächsten Nikolausfeier den Nikolaus spielen durfte. Hier lagen die Freunde Wüthrich und Donnerbaum in heftigem Streit. Die Freunde Dünnesel und Lobberich dagegen, die dem Komitee zur Modernisierung des Clubwimpels angehörten, hatten sich wegen der Farben rettungslos entzweit. Dünnesel war für einen Wimpel in Blau, Rot und Gelb, Lobberich kämpfte für Blau, Rot und Türkis.
Woppelshausen fand dafür salomonische Lösungen. Gemäß seinem Vorschlag sollte Wüthrich den nächsten Nikolaus stellen, an seiner Seite würde Donnerbaum als Assistant Nikolaus auftreten. Ein Jahr später sollten sie die Funktionen wechseln. Und für den Clubwimpel schrieb Woppelshausen die Farben Blau, Rot, Gelb und Türkis vor.
Alle waren glücklich. Der Peacebeauftragte setzte ein Protokoll auf, das alle unterzeichnen sollten. Doch der Friedensschluss platzte. Wüthrich, Donnerbaum, Dünnesel und Lobberich zerstritten sich über die Frage, wer als Erster unterzeichnen darf.
Dem friedfertigen Woppelshausen platzte der Kragen. Vor seinem Rückzug in ein Kloster erklärte er Präsident Pröpke: „Was dieser Club braucht, ist eine Uno-Friedenstruppe, aber mit robustem Mandat, inklusive eines Leopard 2.“
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