Neues vom RC Bröckedde - Folge 165
Der Rohdiamant
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Eine Akquise-Aktion des RC Bröckedde führte zu einem ungeahnten Zustrom neuer Mitglieder. Zu ihnen gehörte auch Freund Runzenheimer, ein äußerst erfolgreicher Jungunternehmer. Leider waren seine Umgangsformen noch etwas rudimentär, wie ältere Freunde befanden. Nachdem Runzenheimer wieder mal ins Fettnäpfchen getreten war, seufzte Graf Wolkenklau-Oderbruch: „Wo sind nur seine Manieren? Meine Erziehung hat Tausende gekostet.“
Er sah sich beim nächsten Meeting bestätigt, als Runzenheimer im tiefergelegten Mercedes kam, mit breiten Schlappen, Vierfach-Auspuff und den dumpfen Bässen des Autoradios, die schon von Weitem die Fenster des Salons Hindenburg zum Erzittern brachten. Während des Meetings ließ er dann stolz eine Kopie seines jüngsten Steuerbescheids rundumgehen.
Kassierer Knödler murrte: „So ist das eben, wenn man aus Bröckedde-Ost kommt, wo die Polizei nur zu viert unterwegs ist, wenn überhaupt.“
Präsident Pröpke widersprach: „Bitte keinen Hochmut. Wir wollen uns bei Rotary doch verjüngen, wir wollen uns neue Schichten erschließen, kantige Persönlichkeiten aus der Fülle des Volkes schöpfen!“
Freund Dr. Krümelein pflichtete ihm bei. „Das war in der Geschichte immer so gewesen. Eine neue Schicht wuchs heran, kam nach oben und benahm sich fortan ganz manierlich – bis die nächste neue Schicht von unten nachdrängte.“
Pröpke freute sich: „Genau. Runzenheimer ist ein Rohdiamant, der nur geschliffen werden muss. Wir werden ihm behutsam beibringen, was Manieren sind – nichts Hochgestochenes, sondern eine Kulturtechnik, um das Miteinander angenehm und verträglich zu machen.“
Und so wurde Runzenheimer von Graf Wolkenklau-Oderbruch für ein Wochenende zu einem Crash-Kurs „Manieren“ in das Schlosshotel Bröckedde eingeladen. Runzenheimer fühlte sich pudelwohl. Beim festlichen Dinner stieß er den Grafen in die Seite und meinte mit Blick auf dessen Ehefrau: „Eine wirklich scharfe Braut.“
Doch der Graf blieb gleichmütig und vermittelte Runzenheimer wertvolle Hinweise. Etwa, dass man zum Frühstück nicht in der Badehose erschien und auch nicht den ganzen Obstkorb vom Büfett wegschleppte. Zudem verhalf er Runzenheimer zu der Erkenntnis, dass Fernseher, Bademäntel und die alten Stiche in den Fluren keine Souvenirs, sondern Eigentum des Hotels waren.
Bei der Rückkehr in den Club war der Graf zufrieden. „Unser Runzenheimer hat mächtige Fortschritte gemacht.“ In der Tat glänzte Runzenheimer plötzlich mit erlesenen Umgangsformen. Präsident Pröpke war nur kurz irritiert, als er vor ihm einen Knicks machte und ihn mit einem Handkuss begrüßte.
Graf Wolkenklau-Oderbruch meinte begütigend: „Das schleift sich noch ein.“
Kassierer Knödler allerdings murrte dennoch weiter: „Also, ich finde, wir haben nun genug aus der Fülle des Volkes geschöpft.“
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